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"Krebs-Psyche" ist ein Mythos

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In verschiedenen Publikationen wird immer wieder behauptet, es gebe eine "Krebs-Psyche". Nichts daran ist wahr. Das hat jetzt ein großes Wiener Wissenschafterteam durch Analyse der Charaktereigenschaften von rund 2.500 Patienten mit onkologischen Erkrankungen herausgefunden.

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"Wir untersuchen die Prävalenz (Häufigkeit; Anm.) von fünf affektiven Temperamenten (depressiv, zyklothymisch/Stimmungsschwankungen, hyperthymisch/Antriebssteigerung, reizbar und ängstlich) in einer großen Stichprobe von Krebspatienten und die Zusammenhänge zwischen Temperament und Krebsart sowie den Einfluss des Temperaments auf das Gesamtüberleben von Krebspatienten", schrieben jetzt Elisabeth Zeilinger (Klinische Abteilung für Hämatologie und Hämostaseologie/MedUni Wien/AKH) und ihre 18 Co-Autoren mit onkologischem, psychologischen und psychiatrischen Fachhintergrund.

Insgesamt handelte es sich um eine Stichprobe von 2.531 Patienten, die in Ambulanzen behandelt wurden. Sie litten an sieben verschiedenen Krebserkrankungen: Brustkrebs, bösartige hämatologische Erkrankungen, Lungenkarzinomen, Bauchspeicheldrüsenkrebs, HNO-Karzinome, Dickdarmkrebs und Weichteilsarkome. Mit in der Psychologie etablierten Fragebögen etc. wurden die fünf verschiedenen Temperamente der Patienten bestimmt.

Die angebliche "Krebs-Psyche" hat eine lange Geschichte. Faktoren jenseits biomedizinischer Krankheitseigenschaften wie sozioökonomischer Status oder psychische Gesundheit beeinflussen die Krebsinzidenz und -mortalität. Ob jedoch die Persönlichkeit einer dieser Faktoren ist, bleibt teilweise unklar. Die Vorstellung, dass die Persönlichkeit die Krebsinzidenz vorhersagt, lässt sich auf Galen (griechischer Arzt; Anm.) im 2. Jahrhundert zurückverfolgen, als er feststellte, dass Frauen mit melancholischen Zügen ein höheres Krebsrisiko haben als nicht-melancholische Frauen. Dies steht im Einklang mit kulturellen und volkstümlichen Überzeugungen, die die Krebsinzidenz mit affektivem Verhalten verknüpfen, was zu stigmatisierenden Mythen wie Assoziationen mit negativen Gedanken oder emotionaler Unterdrückung führt", stellten die Fachleute fest.

Das Problem: Solche Ansichten können zu einem Stigma werden und die Betroffenen benachteiligen. Doch die Realität gibt solche Ansichten einfach nicht her. "Die fünf Typen affektiven Temperaments waren in allen Krankheitsgruppen ähnlich verteilt", fanden die Wissenschafter heraus. Eine der ganz wenigen Unterschiede: In einem paarweisen Gruppenvergleich wurde ein ängstliches Temperament häufiger bei Brustkrebspatientinnen festgestellt. Allerdings zeigten Frauen auch insgesamt mehr Tendenzen zu Ängstlichkeit etc.

Abseits der Persönlichkeit der Betroffenen waren ganz andere "normale" Faktoren für das Schicksal der Patienten ausschlaggebender, so die Wissenschafter: "Das Alter war in den meisten Unterstichproben ein signifikanter Prädiktor für die Mortalität. Das weibliche Geschlecht war in der Gesamtstichprobe ein Schutzfaktor. Das zyklothyme Temperament (Stimmungsschwankungen; Anm.) war in der Gesamtstichprobe ein Risikofaktor für die Mortalität, aber keine andere Temperamentsskala war in der Gesamtstichprobe mit einer kürzeren Überlebensdauer verbunden (...)."

Affektive Temperamente waren in den Unterstichproben meist kein Prädiktor für die Mortalität, mit einer Ausnahme: Das hyperthyme Temperament (gesteigerte Betriebsamkeit, Antriebssteigerung) war in der Unterstichprobe mit Bauchspeicheldrüsenkrebs ein Risikofaktor, deutete also auf eine kürzere Überlebensdauer hin.

"Unsere Studie liefert Beweise, die den Mythos eines krebsspezifischen Temperaments widerlegen. Das Temperament hatte bei Krebspatienten kaum einen Zusammenhang mit der Überlebensrate. Es bestand kein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Krebsarten und unterschiedlichen Temperamentsprofilen", fassten die Wissenschafter ihre Erkenntnisse zusammen.

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