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Palmöl-Zertifikate können unerwünschte Nebenwirkungen haben

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Malaysia ist nach Indonesien der größte Palmölproduzent
©Wikimedia Commons, APA, Malaysia Kini, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0
Eine Analyse unabhängiger Satellitenbilder zeigt eine sinkende Effizienz von Palmölplantagen mit Nachhaltigkeitszertifikat in Malaysia. Das kann Kleinbauern und der Umwelt schaden, zeigt eine Studie der Universität St. Gallen. An und für sich sind Nachhaltigkeitszertifikate positiv. Bei ihnen besteht aber die Gefahr, dass gewisse soziale Aspekte untergehen, wenn etwa zu viel Gewicht auf der Umwelt liegt oder umgekehrt, so der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Mittwoch.

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Ein Team der Universität St. Gallen unter Leitung der Doktorandin Nina Zachlod beobachtete malaiische Ölplantagen mittels Satellitenbildern. Wie die Forschenden in der Zeitschrift "Communications Earth & Environment" zeigen, kann die Zertifizierung zu Effizienzeinbußenzeinbussen führen.

Produzenten aus über 100 Ländern sind in einem Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl zusammengeschlossen. Diese Nichtregierungsorganisation hat etwa in Malaysia alle großen Farmen zertifiziert. Malaysia ist nach Indonesien der größte Palmölproduzent. Deshalb wählte Zachlod dieses Land für ihre Analyse.

Die Forschenden nahmen den Teil der Plantagen, der sichtbar mit Ölpalmen bepflanzt war, als Maßstab für die Effizienz. Sie analysierten frei zugängliche Satellitenbilder der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) zur Bestimmung der von Ölpalmen bedeckten Fläche auf 144 Plantagen an der Nordspitze Borneos.

Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich von 2017 bis 2023 und auf den Zustand vor, während und nach der Zertifizierung. Fast 50 Prozent der beobachteten Fläche gehörte einem Großbetrieb, die andere Hälfte kleineren Pflanzern.

Dabei zeigte sich, dass die Ölpalmen-Bedeckung der Flächen ab 2018 stetig abnahm. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Kriterien für die Zertifizierung veröffentlicht. Demnach ergriffen die Plantagen Maßnahmen zur Vorbereitung der Zertifizierung, die zu einem Rückgang der Effizienz führten, wie sich Zachlod in der SNF-Aussendung mitteilte.

Das Zertifikat schreibt indessen keine Verminderung der Wirksamkeit vor. Der Effizienzverlust ist laut der Studie eine zufällige Folge mit möglicherweise negativen Auswirkungen. Die Plantagenbetreiber könnten deswegen beispielsweise versucht sein, die Anbauflächen zu vergrößern.

"Das ist natürlich nicht der Effekt, den ein solches Zertifikat haben sollte. Zumal die Gefahr besteht, dass Neuanpflanzungen nicht zertifiziert werden", sagte Zachlod. Auch kleinere Lieferanten könnten bei einem Produktionsrückgang in eine schwierige finanzielle Lage geraten.

Um dem entgegenzuwirken, schlagen die Studienautorinnen und -autoren vor, die Kriterien der Zertifizierung anzupassen. Im Fall der Ölpalmen liesse sich beispielsweise prüfen, ob die Richtlinien für den Düngereinsatz oder die Bewirtschaftung der Plantagen geändert werden müssten.

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Malaysia Kini, CC BY-SA 4.0/Malaysia Kini,CC BY-SA 4.0 ,via Wikimedia Commons

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