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Das Land Tirol förderte das Projekt mit 116.000 Euro. Marko Konschake, Direktor des Instituts für Klinisch-Funktionelle Anatomie, betonte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, dass die 3D-Modelle ausschließlich in Kombination mit wissenschaftlichen Körperspenden für Ausbildung bzw. Training von Operationstechniken am Auge genutzt würden. "Die Modelle können die wissenschaftlichen Körperspenden zwar nicht ersetzen, dafür ermöglichen sie es, bestimmte Erkrankungen künstlich herzustellen", erklärte der Institutsdirektor. So könnten etwa Augenlid-Modelle mit Tumoren, Schlupflidern oder sogenannten Gerstenkörnern nachgebaut sowie daran geübt werden.
Es sei reiner Zufall, dass man ein Auge bzw. ein Augenlid und kein anderes Organ künstlich und täuschend echt nachgebaut habe, erklärte Konschake, zu der Innovation, die bereits im vergangenen Jahr vorgestellt worden war. "Wir haben zunächst Augenlider nachgebaut, weil wir zufällig zwei Tiroler Firmen gefunden haben, die sich auf diesen Bereich spezialisieren", schilderte der Mediziner. In Zukunft könne man - sofern entsprechende Unternehmen gefunden würden - auch viele weitere Anwendungsbereiche ausprobieren, sagte Konschake. Man habe sich mit dem Auge jedenfalls eines der Organe ausgesucht, das am schwierigsten nachzubauen sei, stellte er lachend fest.
Die Modelle wurden jedenfalls derart realitätsgetreu nachgebaut, dass sie beim Training von Operationen sogar zu bluten beginnen, wie vor Journalisten anschaulich demonstriert wurde. In Zukunft sollen nun "weitere anatomische Strukturen für chirurgische Trainings" entwickelt werden.
Beim Workshop "LidSUMMIT Tirol 2025", der von 27. bis 29. März an der Med Uni stattfindet, werden jedenfalls rund 30 Mediziner und Medizinerinnen aus dem gesamten DACH-Raum nunmehr erstmals in der plastischen und rekonstruktiven Augenlidchirurgie nicht nur an wissenschaftlichen Körperspenden trainieren. Die 3D-Modelle ermöglichen praxisnahe Fortbildung unter realen Bedingungen, wie betont wurde.
Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, bezeichnete das Projekt als "Paradebeispiel" für die gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in Tirol. Man werde sich auch weiterhin für interdisziplinäre Forschungsprojekte starkmachen, die Medizintechnik und digitale Innovationen verbinden.
Auch Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) lobte das Projekt als "Paradebeispiel" für das gelungene Einführen technischer Innovationen in die Medizin: "Wir sind hier in Tirol Spitzenreiter in diesem Bereich". Man arbeite sehr hart daran, Wirtschaft und Wissenschaft mehr zu "verquicken", erklärte die Landesrätin. "Forschungsergebnisse könnten Unternehmen direkt zur Verfügung gestellt werden, die Wirtschaft muss aber natürlich auch was dazu beitragen", sah Hagele auch Unternehmen in der Pflicht.
Die 3D-Augenlid-Modelle waren von den Tiroler Firmen Eyecre.at GmbH und Addion GmbH hergestellt worden. Ideen für zukünftige Projekte gebe es laut Konschake zur Genüge. Dabei seien beispielsweise Modelle einer Schilddrüse oder von Knochen denkbar, sagte der Institutsdirektor im Rahmen des Pressetermins zur APA.