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Kampfläufer (Calidris pugnax) sind Schnepfen-Vögel, die im nördlichen Europa und Asien brüten, und in Afrika sowie Südasien überwintern. Ihre Männchen treten in drei Gestalten auf: Am häufigsten sind "residente" Hähne, die in der Balzzeit schwarze Gefiederkragen tragen. Dann beanspruchen sie eine Paarungs-Arena von etwa einem Quadratmeter Größe und beeindrucken dort das weibliche Geschlecht vor allem durch Aggressivität gegenüber anderen solchen Hähnen. Am Rande der Arenen dürfen sich aber devote "Satelliten"-Männchen mit weißen Krägen aufhalten. Sie haben Sex mit Besucherinnen, wenn die "Residenten" nicht hinschauen. Drittens gibt es "Faeder"-Männchen, die das gleiche Federkleid wie Weibchen tragen und unerkannt am Geschehen teilnehmen.
Das Aggressionsniveau und Durchsetzungsvermögen der "Residenten" wird durch Testosteron hoch gehalten. Dieses Hormon wird vor allem in den Hoden produziert und mit dem Blut im Körper verteilt. "Satelliten"- und "Faeder"-Hähne hatten sogar höhere Testosteron-Mengen in den Hoden (die bei Vögeln im Unterleib vor den Nieren liegen, Anm.) als "Residente", so die Forscher vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien und Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz in Seewiesen (Deutschland). Doch im Blut ist bei den zwei devoten Gestalttypen viel weniger Testosteron vorhanden. Bei ihnen wird es dort von einem "Superenzym" namens "17-beta Hydroxysteroid Dehydrogenase 2" (HSD17B2) nämlich superrasch abgebaut, fanden sie heraus.
"Alle Männchen benötigen Testosteron in ihren Hoden für die Spermienproduktion", erklärte Loveland in einer Aussendung: "Aber das Hormon hat auch andere Effekte, zum Beispiel im Gehirn, wo es aggressives und Balz-Verhalten fördert." Die nicht kampflustigen Männchengestalten der Kampfläufer haben wohl auch mehr von dem Superenzym im gesamten Hirn. Dies hilft wohl, ihre Paarungsstrategie entsprechend zu gestalten, so die Forscherin.