News Logo
ABO

Brustkrebs-Früherkennung - Auch österreichweit "gemischte" Ergebnisse

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
5 min
In Österreich liegt die Teilnahmerate an dem Programm nur bei 40 Prozent
©APA/APA/dpa/Hannibal Hanschke
Eine aktuelle wissenschaftliche Studie aus Salzburg deutet stark darauf hin, dass das 2014 in ganz Österreich etablierte Brustkrebs-Früherkennungsprogramm auf Bevölkerungsebene wenig positive Veränderungen zur Zeit vorher gebracht hat. Sprichwörtlich "gemischte" Resultate zeigten sich vergangenes Jahr auch bei einer österreichweiten Auswertung der Daten aus dem "früh erkennen"-Programm.

von

Der St. Pöltener Radiologe Franz Frühwald, ehemals fachlich an vorderster Linie in der Etablierung des qualitätsgesicherten, strukturierten Projekts zur österreichweiten Mammakarzinom-Früherkennung tätig und dafür auch in der Österreichischen Ärztekammer aktiv, hat vor rund einem Jahr die vierte Evaluation des "Österreichischen Brustkrebs-Früherkennungsprogramms" (BKFP) in der Ärztezeitschrift "Universum Innere Medizin" veröffentlicht. Dies bezog sich auf die Jahre 2020 und 2021.

"In den Jahren 2020/2021 nahmen 614.835 Frauen, das sind 40 Prozent der Frauen in der Kernzielgruppe (45 bis 69 Jahre alt), am BKFP teil", schrieb Frühwald. Die Teilnahmerate sei gegenüber 2018/2019, dem vorangegangenen Zwei-Jahres-Zyklus (Einladungen der Frauen alle zwei Jahre seit Beginn des Programms) um ein Prozent gesunken. Zusammen mit den aus diagnostischen Gründen (Mammakarzinom-Verdacht) durchgeführten Mammografie-Untersuchungen komme man auf eine Abdeckung in der Zielgruppe auf 53 Prozent.

Ein Manko, so der Bericht: "Auf Ebene der Wohnbezirke schwankt die Teilnahme (an dem Früherkennungsprogramm exklusive natürlich der diagnostischen Untersuchungen; Anm.) zwischen zwölf und 51 Prozent."

SARS-CoV-2 hatte starke Auswirkungen. "Aufgrund der Covid-19-Pandemie kam es 2020 im Vergleich zu 2019 zu einem Rückgang der Teilnahme um 12,5 Prozent. 2021 wiederum erhöhte sich die Teilnahme im Vergleich zu 2020 aufgrund eines Nachholeffektes um 22 Prozent. 59 Prozent der Teilnehmerinnen 2018/2019 haben im vorgesehenen Intervall zwei Jahre später wieder am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilgenommen", stellte Frühwald fest. Doch auch hier gibt es regional starke Unterschiede. "Die Bandbreite der Wiederteilnahme auf Wohnbezirksebene beträgt 37 bis 72 Prozent."

Insgesamt seien in dem Auswertungszeitraum im Rahmen des Programms 2.584 invasive Mammakarzinome entdeckt worden. Hinzu kamen noch 403 Karzinome in einem Frühstadium (duktale Karzinome, noch nicht in umgebendes Gewebe eingedrungen). "78 Prozent der entdeckten invasiven Karzinome hatten einen Durchmesser von 15 Millimeter oder weniger, etwa 43 Prozent der Karzinome waren zum Zeitpunkt der Entdeckung kleiner als zehn Millimeter. Bei 79 Prozent der invasiven Karzinome wurde im Rahmen der Früherkennung ein prognostisch günstiges Tumorstadium von 0 oder 1 festgestellt", hieß es in dem Bericht.

Das größte Manko, so Frühwald, ist die weiterhin mangelnde Teilnahme der österreichischen Frauen. So werde in der Fachliteratur eine Teilnahmerate von 70 Prozent als akzeptabel bezeichnet. Erwünscht seien mehr als 75 Prozent.

In Österreich liegt diese Teilnahmerate aber nur bei 40 Prozent. Der Radiologe: "Die Teilnahmerate, wie auch die Wiederteilnahmerate, blieb aber, auch aufgrund der Covid-19-Pandemie, in den Jahren 2020/2021 hinter den Erwartungen und auch hinter den europäischen Vorgaben sowie Vergleichswerten anderer europäischer Länder zurück." Das könnte wohl auch ein Grund sein, warum sich in Salzburg mit der Einführung des Früherkennungsprogramms im Vergleich zu vorher nicht geändert hat.

Mögliche Gegenmaßnahmen, wie es der niederösterreichische Radiologe formulierte: "Zur Erhöhung der Teilnahme sollte neben dem Einladungs- bzw. Erinnerungssystem auch die Kommunikationsebene der Ärzte und Ärztinnen des Vertrauens weiter forciert und ausgebaut werden. Zusätzlich sollten weiterhin die unterschiedlichen Teilnahmeraten auf Bezirksebene analysiert und entsprechende regionale Maßnahmen zur Erhöhung der Teilnahme implementiert werden."

Laut Frühwald "exzellent" sei jedenfalls die Qualität des österreichischen Programms. Dies gelte für die Erkennung von Karzinomen genauso wie für den Anteil der radiologischen Qualität der Untersuchungen (99,88 Prozent "akzeptabel"). Die untersuchten Frauen erhielten auch durchschnittlich bereits binnen 1,6 Tagen ihren Befund. Ein wesentlicher Vorteil bezüglich der Qualität sei auch die Möglichkeit einer sofortigen zusätzlichen Ultraschalluntersuchung, vor allem bei dichtem Brustgewebe oder bei Auffälligkeiten. Das erhöhe die Sensitivität in der Früherkennung um fünf Prozent.

BERLIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Hannibal Hanschke

Über die Autoren

Logo
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER