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Zumindest meint das Florian Krammer, Professor für Impfstoffkunde an der New Yorker "Icahn School of Medicine at Mount Sinai". Der Steirer, der seit 15 Jahren in den USA lebt und arbeitet, erwartet eher eine Umschichtung von Fördermitteln als generelle Kürzungen. Angesichts des wahrscheinlichen Gesundheitsministers Robert F. Kennedy jr., der sich zwar als Verschwörungstheoretiker und Impfgegner präsentiere, durchaus aber eine Vorgeschichte als Umweltaktivist habe, rechnet Krammer zwar mit Kürzungen bei der Erforschung von Infektionskrankheiten, das aber zugunsten von Bereichen wie Krebsforschung oder Diätologie.
Ähnlich pragmatisch auch die Sichtweise von Christoph Irmscher, Literaturwissenschafter an der Indiana University in Bloomington: "Anti-Intellektualismus hat in den USA Tradition, das ist nichts Neues", meint der gebürtige Tübinger, der seit 30 Jahren in den USA lebt und mittlerweile auch US-Staatsbürger ist. Wissenschaftsskeptische bis -feindliche Rhetorik sei keine Erfindung von Trump und seinen Apologeten, betont er, wenngleich sich die Intensität gegenwärtig allerdings doch erhöht habe, wenn etwa Trumps Vizepräsident J.D. Vance Universitätsprofessoren wörtlich als "Feind" ("The Enemy") bezeichne. Einschüchterung sei denn auch der beabsichtigte Effekt bei Ankündigungen, man würde die Einhaltung der "Redefreiheit" - womit in der Regel die Einbeziehung konservativer bis unwissenschaftlicher Theorien - an den Unis genau prüfen. Derzeit werde man "zugeschüttet mit Dingen, die wir erst verstehen müssen", meint er zu der gegenwärtigen Flut an Ankündigungen. Vieles davon werde sich in der Realität des Alltags allerdings kaum verwirklichen lassen, gibt er sich gelassen, der beabsichtigte Effekt sei eher auf der psychologischen Ebene angesiedelt - die aber sowohl unter den Lehrenden als auch ihren Schützlingen durchaus zu spüren sei.
"Die USA sind ein sehr starkes Forschungsland, vielleicht wird nicht einmal Trump hier Gravierendes verändern können", übt sich auch ÖAW-Vizepräsidentin Ulrike Diebold in Zweckoptimismus. Die Physikerin, die ebenfalls jahrelang an US-Universitäten lehrte und forschte, erinnert sich an Trumps ersten Amtsantritt: "Da habe ich mit Kollegen gesprochen, die National Labs leiten. Die waren damals vorbereitet, dass sie binnen kurzer Zeit 20 Prozent ihres Budgets kürzen müssen, hatten schon Listen mit Personen, die sie entlassen müssen - und dann ist eigentlich nichts passiert, im Gegenteil, der Kongress hat dann sogar das Budget für Forschungsausgaben aufgestockt."