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Zuletzt war seitens des zuständigen, scheidenden Landeshauptmannstellvertreters Hochbaureferenten Georg Dornauer (SPÖ) erwogen worden, dass die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) den Bau errichten und das Land als Mieter mit Kaufoption auftreten könnte - auch diese Variante ist nun vom Tisch. Gleichwohl gebe es vom Land Tirol ein "eindeutiges Bekenntnis zum MCI als unternehmerische Hochschule", betonte Mattle, seines Zeichens auch Finanzreferent, in einer Stellungnahme. Das Projekt werde jedoch auch aufgrund rechtlicher Bedenken nicht weiter verfolgt. Der zuständige Hochbaureferent solle eine "kostengünstigere Sanierung und Nachverdichtung des bestehenden MCI-Hauptstandortes und der weiteren Standorte umsetzen", teilte der Landeshauptmann mit. Dornauer wird in der kommenden Woche in der Regierung vom neuen designierten geschäftsführenden Tiroler SPÖ-Landesparteivorsitzenden Philip Wohlgemuth abgelöst werden, der auch seine Hochbauagenden übernimmt.
Wohlgemuth sei damit beauftragt worden, die "Sanierung der bestehenden Hauptstandorte des Management Center Innsbruck, insbesondere den zentralen Standort MCI 1, schnellstmöglich umzusetzen." Nach Abschluss der externen Analyse des Tiroler Hochschulstandortes werde die zuständige Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) zudem darlegen, "wo zwischen Tirols Hochschulen inhaltlich und infrastrukturell besser kooperiert werden kann." Für das MCI sollen jedenfalls die im ursprünglichen Projekt vorgesehenen 3.300 Studienplätze abgesichert werden, versicherte Mattle.
"Das MCI ist ein Leuchtturm in der Hochschullandschaft in Österreich", betonte Mattle trotz der von ihm gedrückten Stopp-Taste für den Neubau. Gleichzeitig verwies der Landeshauptmann aber auf die erwähnten rechtlichen Bedenken und die "angespannte finanzielle Situation der Gemeinden und des Landes."
Wohlgemuth, der mit kommendem Donnerstag das rote Ruder in der Regierung übernimmt, begrüßte indes die Entscheidung. Weil die Kosten auf rund 300 Millionen Euro gestiegen seien und auch das Land Tirol unter Spardruck stehe, sei diese "unumgänglich" geworden. Er könne mit dem Entschluss zu Sanierung und Verdichtung "auch gut leben".
Scharfe Kritik nach der Entscheidung Mattles kam von den beiden Oppositionsparteien Grüne und NEOS. "Diese Entscheidung ist ein herber Rückschlag für die Bildungslandschaft Tirols und sendet ein trauriges Signal an Studierende, Lehrende und die Wirtschaft gleichermaßen", meinte Grünen-Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan. Anstatt mutige und zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen, verstecke sich Mattle hinter "vermeintlichen Sparzwängen und rechtlichen Bedenken." Die Grünen forderten von der schwarz-roten Landesregierung eine "klare Darlegung, wie der Hochschulstandort Tirol trotz dieser katastrophalen Entscheidung konkurrenzfähig gehalten werden soll." Zudem wolle man eine transparente Offenlegung der rechtlichen Bedenken und eine Überprüfung der Budgetpriorisierungen.
Die oppositionellen NEOS sahen indes ein "für alle Verantwortlichen blamables Ende" der Causa. Jahrelang seien "auf unprofessionellste Art und Weise Millionen Euro an Steuergeld bei der Planung des MCI-Neubaus verbrannt worden", kritisierte Landtagsabgeordnete Susanna Riedlsperger in einer Aussendung und machte gar eine "Steuergeldtragödie" aus. Aufgrund dieses "politischen Totalversagens" habe Mattle nun die finanzielle Reißleine ziehen müssen. Jetzt gelte es "lückenlos aufzuklären, wer für dieses Polit-Desaster Verantwortung zu zeigen hat."
Der MCI-Neubau, der direkt neben dem Hofgarten errichtet werden soll, beschäftigt die Landespolitik schon seit langem. Seit 2008 gibt es Pläne für einen Neubau. Im Jahr 2018 stoppte der damals zuständige Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) das Projekt, weil eine Kostensteigerung von 80 auf 135 Millionen Euro angenommen worden war. Ein Architekturbüro, das bereits mit der Planung begonnen hatte, wurde daraufhin abgezogen und das Projekt neu ausgeschrieben, juristische Auseinandersetzungen waren die Folge.
Im Vorjahr wurde schließlich von einer Jury ein zweites Siegerprojekt zugunsten des Architekturbüros Henning Larsen gekürt. Anschließend hieß es, dass im Winter 2022/2023 der Baustart erfolgen solle. Später sagte Dornauer, dass sich dieser bis zum Winter 2023 verzögern werde. Im Herbst vergangenen Jahres wurde dem Projekt - angesichts der Innsbrucker Bürgermeister- und Gemeinderatswahl im April - schließlich eine "Nachdenkpause" verordnet, alternative Standorte wurden geprüft. Die Grundstückseigentümerin Stadt Innsbruck bekannte sich zuletzt zum Neubau.
INNSBRUCK - ÖSTERREICH: FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER