X, vormals Twitter, erfährt gerade eine größere Abwanderungswelle. Bluesky (auch Bsky) konnte davon bisher am meisten profitieren. Was NGOs zum #eXit sagen, was Bluesky kann und wer es finanziert
- Der #eXit: Diesmal wirklich?
- X, die Hass- und Fake-News-Schleuder
- X/Twitter: Juristische Probleme und NGO-Kritik
- Bluesky: Unterschiede zu X und Mastodon
- Unterschiede beim Algorithmus
- Personalisierbare Moderation bei Bluesky
- Blueskys Finanzierung: Wer zahlt, schafft an
- Unternehmensstruktur: Wer Bluesky kontrolliert
- Fazit: Viel Potenzial, aber unsichere Zukunft
Der #eXit: Diesmal wirklich?
Seit Anfang Oktober verdoppelte sich Blueskys Userbasis, von 10 auf über 20 Millionen individuelle Accounts weltweit. Dafür sind hauptsächlich zwei Entwicklungen verantwortlich, die miteinander in Verbindung stehen: Elon Musks Wahlkampfunterstützung für Trump und das zwischenzeitliche Verbot von X in Brasilien, das seitdem für gut ein Drittel von Blueskys Traffic verantwortlich ist.
Auch viele der meistgefolgten österreichischen X-Accounts, überwiegend Journalist:innen mit teils mehreren Hunderttausend Followern, zogen sich von der Plattform zurück und kündigten an, nun auf Bluesky posten zu wollen. Zu Österreich gibt es momentan noch keine eigenen Bluesky-Nutzerzahlen, aber subjektiv lässt sich feststellen: Es ist einiges los.
Es ist nicht die erste X-Abwanderungswelle: Schon kurz nach Elon Musks Übernahme im Jahr 2022 sahen sich viele User nach Alternativen um. Damals war Bluesky aber noch nicht bereit für einen derartigen Ansturm, eine Registrierung war damals nur per Einladungs-Code möglich. Die Codes waren heiß begehrt, auf eBay wurden sie für bis zu 20 US-Dollar gehandelt. Von größeren Zuwächsen profitierte vor allem Mastodon, viele kehrten aber nach kurzer Zeit wieder zurück zu Twitter/X - Mastodon konnte das "alte Twitter" vor allem in den Punkten Anwenderfreundlichkeit und Größe nicht ersetzen.
Mit dem "neuen" Bluesky, wo man sich seit Februar 2024 ohne Einladung registrieren kann, könnte das anders werden.
X, die Hass- und Fake-News-Schleuder
Die Gründe, X den Rücken zu kehren, sind nicht ganz neu. Nachdem Musk die Plattform übernahm, sank die Qualität der Inhalte auf der textbasierten Social-Media-Plattform spürbar. Ein Grund: Die völlige Abkehr von den umfangreichen Moderationsbemühungen des Twitter-Konzerns und die Auflösung der dafürzuständigen Abteilung. Mittlerweile herrscht ein rauer Ton auf "X". wie die Plattform mittlerweile heißt. Hassrede und Desinformation liegen an der Tagesordnung.
Gleichzeitig bekam X besonders seit dem US-Wahlkampf und Elon Musks Unterstützung für Donald Trump eine politische Schlagseite. Nicht nur Musks eigene Posts, sondern auch Posts prominenter republikanischer Politiker:innen tauchten vermehrt im algorithmisch generierten Feed auf und wurden teilweise sogar als "empfohlene" Beiträge in den Benachrichtigungen angezeigt. Eine bisher noch unveröffentlichte Studie zweier australischer Forscher fand Hinweise darauf, dass Beiträge republikanischer Politiker:innen vom Algorithmus systematisch bevorzugt wurden.
X/Twitter: Juristische Probleme und NGO-Kritik
“Keine Heimat mehr“ ist X daher auch für die Hackervereinigung und IT-Sicherheits-NGO Chaos Computer Club Wien (C3W). “Dort werden zu viele Fakenews verbreitet, der Inhaber nimmt direkten Einfluss auf die Politik, der Feed wird von einem intransparenten Algorithmus zusammengestellt”, sagt der C3W auf News-Anfrage.
Für X hatte genau das bereits umfangreiche juristische Konsequenzen. Ende August entschied der Oberste Gerichtshof Brasiliens, die Plattform im ganzen Land zu sperren. "Völlige Missachtung der brasilianischen Souveränität und insbesondere der Justiz” wirft man dem Unternehmen vor. Nach über einem Monat hob das Gericht die Sperre gegen Zahlung einer Geldstrafe von umgerechnet 4,7 Millionen Euro auf.
