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"Polio mag für viele in Vergessenheit geraten sein, aber es ist nicht verschwunden, und es stellt immer noch eine Gefahr für die Ungeimpften in Europa und allen anderen Regionen der Welt dar", so die Experten. In mehreren deutschen Städten sowie an Orten in Spanien, Polen, Großbritannien und Finnland wurden kürzlich Polioviren in Abwasserproben entdeckt.
Bei den Erregern handelt es sich demnach nicht um den Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen. Die abgeschwächten Impfviren können von Geimpften bis zu sechs Wochen lang ausgeschieden und weiterverbreitet werden. Sie können sich so verändern, dass sie unzureichend geimpfte Menschen potenziell krank machen können.
Poliomyelitis ist eine hoch ansteckende Krankheit. Vollständig Geimpfte sind sehr gut gegen eine Erkrankung geschützt. Für nicht ausreichend geimpfte Personen kann eine Erkrankung zu dauerhaften Lähmungen führen. Verdachtsfälle auf die Krankheit waren zuletzt weder in Deutschland noch in anderen betroffenen Ländern in Europa bekannt.
Das ECDC schätzt, dass zwischen 2012 und 2021 etwa 2,4 Millionen Kinder in Europa im Alter zwischen 12 und 23 Monaten nicht die drei erforderlichen Impfdosen erhalten haben. Nach aktualisierten Schätzungen kämen für die Jahre 2022 und 2023 weitere 600.000 Kinder hinzu, die möglicherweise nicht geimpft worden seien.
"Eine Zukunft ohne Polio bleibt unser Ziel, aber es ist keineswegs eine Gewissheit", meinen Rendi-Wagner und Kluge. Jedes Land müsse daher aufmerksam bleiben, um Polioviren frühzeitig zu entdecken. Dafür seien gute Überwachungssysteme wichtig. Wenn sich das Virus ausbreite, müssten Länder in der Lage sein, schnell zu reagieren. Außerdem sei es wichtig, jedes Jahr hohe Impfquoten zu erzielen - bis Polio weltweit ausgerottet sei.