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Gladiator vs. Großkatze: Forscher fanden Hinweis im alten Britannien

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Gladiatoren-Ausstellung (Archivbild)
©APA, dpa
Glaubt man bildlichen Darstellungen und schriftlichen Berichten, ergötzten sich die Römer an blutigen Schauspielen, bei denen Menschen mit Löwen und anderen Raubkatzen kämpfen mussten. Archäologische Nachweise, dass es zu diesen Spektakeln nördlich des Mittelmeers kam, sind aber rar. Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe aus Großbritannien und Irland glaubt nun, einen Beleg dafür zu haben, dass die Spektakel sogar in den entlegensten Winkeln des Imperiums stattfanden.

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Den entscheidenden Hinweis gaben Bissspuren an den Knochen eines mutmaßlichen Gladiators, dessen Skelett in der nordenglischen Stadt York entdeckt und der dort wahrscheinlich vor etwa 1.800 Jahren begraben wurde. Die Spuren stammen von einer Großkatze, wie das Forschungsteam in einem in der Fachzeitschrift "Plos One" erschienenen Artikel darlegt. "Erstmals liegen uns physische Belege für die öffentlichen Inszenierungen des Römischen Reiches sowie die gefährlichen Gladiatorenkämpfe vor", wird der leitende Wissenschafter Tim Thompson von der Maynooth University in einer Mitteilung zitiert.

Eboracum, wie York damals hieß, spielte eine wichtige Rolle im römischen Britannien: als Stützpunkt verschiedener Legionen, aber auch als Siedlung und Residenz des Provinzgouverneurs. Sogar Kaiser hielten sich dort zuweilen auf. Kaiser Septimius Severus starb dort im Jahr 211. Konstantin der Große wurde in Eboracum im Jahr 306 von seiner Armee zum Kaiser ausgerufen. Und obwohl in York bisher kein Amphitheater gefunden wurde, wird angenommen, dass auch dort Gladiatorenkämpfe stattfanden. Stärkster Hinweis darauf ist ein Friedhof aus römischer Zeit, in dem eine auffallend große Zahl von Skeletten junger Männer mit entsprechenden Kampfverletzungen gefunden wurde.

Die Forschenden verschiedener britischer Universitäten sowie der Maynooth Universität in Irland gehen davon aus, dass es sich dabei um Gladiatoren handelte. Eines der Skelette weist Verletzungen auf, die den Wissenschaftern zufolge aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Löwen stammen. Dass ein solches Tier über Tausende Kilometer aus seiner Heimatregion in den Norden des römischen Britanniens gebracht worden sein könnte, halten sie angesichts der Bedeutung, die Eboracum spielte, durchaus für denkbar.

Sie untersuchten die Verletzungen mit Hilfe von 3D-Scans und verglichen sie mit den Bissspuren von lebenden Großkatzen an Tierkadavern in Zoos. Dass sie nicht am Oberkörper, sondern am Becken verursacht wurden, weist den Wissenschaftern zufolge darauf hin, dass es sich nicht um eine klassische Angriffswunde handelt. Falls es ein Kampf und keine Hinrichtung gewesen sein sollte, steht damit auch fest, wer ihn gewann: Der Löwe hatte bereits begonnen, sein Opfer zu fressen.

Eine Besucherin setzt sich am 26.09.2014 im Archäologischen Museum in Frankfurt am Main (Hessen) in der Ausstellung «Gladiatoren. Tod und Triumph im Colloseum» die Replik eines Gladiatoren-Helms auf. Die Ausstellung beleuchtet den Alltag der Kämpfer. Foto: Boris Roessler/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

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