Auch gegen EU-Recht, genauer den Digital Services Act, dürfte X verstoßen. Das Verfahren läuft noch, aber die Strafe gegen X könnte deutlich höher ausfallen: Bis zu 200 Millionen Euro könnten es werden, sechs Prozent des zuletzt gemeldeten Jahresumsatzes, vielleicht sogar noch höher: Die EU denkt darüber nach, den Umsatz aller Musk-Unternehmen als Grundlage für die Strafe zu nehmen. Aber der bereits vom CCC kritisierte Einfluss Musks auf die Politik macht das zu einem heiklen Unterfangen: Trumps Vize JD Vance hatte bereits mit einem Nato-Austritt der USA gedroht, sollte die EU X zu einer Strafe verurteilen. Dass es so weit kommt, ist freilich wenig wahrscheinlich.
Epicenter.works, eine Organisation, die sich für digitale Grundrechte einsetzt, ist noch auf X vertreten. Man wolle "ein Gegengewicht zur Regierung zu bilden", was es schwierig mache, "eine Plattform zu verlassen, auf der fast die komplette Regierung vertreten ist”, sagt Elisabeth Kury von Epicenter gegenüber News.
Aber auch bei Epicenter ist man zunehmend unzufrieden: “X hat die Regeln zur Überprüfung von Inhalten stark reduziert, was zu vielen unangenehmen und beleidigenden Beiträgen führt.”
Diese Entwicklungen sind eng mit der Übernahme des Twitter-Konzerns durch Elon Musk verbunden. Aber Plattformen wie Bluesky, Mastodon oder auch Threads, die an Instagram angebundene Text-App des Facebook-Konzerns Meta, sind nicht nur darum anders, weil sie nicht Elon Musk gehören. Bluesky mag etwa gleich aussehen wie X, das technische Fundament ist aber grundlegend anders.
Bluesky: Unterschiede zu X und Mastodon
Die optische Ähnlichkeit zu Twitter ist kein Zufall. Das Licht der Welt erblickte Bluesky als Twitter-internes Forschungsprojekt. Twitter-Gründer Jack Dorsey wollte damit Wege erforschen, den Kurznachrichtendienst zu dezentralisieren - und damit Social Media einen Schritt an die gute alte E-Mail anzunähern.
Twitter is funding a small independent team of up to five open source architects, engineers, and designers to develop an open and decentralized standard for social media. The goal is for Twitter to ultimately be a client of this standard. 🧵
— jack (@jack) https://twitter.com/jack/status/1204766078468911106?ref_src=twsrc%5Etfw">December 11, 2019
Das Herzstück von Bluesky war und ist das sogenannte AT-Protokoll. “AT” steht dabei nicht für Österreich, sondern für “Authenticated Transfer", überprüfte Übertragung also.
Dieses Protokoll sollte zu einem neuen Standard dafür werden, wie Kommunikation auf Social Media funktioniert, nämlich unabhängig von einzelnen Plattformen und den Unternehmen, die sie betreiben. Beim CCC erklärt man das so:
Das ursprüngliche Internet ging davon aus, dass jeder hinter einer IP-Adresse verschiedene Services der Kommunikation anbietet, etwa E-Mail, Telefonie, Text oder Nachrichten.
Das hat sich aber nicht so entwickelt. Die Entwicklung ging dazu über, dass wir diese Services der Kommunikation bei unserem Internet-Service-Provider und später bei speziellen Diensteanbietern einkauften. Direktnachrichten oder Freikontingente waren damals oft nur innerhalb desselben Netzanbieters möglich. Offene Standards und eine beharrliche Netzneutralitätspolitik haben uns erst den aktuellen Standard ermöglicht.
Genauso ist es mit Social Media passiert. Zuerst hatten wir nur einige Platzhirsche, die alle eine "Gated Community" aufgebaut hatten. Nur wer dort dabei war, konnte mit anderen interagieren. Das hat einen gewissen Zwang geschaffen der nun auch in der EU mit DSA/DMA regulatorisch behandelt wird. Bei uns in Österreich ist die KommAustria dafür zuständig.
Das Fediverse ist der Gegenspieler zu dieser Entwicklung, da man damit auch zu anderen föderierten Plattformen kommunizieren kann (aber auch nur so, wie es die Plattform technisch erlaubt).
Man kann sich also bis zu einem gewissen Grad mit der Wahl der Plattform aussuchen zu welcher Community man sich zählt und trotzdem mit allen kommunizieren.
