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Gleichzeitig schränkte Aschbacher aber auch ein wenig ein: "Es wird auf jeden Fall sehr viel technologische Entwicklung notwendig sein, um das Vorhaben erfolgreich durchzuführen." Dabei sei der Hinflug zum Mars nicht das Hauptproblem, vielmehr gebe es "noch einige Hürden", um einen sicheren Rückflug zur Erde zu garantieren, erläuterte der ESA-Generaldirektor. Über die Entwicklungen der US-Raumfahrt rund um Milliardäre wie dem Trump-Vertrauten und SpaceX-Mastermind Elon Musk oder Jeff Bezos sowie die kommerzielle Nutzung von Raketen wundere er sich außerdem angesichts der enormen Investitionen von Seiten der USA nicht - "im Verhältnis zur EU sprechen wir hier von einem Faktor von fünf zu eins für die USA".
Aschbacher hielt am Mittwoch am Berufsförderungsinstitut Tirol (BFI) in Innsbruck einen Vortrag zum Thema "Österreich und die europäische Raumfahrt". Lob und gleichzeitig etwas Kritik hatte der aus der Gemeinde Ellmau im Tiroler Unterland stammende Aschbacher dabei parat, wenn es um Österreichs "Raumfahrt-Politik" bzw. die Bedeutung der Alpenrepublik in diesem Zusammenhang ging. "'Made in Austria' ist in der Raumfahrt sehr beliebt - der Standort Österreich wird international äußerst gut eingeschätzt", lobte Aschbacher die hiesige Ausbildung, Forschung und Wirtschaft. Er habe etwa vor zweieinhalb Jahren die Medizinerin Carmen Possnig aus Kärnten unter 22.500 Bewerbern ausgewählt, und zur ESA-Ersatzastronautin gemacht. Gleichzeitig verwies Aschbacher aber auch darauf, dass Österreich mit rund 60 Millionen Euro bzw. 1,2 Prozent Anteil am ESA-Gesamtbudget "ruhig etwas mehr" aufwenden bzw. für die europäische Raumfahrt tun könne. Abgesehen davon lobte der Weltraumforscher von Weltformat aber auch beispielsweise Tiroler Unternehmen wie GeoVille aus Innsbruck für ihre wichtige Arbeit.
In seinem ureigensten Bereich hatte der 62-Jährige jedenfalls große Pläne: "Als ESA-Chef ist es mein Ziel, die Organisation schneller und agiler zu machen", erläuterte Aschbacher. Er habe sich seit seiner Amtseinführung um Entbürokratisierung bemüht. Besonders stolz sei er darauf, dass man als ESA in Sachen Erdüberwachung bzw. -beobachtung, also der Sammlung von Erddaten mithilfe von Satelliten, weltweit "führend" sei, sogar noch vor der US-Raumfahrtbehörde NASA. Mit über 33 Prozent des Budgets der ESA, würden in diesen Forschungsbereich aber auch am meisten Mittel fließen. Im Kontext der immer wichtiger werdenden Sicherheit sei dies besonders wichtig, so der ESA-Chef. Daneben präsentierte Aschbacher auch weitere Schwerpunkte der ESA, wie die Projekte rund um die Raketen Vega-C und Ariane 6. Die Schwerlastrakete Ariane 6 sei eine der größten Hoffnungsträger und vor wenigen Monaten erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana gestartet. Für kommende Woche sei der nächste Start geplant, damit werde die "kommerzielle Raumfahrt" durch die ESA eingeleitet.
Der österreichische Weltraumforscher ist seit 1. März 2021 Generaldirektor der ESA, verantwortet damit das rund 7,68 Milliarden Euro schwere Budget der Organisation und steht an der Spitze von mehr als 5.500 Mitarbeitern in verschiedensten Ländern. "Schon als kleiner Bub auf dem Bergbauernhof meiner Eltern in Ellmau war es mein Traum über den Weltraum zu forschen und die ESA zu leiten - und auch heute gehe ich noch jeden Tag gern zur Arbeit", machte der Tiroler im Rahmen des Vortrages auch einen bemerkenswerten Schwenk in die eigene Vergangenheit. Die ESA hat insgesamt 23 Mitgliedsstaaten: Darunter die großen Länder der EU, Großbritannien, Norwegen und die Schweiz. Zuletzt wurde Slowenien Anfang des Jahres in die Organisation aufgenommen. Österreich gehört der europäischen Weltraumorganisation seit 1987 an.
Ein besonderer Fokus des Vortrages lag neben der Zukunft der europäischen Raumfahrt im globalen Wettbewerb auch auf dem heurigen 50-jährigen Jubiläum der ESA. "Im Laufe des Jahres werden mehrere Feierlichkeiten und Events veranstaltet", zeigte sich Aschbacher voller Vorfreude. Die Strategie 2040 der ESA werde darüber hinaus im kommenden Monat präsentiert und veröffentlicht - aktuell könne er darüber noch nicht zu viel sagen, da man "in engen Gesprächen" mit den Mitgliedsstaaten stehe. Sicher sei, dass sich auch die ESA weiter mit der Bewirtschaftung des Mondes sowie der Erkundung des Mars auseinandersetzen werde, blieb Aschbacher dahingehend noch etwas zugeknöpft.
ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher am Freitag, 26. April 2024 anl. einer PK zur Eröffnung des ,,ESA Phi-Lab NET Austria" am Flughafen in Wien-Schwechat.