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Schweizer Start-up räumt Schrott im Weltraum auf

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Start von Clearspace-1 ist für 2027/28 geplant
©APA/APA/KEYSTONE/GAETAN BALLY
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Am 10. Februar 2009 kollidierten in der Erdumlaufbahn über dem Nordpol zum ersten Mal zwei Satelliten miteinander. Die Kollision zwischen dem US-Kommunikationssatelliten Iridium 33 und dem seit 1995 inaktiven russischen Kosmos 2251 erzeugte ein riesiges Trümmerfeld. Ein Schock für die Raumfahrtindustrie. Der Vorfall inspirierte nicht nur die Handlung des Hollywood-Blockbusters "Gravity" mit Sandra Bullock und George Clooney, sondern auch das Schweizer Start-up Clearspace.

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Das Unternehmen will ein Verfahren zur Beseitigung von Weltraumschrott testen. Dazu wird in Renens im Kanton Waadt ein Raumschlepper mit Greifarmen entwickelt, der Trümmerteile von vergangenen Missionen in der Erdumlaufbahn einsammeln soll. Der Start von Clearspace-1 ist für 2027/28 geplant. Mit einer Rakete wird der Raumschlepper in die Umlaufbahn gebracht, von wo aus er in Richtung des Zielobjekts manövriert.

Das Zielobjekt ist eine abgeworfene Nutzlastverkleidung einer Vega-Trägerrakete. Die Fortbewegung im Orbit wie auch das Einfangen des Objekts mache Clearspace-1 selbstständig, ohne dass ein Mensch steuert, erklärte Mechanismus-Manager Sébastien von Rohr.

Der kontrollierte Wiedereintritt des Weltraumschrotts geschieht über Point Nemo im Südpazifik, dem abgelegensten Ort der Erde. Es ist ein gängiger "Friedhof für Satelliten". Die Mission Clearspace-1 dauert ungefähr ein Jahr und ist so konzipiert, dass der Raumschlepper zusammen mit dem sichergestellten Trümmerteil in die Erdatmosphäre eindringt. Das Raumfahrzeug kann also nur verwendet werden, um ein einziges Stück Weltraumschrott zu entsorgen.

Ursprünglich war der Start 2025 geplant. Aufgrund von technischen und organisatorischen Komplikationen kam es zu Verzögerungen. "Es gibt mehrere Gründe, warum Weltraummissionen oft länger dauern. Wie Ingenieure oft sagen, ist die Physik hartnäckig, also sind diese Probleme besonders schwer zu lösen", sagte CEO und Mitbegründer Luc Piguet. Das Schwierige am Design sei, dass die Teile für ihre vorbestimmte Lebensdauer ohne Zwischenfälle funktionieren müssten. Sobald etwas im Weltall sei, könne es nicht mehr repariert werden.

Clearspace arbeitet bereits an einer Folgemission mit der UK Space Agency zusammen, um in einer zweiten Mission zwei Objekte aufzuräumen und nachzutanken. "Das ist dann bereits ein wiederverwendbares Gerät, das nach der Mission nicht verloren geht. So sind mehr Services im Orbit möglich", sagte Piguet. Außerdem sei ein Programm initiiert worden, welches die Lebenserwartung von Satelliten verlängere. Gemäß Konzept hakt sich der Raumschlepper an einem anderen Satelliten an, um diesen fünf Jahre an einer Stelle zu halten. So operiere er auch ohne Treibstoff an Bord.

Finanziert werden die Projekte von den Mitgliedstaaten der European Space Agency (ESA). Da es sich um neue Technologien handle, sei die Finanzierung über Investoren noch nicht möglich, sagte Piguet.

In jedem anderen Industriezweig, wie dem Straßenverkehr, der Schifffahrt oder dem Luftverkehr, gebe es Maßnahmen und Wartungen, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten. In der Raumfahrtindustrie sei dies noch nicht der Fall. Satelliten würden gestartet, operiert und dann "vergessen". "Die Anzahl von Objekten in der Erdumlaufbahn nimmt exponentiell zu", so Piguet. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass diese Objekte in der Umlaufbahn verbleiben, da die Risiken weiter zunehmen."

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