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Schneefall wirkt Gletscherschwund auf Grönland entgegen

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Massenzuwachs in höheren Lagen, insgesamt aber langfristiger Verlust
©APA/APA/AFP/MYCHELE DANIAU
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Große Teile der arktischen Gletscher schmelzen als Folge der Klimaerwärmung jedes Jahr - vorwiegend weil die Schmelzperiode im Sommer immer länger anhält. Die wärmere Luft transportiert aber ebenso mehr Feuchtigkeit Richtung Norden, was regional zu mehr Schneefall und wiederum zu einem gewissen Zuwachs an Masse führen kann. Das berichtet Geosphere Austria in einer Aussendung im Zusammenhang mit einer aktuellen in "The Cryosphere" veröffentlichten Studie zu diesem Phänomen.

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Ein Geosphere-Forschungsteam zeigte gemeinsam mit internationalen Partnern, dass ein einzelnes, aber sehr intensives Schneefallereignis im Februar 2018 mit anschließend starker Lawinenaktivität zu einem Massengewinn des Gletschers im Messzeitraum 2013 bis 2021 führte. Von 2013 bis 2021 wurde eine mittlere Höhenänderung des Freya Gletschers von plus 0,7 Metern Wassersäule errechnet. Das bedeutet, dass der Gletscher im Mittel neun Zentimeter pro Jahr an Dicke gewonnen hat.

Zum Vergleich: Im Zeitraum 2007 bis 2013 hat der Gletscher dreißig Zentimeter pro Jahr an Dicke verloren. Der Grönländische Eisschild verliert pro Jahr ungefähr elf Zentimeter an Dicke. Der Lawinenschnee von 2018 war in den folgenden Jahren noch an vielen Stellen an der Gletscheroberfläche sichtbar, einzelne Reste sogar noch im Sommer 2024.

Für die Studie wurde erstmals eine direkte Messung des Masseneintrages von Lawinen durchgeführt. "Aus Satellitendaten ist bekannt, dass dieser Effekt vor allem an der Ostküste Grönlands im letzten Jahrzehnt die Massenverluste etwas gebremst hat", sagt Bernhard Hynek, Gletscherforscher der Geosphere Austria. So gewannen die Gletscher stellenweise in höheren Lagen an Masse, während sie diese in tieferen Lagen und insgesamt langfristig verlieren.

Der konkrete Nachweis im Rahmen der Studie erfolgte über Messungen und Auswertung am relativ kleinen Freya Gletscher in Nordost-Grönland, grundsätzlich würden kleinere Gletscher schneller auf Klimaänderungen reagieren. Die so gewonnenen Daten könnten laut Geosphere künftig unter anderem in Klimamodellen verwendet werden, um die Schmelzraten von Grönlands Gletschern und ihren Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels noch genauer abzuschätzen.

Das Ziel des Langzeit-Monitorings am Freya Gletscher ist, den Zusammenhang von Klimaänderungen und Gletscheränderungen in Nordost-Grönland besser zu erfassen und die Massenbilanz der dabei beteiligten Prozesse zu quantifizieren. Dass Lawinen zur Massenbilanz am Freya Gletscher positiv beitragen, wurde schon vermutet, allerdings war bisher nicht möglich, die Größenordnung zu quantifizieren. "Je besser wir diese Vorgänge verstehen, desto besser lassen sich die Folgen mit Klimamodellen abschätzen, zum Beispiel der Anstieg des Meeresspiegels", wurde Gletscherexperte Hynek zitiert.

Photo taken in September 1975 shows Midnight sun on the Jakobshavn Glacier, also known as Ilulissat Glacier, in the Disko Bay, on the western coast of Greenland. Midnight sun, also known as polar day, occurs when the Sun remains visible at the local midnight. (Photo by Mychele DANIAU / AFP)

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