Und wie bei allen anderen Services der Kommunikation auch macht das Self-Hosting – also genau der Weg wie das Internet eigentlich geplant war - auch Probleme. Zum Glück gibt es in Fediverse auch schon genug Plattformen – wo man sich einfach anmelden kann, sodass das Self-Hosting nur für jene interessant ist, die tatsächlich eine neue Plattform gründen möchten.
Bluesky ist in dieser Hinsicht eher wie ein anderes X. Threads hingegen setzt auf dasselbe Protokoll zur Kommunikation wie Mastodon, ActivityPub. Ob es je einen Austausch gibt und unter welchen Bedingungen und welches rechtliche Konstrukt dann für föderierte Plattformen zum Einsatz kommt, kann man jetzt noch nicht sagen. Der C3W wird die Entwicklung jedenfalls beobachten.
Es gibt bereits mehrere offene, frei verfügbare und auch großteils untereinander kompatible Standards für diese Art der Kommunikation. Mehr als 16 Millionen Menschen kommunizieren darüber heute weltweit im sogenannten “Fediverse”. Gut 15 Millionen davon verwenden bereits Mastodon und dessen Protokoll “ActivityPub”. Hier steht Server-Autonomie im Mittelpunkt - Gemeinschaften oder Personen, die einen Server betreiben, können selbst Moderationsregeln festlegen und sie durchsetzen.
Das Problem mit diesem Ansatz: Ein Netzwerk wie X lässt sich so kaum ersetzen. Mastodon kennt per Design keinen echten "globalen Feed", vergleichbar mit X's algorithmisch generierten Feed. Auf welchem Server man sich registriert, bestimmt, welche Inhalte angezeigt werden. Will man die Inhalte in einem anderen Server sehen, muss man diesem beitreten, ähnlich einer Chatgruppe. Alternativ kann auch der Betreiber eines Servers andere Server "andocken".
Bei Bluesky wird standardmäßig ein gemeinsamer Feed mit Inhalten aus allen Servern angezeigt, was die Umgewöhnung von X deutlich erleichtert. Momentan gibt es ohnehin keine alternativen Server für Bluesky, aber Nutzer:innen müssen sich durch den gemeinsamen Feed auch in Zukunft keine Gedanken machen, auf welchem Server sie sich gerade befinden.
Was es bei Bluesky (noch) nicht gibt, sind alternative Anbieter, bei denen der eigene Account "gehostet" werden kann. Darum beinhalten Bluesky-Usernamen üblicherweise "bsky.social" für Blueskys eigenen Server. Ausnahme: Verifizierte Unternehmen oder Nutzer mit eigener Website, sie können ihren Account mit der Domain dieser Website verknüpfen und damit verifizieren.
Unterschiede beim Algorithmus
Standardmäßig zeigt Bluesky nur die Einträge von Nutzer:innen an, denen man auch folgt. Den von X bekannten algorithmusgenerierten "Für dich"-Tab gibt es auch hier, standardmäßig landet man aber im "Folge ich"-Feed, andersrum als bei Twitter.
Mit einem Klick auf das Hashtag-Symbol erhält man auf Bluesky zusätzlich eine große Auswahl von benutzerdefinierten Feeds. 50.000 sollen es nach Bluesky-Angaben bereits sein. Grundsätzlich kann jede und jeder sich selbst einen solchen Feed basteln, hierzu braucht es aber (noch) Programmierkenntnisse. Wie genau der Algorithmus hier jeweils eingestellt ist, lässt sich leider nicht immer ohne Weiteres einsehen. Hier muss Blesky noch nachbessern.
Einer dieser Custom Feeds ist "Mutuals". Hier werden nur Inhalte von Personen angezeigt, denen man folgt und die auch dem eigenen Account folgen. Aktiviert man einen solchen Feed, wird er auf der Startseite neben "Following" und "Discover" angepinnt.
Keine Programmierkenntnisse braucht man für die normale "Listen"-Funktion, mit der wie bei X ein Feed mit ausgewählten Accounts zusammengestellt werden kann – ohne algorithmische Gewichtung.
Personalisierbare Moderation bei Bluesky
Bluesky gibt an, einen dreisäuligen Moderationsansatz zu verfolgen, der aus automatischer Filterung, manuellen Eingriffen und Community-Meldungen besteht. Dafür wird das vom Unternehmen selbst entwickelte quelloffene Programm "Ozone" verwendet.
In einem ersten Schritt werden alle Inhalte gefiltert, die illegal sind. Dann werden Filter angewandt, die sich in den Einstellungen individuell anpassen lassen. Dadurch kann etwa ausgewählt werden, ob Beiträge von Usern angezeigt werden sollen, die vom Moderationssystem als unhöflich, extremistisch oder ähnliches gekennzeichnet wurden.
