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"Die Doppler-Sonografie kann den Blutfluss in den Gefäßen im Gehirn erfassen", sagte Jörg Jüngert, Stellvertretender Leiter der Sektion Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), bei einer Pressekonferenz der deutschen Fachgesellschaft.
Die Anwendung der ohne Strahlenbelastung mit Schallwellen funktionierenden Sonografie hat in der Kinderheilkunde in den vergangenen Jahren besonders große Verbreitung gefunden. Ultraschallgeräte sind auch in niedergelassenen Arztpraxen sehr oft verfügbar. Für eine schnelle Abklärung eines Krankheitsverdachts bei Babys ist das außerhalb von Kliniken von großem Vorteil. Weltweit große Beachtung fand beispielsweise die ehemals in Wien erstmals entwickelte Ultraschall-gestützte Lokalanästhesie bei Kindern nach Verletzungen.
Doch die Entwicklung geht weiter. "Man kann bei Neugeborenen und Babys per Ultraschall das gesamte Gehirn darstellen. Die Sonografie spielt hier eine zentrale Rolle", sagte Jüngert. Bei der Ultraschalluntersuchung des Gehirns nutzen die Ärzte den Umstand, dass nach der Geburt bei Säuglingen das Schädelskelett mit den Fontanellen, den Gewebespalten am Kopf, noch nicht verknöchert und somit für den Ultraschall durchlässig ist.
Der Oberarzt an der Kinder- und Jugendklinik der Universitätsklinik Erlangen verwies aber auf ein Problem, das bisher bestand: "Die Gewebedurchblutung oder kleinste Gefäße mit geringer Fließgeschwindigkeit konnten jedoch mit diesem Verfahren nicht immer ausreichend dargestellt und charakterisiert werden."
Das hat sich in der jüngsten Vergangenheit geändert und macht auch das Abklären eines Schlaganfallverdachts sogar bei Neugeborenen möglich. Der Experte: "Hier kann eine kontrastmittelverstärkte Sonografie direkt am Krankenbett weiterhelfen."
An sich wäre eine Magnetresonanztomografie (MRT) das entscheidende Verfahren. Doch das setzt die Verfügbarkeit solcher Geräte voraus, ist mit dem Transport kleiner Babys und der Gabe von sedierenden Medikamenten zur Ruhigstellung während der Untersuchung in den Geräten verbunden.
An der Klinik in Erlangen kam bei einem Schlaganfallverdacht bei einem Baby vor kurzem erstmals die kontrastmittelverstärkte Sonografie zum Einsatz. Das Kontrastmittel besteht aus mikroskopisch kleinen Gasbläschen mit einer Fetthülle, die sich später auflösen. Das ungefährliche Gas wird dann von dem Kind ohne sonstige Effekte ausgeatmet.
"Ein handelsübliches Ultraschallgerät mit spezieller Software ermöglicht es, die Durchblutung des Gehirns in Echtzeit zu visualisieren und mithilfe eines speziellen Analyseverfahrens kleinste Gefäße zu charakterisieren. Dieses Verfahren wird als Ultrasound Localization Microscopy (ULM) bezeichnet", stellte die DEGUM anlässlich der Pressekonferenz am Montag fest.
Der Schlaganfall gilt an sich als Erkrankung von älteren Menschen - jedoch erleiden beispielsweise jährlich in Deutschland bis zu 200 Neugeborene ein solches akutes neurologisches Ereignis. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Frühgeborenen. Die hochauflösende Sonografie ist auch ein wichtiges bildgebendes Verfahren zur Erkennung von krankhaften Veränderungen des Gehirns bei Früh- und Neugeborenen. Ein vorläufiges Manko: In Europa ist die Mikroskopie-Sonografie mit dem Gasbläschen-Kontrastmittel noch nicht regelrecht zugelassen. In den USA wurde sie beispielsweise zur Untersuchung der Durchblutung der Leber bei Kindern entwickelt.