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Erfolge auch bei schwierigen Brustkrebsformen

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Hoffnung nun auch für schwere Fälle
©APA/APA/dpa/Hannibal Hanschke
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Brustkrebs, bei dem das Karzinom weder auf Wachstumsimpulse durch Hormone oder andere Faktoren für ein rasches Wachstum angewiesen ist, galt lange Zeit als ausgesprochen schlecht behandelbar. Mittlerweile hat sich dieses Bild vom "triple negativen Mammakarzinom" deutlich gewandelt, betonte jetzt die deutsche Gynäkologin und Brustkrebsforscherin Sibylle Loibl in einem Gespräch mit der APA.

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Etwa 70 Prozent der Mammakarzinome sind hormonabhängig. Sie weisen an ihrer Oberfläche Rezeptoren für Östrogen bzw. Gestagen auf und sprechen auf eine medikamentöse antihormonelle Therapie an. Etwa 15 Prozent besitzen vermehrt sogenannte HER2-Rezeptoren und können mit dagegen wirkenden monoklonalen Antikörpern (Trastuzumab etc.) gut behandelt werden.

"Zehn bis 20 Prozent der Mammakarzinome sind triple negativ, weisen also keine Hormon- oder HER2-Rezeptoren auf", sagte Sibylle Loibl, wissenschaftliche Leiterin der German Breast Group, aus Anlass der derzeit in Wien stattfindenden Internationalen St. Gallen Brustkonferenz (12. bis 15. März; rund 4.000 Teilnehmer), bei der die aktuellsten Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet diskutiert und ein Konsens für die klinische Praxis gefunden werden soll.

Entscheidend für den späteren Behandlungserfolg ist natürlich die frühe Diagnose einer Brustkrebserkrankung, womit die regelmäßige Teilnahme möglichst vieler Frauen an den Früherkennungs-/Screeningprogrammen per Mammografie besondere Bedeutung erlangt. Im Falle des Falles kommt es aber schon im Rahmen der Diagnosestellung auf eine optimale Bestimmung von Art und Stadium der Erkrankung an.

Die deutsche Wissenschafterin, mit zahlreichen anderen Experten auch federführende Autorin der aktuellen Richtlinien zu Brustkrebs im Frühstadium der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO): "Im Rahmen der Untersuchung der Gewebeprobe aus der Biopsie wird auf die Hormon- und HER2-Rezeptoren und auf den Zellteilungsmarker Ki-67 untersucht." Bei Brustkrebspatientinnen im Alter von weniger als 60 Jahren oder auch unabhängig vom Alter bzw. bei einer entsprechenden Familiengeschichte werden die Patientinnen auch auf Mutationen in den Brustkrebsgenen (BRCA1/2; Anm.) getestet.

Liegt ein triple negatives Mammakarzinom im Frühstadium vor, kann eine medikamentöse Behandlung noch vor der Operation ("neoadjuvant") einen entscheidenden Beitrag zum langfristigen Überleben der Betroffenen leisten. In den vergangenen Jahren ist die neoadjuvante Therapie in der Onkologie insgesamt immer wichtiger geworden. Das ultimative Ziel: Durch Chemotherapie und gegebenenfalls auch in Kombination mit einer modernen Immuntherapie (Immuncheckpoint-Inhibitoren) den Tumor möglichst schon vor dem chirurgischen Eingriff radikal zu verkleinern, ein höheres Stadium der Erkrankung auf ein niedrigeres zu bringen oder den Primärtumor ganz zum Verschwinden zu bringen.

Der derzeitige Standard für eine solche neoadjuvante Behandlung von Patientinnen mit einem triple negativen Mammakarzinom besteht aus einer modernen Immuntherapie (z.B. der Immun-Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab) und einer Kombi-Chemotherapie (z.B. Doxorubicin-Cyclophosphamid, ein Taxan und ein Platin-basiertes Medikament). "Durch eine optimale Behandlung kann man bei 63 Prozent der Behandelten eine komplette pathologische Remission der Tumorerkrankung erzielen (in Gewebeprobe nach Operation keine Tumorzellen nachweisbar; Anm.)", sagte Si Loibl.

Ein solcher Erfolg kann auch langfristig den Ausschlag für das Überleben oder zumindest eine jahrelange Kontrolle der Erkrankung bei guter Lebensqualität bedeuten. Rund 90 Prozent dieser Patientinnen zeigen ein Gesamtüberleben von mehr als fünf Jahren.

"Die Chancen für Patientinnen mit triple negativem Brustkrebs haben sich in den vergangenen zehn bis 15 Jahren stark verbessert", erklärte die deutsche Wissenschafterin. Bei der Konferenz in Wien wird unter anderem auch darüber diskutiert, wie intensiv Patientinnen bzw. Patientinnengruppen behandelt werden müssen, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen. Bei weitem nicht immer muss in der Medizin ein "Mehr" auch ein "Mehr" an Positivem bedeuten.

ARCHIV - 25.02.2022, Berlin: Medizinisches Personal untersucht mit einer Mammografie die Brust einer Frau auf Brustkrebs. (zu dpa: «Studie: Brustkrebs bei Männern seltener, aber tödlicher») Foto: Hannibal Hanschke/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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