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Mikroplastik auch in Österreichs Gletscherseen nachgewiesen

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©APA/GREENPEACE/MITJA KOBAL
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Schlechte Nachrichten im Vorfeld des am 21. März begangenen Welttags der Gletscher: Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Analyse hat in allen untersuchten Gletscherseen Mikroplastik nachgewiesen. Die Proben wurden im vergangenen Sommer an der Pasterze, am Osttiroler Schlatenkees, im Schmiedingersee am Kitzsteinhorn und am Hallstätter Gletscher entnommen und an der englischen Universität Exeter ausgewertet. In allen Proben fanden sich Plastikpartikel.

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Insgesamt wurden 13 verschiedene Plastiksorten nachgewiesen, "teils aus Textilien, Verpackungen oder industriellen Anwendungen", hieß es seitens der Umweltschutzorganisation. Diese stammten aus unmittelbaren menschlichen Aktivitäten auf den Gletschern, wie Skifahren oder Wandern, oder seien Resultate von Aktivitäten im nahen Siedlungsraum, wie etwa Gummiabrieb von Autoreifen, der aufgewirbelt und von Wind und Regen über Dutzende Kilometer verfrachtet werden kann. Mikroplastik kann aber auch über die Atmosphäre über weite Strecken transportiert werden und gelangt über Regen und Schneefall auch in extrem abgelegene Regionen. Mikroplastik im Gletscherwasser "birgt nicht nur Gefahren für die direkte Umwelt, Wasserlebewesen und lokale Artenvielfalt, sondern kann auch Trinkwasserquellen in Österreich verunreinigen", so die NGO in einer Aussendung.

Gerade im Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher sei also nicht nur der Kampf gegen die von der Klimaerwärmung verursachte Gletscherschmelze wichtig, sondern auch die Reinerhaltung der Gletscher als wichtiger Wasserspeicher, betonte Greenpeace und rief dazu auf, den Gletscherschutz zu intensivieren: In der Umweltverträglichkeitsprüfung müssten künftig "auch Moränen und Gletschervorfeld geschützt werden und nicht nur das Gletschereis". Weiters wird ein Stopp für Baumaßnahmen auf Gletschern gefordert: "Neue Bagger- und Sprengarbeiten auf Gletschern sollen verboten werden, denn so werden sensible Ökosysteme zerstört und weiteres Mikroplastik freigesetzt."

Die höchste Konzentration von künstlichen Fasern und Partikeln wurde ausgerechnet in einer Probe des Sees an der weit abseits von markierten Wegen gelegenen Gletscherzunge am Schlatenkees in der Venedigergruppe nachgewiesen, wo Polyester, Acrylate, Polyamid, chloriertes Polyethylen und chlorsulfoniertes Polyethylen gefunden wurde. Auch der Kleine Eissee am Hallstätter Gletscher erwies sich als stark belastet. In allen Proben wurden synthetische blaue Fasern, die vermutlich von Jeans stammen, gefunden. Partikel von Mikroplastik dürften u.a. von Polyesterkleidung, PET-Flaschen oder Schuhsohlen stammen. Entnommen wurden Proben auch am Stubaier Gletscher. Beim Versand in das an der Universität Exeter angesiedelte Labor der Greenpeace Science Unit gingen die entsprechenden Probeflaschen jedoch zu Bruch.

Greenpeace Österreich fordert in dem Zusammenhang von der künftigen österreichischen Bundesregierung auch das Festhalten an den Klimazielen und erinnert daran, dass international weiterhin um ein UNO-Plastikabkommen gerungen wird: "Greenpeace fordert, dass bis 2040 75 Prozent weniger Plastik produziert wird." Nachdem im Dezember die fünfte und eigentlich als final gedachte Verhandlungsrunde, bei der im südkoreanischen Busan eine Woche lang Vertreter aus über 170 Staaten beraten hatten, ohne Einigung zu Ende gegangen war, sollen die Verhandlungen vermutlich Ende Mai erneut aufgenommen werden. Während sich eine Koalition aus über 100 Staaten - darunter die Europäischen Union - für eine Obergrenze der Plastikproduktion einsetzt, wollen Ölstaaten wie Saudi-Arabien und Russland das Abkommen bloß auf eine effiziente Abfallwirtschaft fokussieren. Global werden laut UNO jährlich rund 400 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert, Tendenz steigend.

Probenentnahme von Greenpeace aus dem Gletschersee an der Gletscherzunge des Schlatenkees in Osttirol. In allen von Greenpeace untersuchten Gletscherseen wurden Plastikpartikel – teils aus Textilien, Verpackungen oder industriellen Anwendungen gefunden.

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