von
Haben Lehrende selbst Migrationshintergrund, können etwa viele kulturell bedingte Missverständnisse vermieden werden. Zwar gebe es an ihrer PH mit dem Schwerpunkt Diversitätskompetenz den Versuch, alle Studierenden auf möglichst viele Szenarien vorzubereiten und man bringt ihnen nahe, auch Dinge zu erklären, die Menschen mit österreichischen Wurzeln selbstverständlich erscheinen mögen. "Aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn man aus der eigenen Familien weiß, was es bedeutet, diese Unterschiede zu überbrücken", so die Rektorin im Gespräch mit der APA.
So seien Eltern "so gut wie nie desinteressiert" am Bildungserfolg ihrer Kinder, nennt Herzog-Punzenberger eine häufige Fehlinterpretation. Wenn Eltern Schultermine nicht wahrnehmen, liege das vielmehr oft daran, dass sie mit dem System nicht vertraut sind oder glauben nicht gut genug verstehen oder kommunizieren zu können. Dann würden sie lieber jemanden hinschicken, von dem sie ausgehen, dass er das besser kann. Auch Scham, etwa wegen eigener schlechter Erfahrungen mit Schule, könne eine Rolle spielen. "Also alles Dinge, die nichts mit Desinteresse zu tun haben sondern damit, dass man sich nicht abgeholt fühlt so wie man ist."
Es sei für den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen wichtig, dass das Lehrpersonal die Eltern auf ihre Seite hole. "Damit ich das kann, muss ich aber wissen, was die Hürden sind, damit die Eltern überhaupt Vertrauen in das System fassen können." Um dieses Wissen möglichst breit in den pädagogischen Berufen zu verankern, wurde an der PH Wien auch gerade eine Professur für Elternkooperation und Sozialraumorientierung geschaffen.
Insgesamt gibt es beim Thema Diversität in der Lehrerausbildung aus Herzog-Punzenbergers Sicht noch Luft nach oben. Eine Analyse der Curricula vor ein paar Jahren habe gezeigt, dass es für Lehramtsstudierende unabhängig vom gewählten Schultyp nur wenige Pflicht-Lehrveranstaltungen in dem Bereich gab. Pluralität im Zusammenhang mit Migration oder religiöse Vielfalt seien fast nirgends verpflichtend verankert gewesen. "Das ist eine große Lücke." Schließlich sei die gesamte Schulkultur geprägt von der Mehrheitsgesellschaft und damit müsse man bewusst umgehen. So sollten sich aus Herzog-Punzenbergers Sicht auch hier lebenden Familien mit anderem kulturellen oder religiösen Hintergrund repräsentiert sehen können, etwa indem man auch deren unterschiedliche Feste miteinander feiere.