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Am Dienstagmittag hatte es eine gut besuchte Vollversammlung der Angewandten gegeben. Dabei habe man Transparenz und Klarheit bei der weiteren Vorgangsweise zugesichert, sagte Zettler, die das Rektorat bis zur Bestellung einer Nachfolge interimistisch übernimmt. Nun sei der Universitätsrat am Zug, der eine Neuausschreibung des Postens und den anschließenden Bestellungsvorgang durchführen müsse - was erfahrungsgemäß rund ein Jahr in Anspruch nehmen könne, so die Interimsrektorin.
Laut "profil" läuft eine Anfechtung des Bestellungsvorgangs von Schaper Rinkel, die ihr Amt im Jänner 2023 antrat. Dies tangiere die Arbeit des Interimsrektorats in keiner Weise, sagte Zettler, die "seit 15 Jahren am Haus" ist und sich dabei laut eigener Aussage eine gewisse Resilienz im Umgang mit dem hier herrschenden Selbstbewusstsein zugelegt hat. Die Zahl der derzeit vor dem Arbeitsgericht angefochtenen Entlassungen liege zwar über dem langjährigen Durchschnitt, solle aber aufgrund der nach dem langjährigen Rektorat von Gerald Bast notwendigen personellen Erneuerung "nicht überbewertet werden", ließ sie durchblicken.
Man habe mit Schaper Rinkel im Rektorat grundsätzlich gut zusammengearbeitet. "Wir waren im Rektorat ein Team und haben uns offen ausgetauscht. Es ist aber spürbar geworden, dass wir auseinanderdriften." Noch im Oktober wurden die medial immer lauter werdenden Beschwerden über Führungsstil und Kommunikationsverweigerung der Rektorin in einem Interview mit der APA mit normalen Friktionen im Rahmen eines "Change-Prozesses" begründet. Immer klarer sei jedoch geworden, dass die Erwartungen im Hause andere waren als jene der Rektorin: "Es hat nicht zusammengepasst", sagte Zettler. Schaper Rinkel habe offenbar über die Weihnachtstage die Lage eingehend analysiert und für sich die Konsequenzen gezogen. "Wir waren natürlich überrascht", sagte Apprich.
Der Vizerektor für Forschung und Digitalität versicherte, am gemeinsam in zweieinhalbmonatiger Arbeit geschriebenen Entwicklungsplan werde sich nichts ändern. "Wir stehen voll und ganz dahinter." Die offiziell gewählte Formulierung, der "einvernehmliche Rücktritt" erfolge "aufgrund unterschiedlicher Perspektiven hinsichtlich der strategischen Ausrichtung", bezieht sich laut dem Interimsrektorat also nicht auf die unveränderte strategische Ausrichtung, sondern auf die als verbesserungswürdig empfundene Art der Umsetzung. "Strategische Ausrichtung beinhaltet auch die Gesprächskultur", sagte Felderer: "Das Was haben wir mitgestaltet, das Wie wollen wir verändern."
Ob ein Misstrauensantrag des Senats vorgelegen habe und Schaper Rinkels Entscheidung beeinflusst habe, könne und wolle man nicht sagen, hieß es. Nun gelte es, mit aller Energie anstehende personelle Probleme zu bearbeiten und die aufgrund der abgeschlossenen Leistungsvereinbarung für die Jahre 2025 bis 2027 der Angewandten für diese Periode zur Verfügung stehenden 211,8 Mio. Euro - ein Plus von 28,5 Prozent im Vergleich zur vorangegangen Periode und für Apprich "ein guter Verhandlungserfolg" - in konkrete Budgets zu gießen. An den zentralen Entwicklungsprojekten "Experimentalsystem Angewandte Werkstätten" und "KI-Zentrum" wird festgehalten. Zettler: "Wir sind geschäftsführend! Es darf kein Stillstand entstehen."
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