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"Bei Frauen mit schwerer Aortenstenose war die Häufigkeit von Todesfällen, Schlaganfall oder erneutem Krankenhausaufenthalt nach einem Jahr bei TAVI (Ersatz der Aortenklappe per Kathetereingriff; Anm.) niedriger als bei einer Operation", fassten die Wissenschafter, unter ihnen auch Kardiologen und Herzchirurgen der MedUnis in Wien und Innsbruck sowie von der Universitätsklinik in St. Pölten, ihre Ergebnisse im "European Heart Journal" (doi: 10.1093/eurheartj/ehaf133) zusammen.
Der Hintergrund: Aortenklappenstenosen treten mit zunehmendem Alter immer häufiger auf. Früher war das Implantieren einer künstlichen Herzklappe in einem großen chirurgischen Eingriff samt vorübergehender Stilllegung der Funktion des Herzens und der Verwendung einer Herz-Lungen-Maschine zur Sauerstoffversorgung der Patienten die einzige verfügbare Strategie. Längst nicht alle Betroffenen wurden wegen der relativ häufigen und schwerwiegenden Komplikationen sowie wegen des Risikos während der Operation selbst auf diese Weise versorgt. Dann kamen allerdings die Kardiologen und die Medizintechnik mit immer ausgeklügelteren Kathetersystemen, bei denen ohne großen Eingriff von außen eine neue Aortenklappe über Blutgefäße "installiert" werden konnte und so das lebensgefährliche Problem behoben wurde.
Die Wissenschafter bemühten sich jetzt, die Resultate der beiden Strategien speziell bei Frauen zu bestimmen. "Obwohl Frauen mit schweren Aortenklappen-Verengungen und Symptomen bei chirurgischer Versorgung mit einer neuen Aortenklappe öfter Komplikationen haben als Männer, sind sie in klinischen Studien unterrepräsentiert", schrieben die Wissenschafter.
Deshalb wurde die sogenannte RHEIA-Studie organisiert. 48 Behandlungszentren in Europa nahmen 443 Patientinnen in die Untersuchung auf. 420 von ihnen wurden per Zufall einer von zwei Gruppen zugewiesen. Eine Hälfte wurde herzchirurgisch versorgt, die andere Hälfte per sogenannter TAVI-Intervention mittels Katheter über die Oberschenkelarterie. Das mittlere Alter der Probandinnen lag bei 73 Jahren. Beurteilt wurde kombiniert die Gesamtsterblichkeit (alle Ursachen) von Schlaganfällen oder Wiederaufnahmen ins Spital wegen Herzklappen- oder anderer mit der ursprünglichen Behandlung in Verbindung stehender Probleme. Der Beobachtungszeitraum betrug ein Jahr.
Die Resultate sprechen eindeutig für die Katheterintervention bei Frauen mit Aortenklappen-Verengungen. Insgesamt betrug die Häufigkeit der genannten Probleme in der Gruppe der per Katheter versorgten Patientinnen 8,9 Prozent. Bei den operierten Patientinnen lag die Häufigkeit der Probleme bei 15,6 Prozent. Der Unterschied war statistisch signifikant.
Im Detail betrug die Gesamtmortalität in der herzchirurgisch versorgten Gruppe zwei Prozent, was mehr als das Doppelte der 0,9 Prozent jener Frauen bedeutete, die einen Kathetereingriff hatten. Bei den Schlaganfällen war die Komplikationsrate mit 3,3 Prozent (TAVI) und drei Prozent (Operation) praktisch gleich. Allerdings mussten 11,4 Prozent der wegen Aortenklappen-Problemen chirurgisch versorgten Patientinnen innerhalb eines Jahres wieder ins Spital aufgenommen werden. Das war in der Vergleichsgruppe mit Katheterintervention bei 5,8 Prozent der Fall.
ST. PÖLTEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
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