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Zwischen Science-Fiction und Gentechnik: Die vermeintliche Rückkehr des Schattenwolfs

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3 min

Die vermeintlichen Schattenwölfe Romulus and Remus

©Colossal Biosciences

Das US-Unternehmen „Colossal Biosciences“ sorgt für Aufsehen: Drei genetisch veränderte Wolfswelpen sollen die legendären Schattenwölfe der Eiszeit verkörpern. Doch hinter dem spektakulären Comeback der „Dire Wolves“ steckt mehr Show als Substanz – und jede Menge Kritik aus der Wissenschaft.

Romulus, Remus und Khaleesi

Sie tragen klingende Namen wie Romulus, Remus und Khaleesi – und sollen laut dem US-amerikanischen Biotechnologie- und Gentechnikunternehmen „Colossal Biosciences“ die Rückkehr einer längst ausgestorbenen Spezies markieren: der sogenannten Schattenwölfe, auch bekannt als „Dire Wolves“ aus der Erfolgsserie Game of Thrones.

Doch die spektakuläre Ankündigung entpuppt sich bei näherer Betrachtung als PR-wirksames Gentechnikprojekt mit begrenzter wissenschaftlicher Tragweite.

Haushunde als Leihmütter

Die Tiere, die Colossal als erste „wiederbelebte Dire Wolves“ präsentiert, sind in Wahrheit genetisch modifizierte Grauwölfe. Mittels Gen-Editing wurden 14 Gene verändert, um äußerliche Merkmale wie das dichte, weiße Fell und die markante Statur der ausgestorbenen Aenocyon dirus nachzubilden – jener Wolfsart, die vor rund 13.000 Jahren während des Pleistozäns in Nordamerika lebte.

Die Geburt der drei Welpen erfolgte durch Leihmütter: Haushunde, in die man Embryonen aus den bearbeiteten Zellen der Grauwölfe implantierte. Die Jungtiere wachsen derzeit in einem 2.000 Hektar großen, geheim gehaltenen Areal im Norden der USA auf. „Ein historischer Meilenstein in der Wissenschaft der De-Extinktion“, wie Colossal auf seiner Website verkündet.

Mehr Schein als Sein

Doch trotz aller Euphorie mahnt die Forschung zur Vorsicht. Denn genetische Nähe sieht anders aus: Eine Analyse alter DNA ergab bereits 2021, dass Dire Wolves und Grauwölfe zuletzt vor etwa sechs Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren hatten – weniger verwandt als Grauwolf und Schakal. Entsprechend skeptisch zeigen sich viele Experten. „Man kann ein Tier äußerlich wie ein anderes aussehen lassen – aber das macht es nicht zur gleichen Art“, sagt Biologe Vincent Lynch von der University at Buffalo.

Auch Matt James, leitender Tierpflegeexperte bei Colossal, räumt ein, dass die Tiere kaum instinktiv wie echte Schattenwölfe handeln werden: „Sie werden vermutlich nie lernen, wie man einen Elch erlegt – ihnen fehlt das Vorbild wilder Eltern.“

Zwischen Mammut-Maus und Medienwirbel

Colossal ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um medienwirksame Genetikprojekte geht: Erst im März sorgte die Firma mit flauschig gefärbten, genetisch veränderten Mäusen für Schlagzeilen – angeblich ein Schritt in Richtung Mammut-Klon. Unabhängige Stimmen sprechen jedoch von aufgebauschter Wissenschaft, zumal viele dieser Merkmale auch durch klassische Züchtung erreichbar wären.

Fazit zum Schattenwolf: Comeback oder Kulisse?

Was bleibt, ist ein faszinierender Einblick in die Möglichkeiten – und Grenzen – moderner Biotechnologie. Die Vision, ausgestorbene Arten zurückzubringen, beflügelt Fantasie und Schlagzeilen gleichermaßen. Doch die Schattenwölfe von Colossal sind derzeit vor allem eines: ein gut inszeniertes Echo aus einer vergangenen Welt, dem (noch) der echte Biss fehlt.

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