Bildungsminister Martin Polaschek steht für ein Ministeramt in einer Koalition mit der FPÖ nicht zur Verfügung und wird nach Ende seiner Amtszeit die Politik verlassen.
Außenminister und Interimskanzler Alexander Schallenberg hatte bereits vor fast zwei Jahren deutlich gemacht, dass er unter einem Kanzler Kickl nicht als Minister zur Verfügung stehen würde. Auch Bildungsminister Martin Polaschek hatte schon vor der Nationalratswahl deutlich gemacht, dass er für ihn ein Ministeramt in einer Koalition mit der FPÖ ausgeschlossen sein.
Nachdem in den vergangenen Woche sein Name als möglicher Ministerkandidat wieder kolportiert wurde, bestätigte sein Büro gegenüber das ursprünglich Gesagte: Für eine etwaige Tätigkeit in einer blau-schwarzen Regierung stehe Polaschek nicht zur Verfügung. Nach dem Ende seiner Amtszeit werde der ehemalige Rektor der Universität Graz die Politik überhaupt verlassen. Polaschek verfügt über kein Mandat im Nationalrat. Wohin der Jurist wechseln könnte, stehe noch nicht fest, hieß es aus dem Ministerium. Als außerordentlicher Professor hat er aber ein Rückkehrrecht an die Uni Graz.
Initiativen gegen Wissenschaftsskepsis
Polaschek war im Dezember 2021 Heinz Faßmann als Bildungsminister – parteilos aber auf Ticket der ÖVP – nachgefolgt und stand damit mehr als drei Jahre an der Spitze des Ministeriums am Minoritenplatz. Zuvor war der Rechtshistoriker zunächst Vizerektor und danach Rektor der Universität Graz bzw. langjähriger Leiter des Forums Lehre der Universitätenkonferenz. In dieser Funktion arbeitete er unter anderem vor rund zehn Jahren federführend an der Reform der Lehrerausbildung samt Einführung des Bachelor/Master-Systems mit – als Minister war er zuletzt wiederum für deren erneute Überarbeitung zuständig.
In seine Amtszeit, deren Auftakt vor allem durch die Diskussion über seine (Langhaar)-Frisur geprägt war, stellte der 59-jährige Steirer unter anderem den Quereinstieg für Lehrerinnen und Lehrer auf neue Beine. So wurde unter anderem ein Zertifizierungsverfahren eingeführt – aufgrund des Lehrermangels warb Polaschek mit seiner Initiative „Klasse Job” aktiv um Akademikerinnen und Akademiker aus entsprechenden Berufsfeldern, die in Schulklassen wechseln wollen. Auch Unterstützungspersonal für Lehrerinnen und Lehrer wurde in seiner Amtszeit verstärkt rekrutiert. Im Wissenschaftsbereich setzte er unter anderem auf Initiativen gegen Wissenschaftsskepsis und brachte das Universitätsbudget für die Jahre 2025 bis 2027 mit einem Plus von rund 30 Prozent ins Trockene. In den Jahren davor hatte er unter seinen ehemaligen Rektorskolleg:innen umgekehrt teils für Unmut gesorgt, als das Uni-Budget trotz steigender Inflation nicht entsprechend angepasst wurde.