Wie sich dieser Ansatz in der Praxis bewährt, wird die Zukunft zeigen. Social-Media-Moderation ist enorm ressourcenaufwändig: Twitters Moderationsteam beschäftigte vor Elon Musks Übernahme mehr als 2.000 Personen. Mit steigender Nutzerzahl wird auch Bluesky personell massiv aufstocken müssen - und dafür zusätzliche Investments brauchen. Kürzlich gab das Unternehmen bekannt, das Moderationsteam von 25 auf 100 Personen vergrößert zu haben.
Am 15. November gab Bluesky bekannt, momentan 42.000 Meldungen pro Tag zu erhalten. Im gesamten Jahr 2023 seien es 360.000 gewesen.
In the past 24 hours, we have received more than 42,000 reports (an all-time high for one day). We’re receiving about 3,000 reports/hour. To put that into context, in all of 2023, we received 360k reports.We’re triaging this large queue so the most harmful content such as CSAM is removed quickly.
— Bluesky Safety (https://bsky.app/profile/did:plc:eon2iu7v3x2ukgxkqaf7e5np?ref_src=embed">@safety.bsky.app) https://bsky.app/profile/did:plc:eon2iu7v3x2ukgxkqaf7e5np/post/3layun7re5s2x?ref_src=embed">15. November 2024 um 18:11
Blueskys Finanzierung: Wer zahlt, schafft an
Hauptsache weg von Elon Musk – aber wer steckt eigentlich hinter Bluesky? Da die Plattform bisher völlig auf Werbung verzichtet und sich das Ziel gesetzt hat, das auch so beizubehalten, ist man momentan von Investor:innen abhängig. In Zukunft sollen zusätzlich Bezahlangebote zur Finanzierung des laufenden Betriebs beitragen.
Im Jahr 2021 wurde Bluesky als eigenes gemeinnütziges Unternehmen aus Twitter ausgegliedert, wurde aber weiterhin von Twitter maßgeblich mitfinanziert. Als Elon Musk 2022 Twitter übernahm, musste man neue Geldquellen erschließen. Dafür entwickelte man Prototypen des AT-Protokolls und der Bluesky-App und suchte damit nach Investoren.
Insgesamt konnte das Unternehmen insgesamt 36 Millionen US-Dollar von 24 verschiedenen Geldgebern lukrieren. Das Startkapital für das neue Unternehmen kam von Twitter-Gründer Jack Dorsey: 13 Millionen Dollar investierte der Tech-Milliardär, um Bluesky nach Elon Musks Twitter-Übernahme auf eigene Beine zu stellen.
In mehreren Seeding-Runden konnte sich Bluesky bisher Investments in Höhe von 36 Millionen US-Dollar sichern. Erstinvestor war der Risikokapitalgeber Neo, weiterer bekannter Geldgeber ist das für WordPress.com bekannte Unternehmen Auttomatic.
Auffällig ist vor allem die Beteiligung des Risikokapitalgebers Blockchain Capital, der für Investments in die Kryptowährungsplattform Coinbase und den NFT-Marktplatz Opensea bekannt ist. Blockchain Capital führte eine 15-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde an und erhielt dafür einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens.
Blockchain Capital wurde von dem Krypto-Mogul Brock Pierce mitgegründet. Der ehemalige (Kinder-)Schauspieler gilt als kontroverse Figur und enger Freund des ehemaligen "Breitbart"-Chefs und Trump-Beraters Steve Bannon. Pierce wagte sich mit einer parteiunabhängigen Kandidatur bei der US-Präsidentschaftswahl 2020 und einer Beinahe-Kandidatur bei der Senatswahl 2022 bereits aufs politische Parkett. Er gilt als einer der reichsten Krypto-Unternehmer. Pierce verließ Blockchain Capital allerdings bereits 2017, also vor dem Bluesky-Investment.
Blockchain Capital unterstützte im Wahlkampf 2024 krypto-freundliche Kandidat:innen beider Parteien, darunter Donald Trump und Vivek Ramaswamy.
Bluesky veröffentlichte folgendes Statement zum Einstieg von Blockchain Capital:
Unser Hauptinvestor, Blockchain Capital, teilt unsere Philosophie, dass Technologie dem Nutzer dienen sollte und nicht umgekehrt - die eingesetzte Technologie sollte nie auf Kosten der Nutzererfahrung gehen.
