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Eltern überschätzen offenbar Widerstandsfähigkeit der Kinder

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Die Psyche der Kinder ist durch mutiple Krisen weiter belastet.
©APA/APA/dpa-Zentralbild/Ralf Hirschberger
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Eine zweite Erhebung im Rahmen der Post-Covid Kinderstudie der Medizinischen Universität Innsbruck hat erneut bedenkliche Ergebnisse in Bezug auf die psychische Gesundheit zutage gefördert. Eltern würden demnach ihre Kinder resilienter, also widerstandsfähiger, einschätzen als diese tatsächlich sind bzw. sich selbst beurteilen, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Man müsse feststellen, dass sich die psychische Gesundheit der Kinder leider weiter verschlechtere.

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Die Ergebnisse fußten auf den Befragungen von Tiroler Eltern, Kindern und Jugendlichen. Insgesamt 953 Fragebögen zum Thema Resilienz wurden dabei im vergangenen Herbst ausgefüllt. Die unterschiedlichen Einschätzungen der Eltern sowie der Kinder und Jugendlichen - die Eltern nahmen sich auch als fürsorglicher wahr, als dies tatsächlich der Fall ist - seien jedenfalls "bemerkenswert", betonte Studienleiterin sowie Gesundheitspsychologin Silvia Exenberger. Die Psychologin ging davon aus, dass Eltern ihre Unterstützung nicht deutlich genug signalisieren könnten oder die Signale der Kinder, dass sie Unterstützung möchten, nicht ausreichend wahrnehmen würden. Es könne helfen, direkt auszusprechen, dass man für die Kinder da ist und zu zeigen, dass man bei Problemen "nicht gleich ausflippt".

Exenberger betonte außerdem wie wichtig bestimmte Faktoren für die Resilienz von jungen Menschen sind. "Kinder und Jugendliche, deren Familien in finanziellen Schwierigkeiten steckten, fühlen sich weniger resilient. Bei höherem Familienwohlstand nahmen sie sich als resilienter wahr", sagte sie. Insgesamt hätten Mädchen von einer höheren Resilienz berichtet, erklärte Exenberger. "Das deckt sich mit der Wahrnehmung der Eltern, die Mädchen ebenfalls als resilienter einschätzten", hob die Psychologin hervor. Zur Stärkung der Resilienz gebe es einfache Maßnahmen wie etwa das Schulprojekt "Creative Friend", im Zuge dessen das Finden von kreativen Lösungswegen bei Kindern gefördert wird.

Eine eher ernüchternde Bestandsaufnahme zur generellen psychischen Verfasstheit von Kindern und Jugendlichen zog indes Kathrin Sevecke, Direktorin der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall und Innsbruck. Die Belastungssymptome seien gestiegen und man wisse auch, "dass die psychischen Erkrankungen weiter ansteigen" würden, so Sevecke. "Die psychische Gesundheit unserer Kinder hat sich also weiter verschlechtert", resümierte die renommierte Expertin.

Es gehe den Kindern und Jugendlichen psychisch nach wie vor nicht gut. Um dieser Tatsache entgegenzuwirken, gebe es etwa "Luft nach oben" in Bezug auf den Ausbau von aufsuchenden ('Hometreatment') oder ambulanten Angeboten".

Die psychische Gesundheit junger Menschen sei während der Pandemie erheblich unter Druck geraten, betonte Sevecke einmal mehr. "Die Pandemie ist aber nur ein Faktor von vielen, es sind multiple Krisen", führte die Wissenschafterin aus. Sie sah dringenden Handlungsbedarf auch in Form von vermehrter finanzieller Unterstützung seitens der öffentlichen Hand.

Die Tiroler Covid-Kinderstudie wurde seit März 2020 durchgeführt. Es gab fünf Erhebungszeitpunkte, an denen das psychische Wohlergehen von Kindern sowie Jugendlichen untersucht wurde. Die Tiroler Post-Covid-Kinderstudie schloss an diese an und wird seit Herbst 2023 von der Med Uni durchgeführt.

Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) sicherte den Verantwortlichen unterdessen bei dem Pressegespräch eine Verlängerung der Studienfinanzierung bis Dezember 2025 zu: "Wir nehmen weitere 132.000 Euro für die Weiterführung der Studie sowie das wichtige Thema der psychischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen in die Hand."

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