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FWF-Chef: Offenheit für Auslands-Kooperationen "überlebensnotwendig"

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Gattringer sieht Potenzial für breiter aufgestellte Spitzenforschung
©APA/APA/HANS KLAUS TECHT/HANS KLAUS TECHT
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Die unsichere Regierungszukunft sowie geopolitische Herausforderungen ließen die heimische Forschungscommunity zuletzt immer wieder unterstreichen, die Nation müsse aufgeschlossen und vernetzt bleiben: "Für ein kleines Land wie Österreich" sei die Offenheit für internationale Zusammenarbeit "überlebensnotwendig", sagte FWF-Präsident Christof Gattringer zur APA. Der Wissenschaftsfonds hält am Donnerstag in Wien eine Veranstaltung zur Zukunft der Grundlagenforschung ab.

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Die Abhängigkeit Österreichs von internationaler institutioneller Kooperation zeigt sich laut dem FWF-Chef beispielsweise klar beim Vergleich mit Deutschland: Der Anteil der von der "FWF-Schwesterorganisation", der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, geförderten Einzelprojekte, die eine oder mehr internationale, monetär "substanziell beitragende" Partnerinstitutionen an Bord haben, ist wesentlich niedriger als jener beim FWF: Im Nachbarland sind es knapp über drei Prozent, hierzulande fast 18, erzählte Gattringer. Die grenzüberschreitenden Kollaborationen auf individueller Ebene liegen natürlich viel höher. Aber: "In einem so großen Forschungsökosystem, wie es in Deutschland existiert, findet man zu jedem Thema Expertise im eigenen Land - man findet finanziell unterstützende Partnerinstitutionen oder auch Einrichtungen, die z.B. Teile der Experimente übernehmen können. In Österreich sind wir stärker auf internationale Kooperationen angewiesen."

Beim "FWF Think Beyond Summit" am Donnerstagabend steht auch die Frage im Raum, wie sich Österreich bei der Spitzenforschung breiter aufstellen kann. Im Zuge der Initiative "excellent=austria" wurden bisher neun Exzellenzcluster eingerichtet - zu unterschiedlichsten Forschungsthemen. "Über weitere Bewilligungen können wir erst ab 2027 reden", sagte Gattringer. Wie viel neue Cluster dann gegründet werden könnten, hänge von den im kommenden Jahr startenden Budget-Verhandlungen mit dem Ministerium ab. Der FWF-Chef sieht aber noch entsprechendes Potenzial: "In manchen Bereichen gibt es wichtige neue Entwicklungen, und man kann stellvertretend für mehrere ähnliche Bereiche die neu gegründeten Institute der ÖAW (Akademie der Wissenschaften, Anm.) nennen, die als Nukleus für zukünftige Cluster dienen können."

"Wir haben punktuell sehr gute Disziplinen", meint der gebürtige Wiener u.a. unter Verweis auf die mit Nobelpreisen geehrten und in Österreich entstandenen Beiträge aus der Physik von Anton Zeilinger und Ferenc Krausz. "Aber die volle Breite ist noch nicht erreicht." Ob das im vollen Umfang gelingen könne, sei fraglich. Aber es gebe "jedenfalls Verbesserungsmöglichkeiten". So sei es sinnvoll, etwa das Feld der Künstlichen Intelligenz (KI) - als eines von vielen - "aus strategischen Gründen gut weiter auszubauen: Wir haben ja alle verfolgt, wie rasend schnell sich das Thema entwickelt und wie viel Geld die Privatindustrie hier in die Hände nimmt, um Grundlagenforschung zu betreiben".

Seit 40 Jahren fördert der FWF bereits Auslandsaufenthalte von Nachwuchsforschenden mit "Erwin Schrödinger Stipendien". Seit 1985 wurden darüber rund 3.500 Forschende unterstützt. Doch im Zuge der Corona-Pandemie gab es einen gut nachvollziehbaren Antragsknick. "Wir sind noch immer nicht ganz zurück auf dem Vor-Corona-Niveau", so Gattringer. Der internationale Austausch für den Nachwuchs sei wichtig. Gattringer hat als Teilchenphysiker selbst elf Jahre im Ausland verbracht: "Das sind sehr prägende Jahre. Man knüpft Kontakte, gewinnt neue Ideen gewinnt und bringt diese wieder mit." Aber auch das Anziehen von internationalen Spitzenforschenden sei wichtig: "Das gelingt derzeit eigentlich ganz gut."

Heuer erstmals vom FWF vergebenen werden "ASTRA"-Preise als Förderung von Nachwuchs-Spitzenforschung, die gemeinsam mit dem Wittgenstein-Preis im Juni überreicht werden. Mit 222 erhaltenen Anträgen für die neue Förderschiene - ein Nachfolgeprogramm der bisherigen START-Preise sowie der Elise-Richter-Förderungen für Frauen - gab es mehr Nachfrage als erwartet. Bei den START-Preisen hatte sich die Zahl der Bewerbungen zuletzt im Schnitt bei 120 pro Jahr eingependelt, so Gattringer, nur ein Drittel davon stammte von Wissenschafterinnen - nun in der aktuellen Ausschreibung liege der Frauenanteil bei knapp über 50 Prozent. Man sei daher "guter Hoffnung", nun auch tatsächlich die Hälfte der 18 ASTRA-Auszeichnungen an Forscherinnen vergeben zu können.

Was eine auf Einsparungen abzielende US-Forschungspolitik unter Präsident Donald Trump für Europas und auch Österreichs Forschung bedeutet, sei noch zu früh einzuschätzen, so Gattringer. Eine Leseart sei, dass Europa von US-Forschenden mit Vorsicht behandelt werde, weil Europa eventuell auch wirtschaftlich unter Druck komme und dann auch hier weniger Forschungsmittel zur Verfügung stünden. Andere würden aber auch schon von vermehrten Anfragen von jungen Personen aus den USA berichten, die gerne nach Europa kommen würden. "Mir ist noch nicht ganz klar, in welche Richtung das Pendel ausschlagen wird. Aber dass es etwas im System rumort, ist unbestritten." So liegt derzeit auch ein zwischen dem FWF sowie weiteren europäischen Partnern und der US-National Science Foundation ausverhandeltes "Memorandum of Understanding", u.a. zu gemeinsamen Ausschreibungen, auf Eis.

Angesichts der andauernden Koalitionsverhandlungen im Inland stellt sich auch die Frage, wie es um anstehende forschungspolitische Aufgaben bestellt ist, etwa die Neuerstellung des "FTI-Paktes" 2027-2029 - eine mehrjährige Finanzierungsvereinbarung für die zentralen Forschungsförderagenturen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes. Oder um einen Beschluss zur Zukunft des heuer auslaufenden Fonds Zukunft Österreich (FZÖ). "Man muss beides schnell angehen", so Gattringer hoffnungsvoll.

ZU APA0187 VOM 13.3.2023 - FWF-Präsident Christof Gattringer am Montag, 13. März 2023, im Rahmen einer Pressekonferenz anl. der "Bekanntgabe der Cluster of Excellence - Österreichs Leuchttürme der Spitzenforschung" in Wien.

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