Darüber hinaus hat dieser Fonds ein einzigartig tiefes Verständnis unserer dezentralen Grundlage und verfügt über umfangreiche Erfahrung beim Aufbau von Entwickler-Ökosystemen. Es handelt sich hier um eine natürliche Partnerschaft, da wir weiterhin in die 'ATmosphäre' (das AT Protocol Entwickler-Ökosystem) investieren.
Dies ändert nichts an der Tatsache, dass die Bluesky-App und das AT Protocol keine Blockchains oder Kryptowährungen verwenden, und wir werden das soziale Erlebnis nicht 'hyperfinanzialisieren' (durch Token, Kryptohandel, NFTs usw.).
Um sicherzustellen, dass wir und unsere Nutzer in vollem Umfang von dieser Expertise profitieren, wird unser Partner Kinjal Shah unserem Vorstand beitreten. Kinjal teilt unsere Vision von einem Social-Media-Ökosystem, das die Menschen, die es nutzen, befähigt, und wir freuen uns, dass sie uns bei unseren Investitionen in die Verbreitung dezentraler sozialer Netzwerke unterstützt.
Die komplette Liste der Bluesky-Investor:innen:
Institutionell:
Blockchain Capital (Lead Investor)
Neo (Lead Investor)
Individuell:
Bob Young
Jack Dorsey (Lead Investor)
Unternehmensstruktur: Wer Bluesky kontrolliert
Bluesky Social ist eine sogenannte Public Benefit Corporation. Bluesky darf Gewinn erwirtschaften, muss aber nicht profitmaximierend agieren und darf einen Teil dieses Gewinns zur Förderung des Gemeinwohls einsetzen. Seinen gemeinnützigen Zweck beschreibt Bluesky im Unternehmensblog als "Entwicklung und Förderung der großflächigen Einführung von Technologien für offene und dezentrale öffentliche Kommunikation".
An der Spitze des Unternehmens steht CEO Lantian „Jay“ Graber, eine kalifornische Softwareentwicklerin. Sie wurde 2021 von Twitter-Gründer Jack Dorsey mit der Leitung des Bluesky-Projekts betraut. Weitere Mitglieder des Aufsichtsrates sind Jabber-Entwickler Jeremie Miller, Mike Masnick, von dem der Begriff "Streisand-Effekt" stammt, und Kinjal Shah als Repräsentantin von Blockchain Capital.
Fazit: Viel Potenzial, aber unsichere Zukunft
Die Twitter-Übernahme und -Aushöhlung durch Elon Musk hat die Social-Media-Landschaft grundlegend verändert. Neben dem einstigen Platzhirsch der Kurznachrichten-Dienste ist plötzlich viel Platz – auch, weil Musk die Plattform vor allem seit der US-Wahl 2024 immer eindeutiger politisch positioniert.
Plattformen wie Bluesky profitieren von der Unzufriedenheit vieler Nutzer:innen, die sich zunehmend nach Alternativen umsehen. Bluesky erinnert viele am ehesten an das "alte" Twitter, wie es sich vor der Musk-Übernahme anfühlte.
Bluesky ist, zumindest aus Sicht des Autors, jetzt schon eine echte X-Alternative. Elon Musks Plattform hat natürlich deutlich mehr Nutzer:innen, aber manchmal ist weniger mehr. Etwa bei Bots: Die täglichen Follows von halbbekleideten Frauen mit Fantasienamen vermisst man auf Bluesky definitiv nicht. Und die Accounts, die man tatsächlich lesen möchte, sind schon großteils umgezogen.
Hierzu ein Tipp: Mit dem Tool "Sky Follower Bridge" lassen sich X-Follows automatisiert auf Bluesky übertragen. Im Fall des Autors war gut die Hälfte aller gefolgten X-Accounts bereits auf der Alternativplattform vertreten.
Ob Bluesky sich dauerhaft neben X etablieren können wird, lässt sich momentan noch nicht sagen. Aber die Plattform hat bereits eine beachtliche Zahl an Nutzer:innen und punktet vor allem mit der optischen Ähnlichkeit zu X und den vielen Einstellmöglichkeiten.
Ob es jedoch gelingt, die steigenden Anforderungen an Ressourcen und Infrastruktur zu bewältigen und die Finanzierung nachhaltig sicherzustellen, bleibt abzuwarten. Vor allem die momentan noch angenehm auffallende Werbefreiheit der Plattform wird sich wohl nur schwer aufrechterhalten lassen, wenn die Plattform weiter stark wächst – denn mehr Nutzer:innen bedeuten auch höhere Kosten für Personal und Rechenkapazität.
Wenn Sie möchten, folgen Sie uns hier auf Bluesky. Bis auf weiteres sind wir auch auf X zu finden, auf Facebook und Instagram sowieso.