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DeepSeek: Nur eine Propagandaschleuder?

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4 min
Smartphone mit DeepSeek-App vor chinesischer Flagge

©Photo illustration by Anthony Kwan/Getty Images
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DeepSeek, das KI-Modell des gleichnamigen chinesischen Start-ups, hat innerhalb kurzer Zeit große Wellen geschlagen. Ein kurzer Test zeigt bereits, wie viel chinesische Staatspropaganda im Online-Chatbot steckt. Trotzdem könnte DeepSeek für Unternehmen interessant sein

Nur sechs Millionen US-Dollar soll die Entwicklung des chinesischen KI-Modells DeepSeek R1 gekostet haben. Das verwundert: Vor allem das "Trainieren" neuer Modelle per maschinellem Lernen wurde in letzter Zeit immer teurer. Das liegt an der steigenden Datenmenge, die nötig ist, um Verbesserungen zu erzielen. DeepSeek behauptet, einen Weg gefunden zu haben, mit weniger Rechenleistung zum selben Ergebnis gekommen zu sein und so massiv Kosten zu sparen. Die Ankündigungen beendete vorerst den Höhenflug des US-Halbleiterkonzerns Nvidia, der, auf der KI-Welle schwimmend, einen Marktwert von unfassbaren 3,9 Billionen erreicht hatte.

Ob DeepSeeks Angaben zur Entwicklung seines KI-Modells zu trauen ist, ist fraglich. Sicher ist nur: China hat es geschafft, vom Zuschauer zum Mitspieler zu werden, trotz der US-amerikanischen Versuche, die eigene Vormachtstellung mit Embargos auf besonders leistungsstarke Halbleiter abzusichern.

Staatsideologie inklusive

Für User ist bei der Nutzung von DeepSeek R1 jedenfalls Vorsicht geboten: "Westliche Werte" wie Demokratie und Meinungsfreiheit waren nicht Teil des Trainingsmaterials. Das gibt die KI auf Nachfrage auch mehr oder weniger freimütig zu. News hat den DeepSeek-Chatbot gefragt, worin sich dessen ethische Parameter von jenen des Platzhirsches ChatGPT unterscheiden – und bereitwillig Auskunft bekommen.

Zu heiklen Themen gibt es keine Auskunft, statt Meinungsfreiheit und individuellen Werten stehen Kollektivismus und Stabilität im Vordergrund. Das ist inhaltlich nicht weiter verwunderlich – wie offen die KI damit umgeht, schon eher.

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 © Screenshot/News

Chinas rote Linien sind DeepSeeks rote Linien

Wenig überraschend ist auch, dass man mit einer chinesischen KI eher keine nuancierten Unterhaltungen über Themen wie den Status Taiwans, das Tian’anmen-Massaker, Tibet, Hongkong oder die Behandlung der Uiguren in der Provinz Xinjiang führen kann.

Auch hier verblüfft aber der "Mut zum Autoritarismus", den DeepSeek vorweist: Der Chatbot gibt auf Nachfrage bereitwillig an, dass alle Diskussionen zu sogenannten "Rotlinien-Themen" blockiert werden – "z. B. Kritik an der KP Chinas, Menschenrechtsdebatten zu Hongkong". Auch "hypothetische Szenarien" darf DeepSeek nicht behandeln – etwa das eines demokratischen Chinas. Und das, obwohl China per seiner Verfassung eigentlich "unter der demokratischen Diktatur des Volkes" stünde.

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 © News/Screenshot

Auch "LGBTQ+-Themen" nicht gern gesehen

Auch andere kulturelle Unterschiede zwischen ChatGPT und DeepSeek lassen aufhorchen. Das chinesische Produkt gibt an, queere und andere Themen, die "traditionelle Werte infrage stellen" vorsichtiger zu behandeln als ChatGPT.

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Kritische Nutzung empfohlen – zumindest online

Genau wie DeepSeek sollten auch von westlichen Konzernen entwickelte Chatbots nicht unkritisch als Informationsquelle genutzt werden. Denn hier wie dort sind die KI-Antworten oftmals irreführend oder schlicht falsch.

Ein erster Test von DeepSeek zeigt aber: Hier ist kritische Nutzung besonders gefragt. Wenn man denn überhaupt Antworten bekommt. Außer bloßer Neugier gibt es für "normale" private Anwender ohnehin kaum einen Grund, den DeepSeek-Chatbot statt etablierter Modelle wie ChatGPT oder Gemini zu verwenden – bei denen man sich nicht Beschränkungen Marke KPCh aussetzen muss.

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 © News/Screenshot

Offline-Version deutlich interessanter

Interessanter ist das von DeepSeek entwickelte Modell für Entwickler und Unternehmen: Da der Quellcode frei verfügbar ist, lässt es sich einfach und kostenlos lokal betreiben und an eigene Bedürfnisse anpassen. Dann liefert DeepSeek auch zu kontroversen Themen brauchbare Antworten: Die erwähnten Zensurmechanismen sind nur in der Online-Version aktiv.

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