Schweizer Forscher haben untersucht, wie sich von Künstlicher Intelligenz erzeugte Falschmeldungen auf das Wahlverhalten auswirken.
2024 standen in fast 100 Ländern – darunter Österreich, Taiwan, die USA und Senegal – Wahlen an und im Wahlkampf wurde häufig Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Dass KI eine Waffe zur Massendesinformation sein, steht wohl außer Frage, denn wenn diese Technologie auf böswillige Weise – etwa durch Deepfakes und Chatbots – eingesetzt wird, untergräbt sie das Vertrauen der Bürger in die Medien. Bereits jetzt haben KI-gesteuerte Programme die Zuverlässigkeit der Informationen, die wir erhalten, beeinträchtigt.
Doch welchen Einfluss hat dies auf Wahlergebnisse? Nur einen begrenzten, wie eine aktuelle Studie der „Initiative for Media Innovation“ (IMI), die an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) ansässig ist, zeigt.
Verstorbene Politiker zum Leben „erweckt“
Aber auch wenn Wahlen nicht in die eine oder andere Richtung gelenkt wurden, so wollen die Autor:innen der Studie – die Ergebnisse erschienen erstmals in der ersten Ausgabe des IMI-Magazins Décryptage (nur auf Französisch – Anm. d. Red.) – dennoch keine Entwarnung geben: Die Verbreitung manipulierter Inhalte polarisiere, spalte die politische Meinung weiter und schaffe ein Klima des Misstrauens.
So wurden in den USA und der Schweiz etwa Deepfakes im Wahlkampf eingesetzt. In Indien und Indonesien erreichte der Einsatz generativer KI ein bedenkliches Level: Programmierer „erweckten“ bereits verstorbene politische Figuren wieder zum Leben, indem sie Avatare erstellten, die Wähler:innen beeinflussen sollten.
Internationale Regelungen müssen her
Neu ist die Nutzung digital manipulierter Inhalte für Propagandazwecke jedoch nicht. KI habe diese Praxis aber verstärkt, da sie die massenhafte Produktion und schnelle Verbreitung gefälschter Inhalte in einer bisher noch nicht dagewesenen Form ermögliche und dadurch das Vertrauen der Menschen untergrabe.
Die Studien-Autor:innen weisen zudem auf ein Regulierungsvakuum hin, das die freie Verbreitung solcher Inhalte ermöglicht habe. Deshalb sei es wichtig, internationale Regelungen einzuführen und die Medien zur Verantwortung zu ziehen.
Der mächtige Verbündete Bildung
Im Interview mit Décryptage weist Touradj Ebrahimi, Leiter der Multimedia Signal Processing Group der EPFL, auf die Herausforderungen hin, die beispielsweise durch Deepfakes entstehen: „Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Schöpfern der KI-Technologie zur Generierung von Deepfakes und den Entwicklern von Software zu deren Erkennung.“ Deshalb arbeitet seine Forschungsgruppe an der Entwicklung von Systemen zur Identifizierung und Eindämmung der Verbreitung manipulierter Inhalte.
Technologie alleine werde aber nicht ausreichen, warnt Ebrahimi: „Die menschlichen Nutzer sind das schwache Glied – wir müssen sie auf die mit Fake News verbundenen Risiken aufmerksam machen und ihnen Ressourcen zur Verfügung stellen, um die Quellen der Informationen zu überprüfen, die sie erhalten.“ Der wirklich mächtige Verbündete im Kampf gegen Desinformation sei Bildung und diese müsste entsprechend gefördert werden.