von
Die Institute haben ihre Winter-Konjunkturprognose 2024-2026 ohne Berücksichtigung einer Budgetkonsolidierung erstellt, weil Ausmaß und Zeitpunkt der Ausgabenkürzungen sowie möglichen Steuererhöhungen noch in den Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und NEOS heiß diskutiert werden.
"Die Wartezeit auf einen Aufschwung geht weiter", sagte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr am Freitag bei der Präsentation der Konjunkturprognose. Felbermayr warnte vor Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand mit dem Rasenmäher. "Eine sprunghafte Reduktion" des Defizits auf die Maastricht-Höchstgrenze würde das BIP-Wachstum - je nach Art und Zeitpunkt der Maßnahmen - um 0,5 bis 1 Prozentpunkt dämpfen, so der Wifo-Chef. Anstelle eines moderaten Wachstums drohe "in diesem Fall eine neuerliche Rezession".
Bei der aktuellen Konjunkturprognose gibt es laut Felbermayr viele Fragezeichen, etwa die Höhe der Budgetkonsolidierung, die Zollpolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump und die weiteren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und des Nahostkonflikts. "Der Blick in die Zukunft fällt sehr schwer."
IHS-Chef Holger verwies auf das im Vergleich zu anderen EU-Ländern niedrige mittelfristige potenzielle Wachstum in Österreich. "Der Elefant im Raum ist das niedrige Potenzialwachstum. Es kratzt an der 1-Prozent-Marke", sagte Bonin der Wifo/IHS-Pressekonferenz. Die künftige Regierung müsse Antworten für die strukturellen Probleme der heimischen Wirtschaft finden. Für 2026 erwarteten Wifo und IHS ohne Sparmaßnahmen der Regierung ein BIP-Plus von 1,2 bzw. 1,3 Prozent.
Österreichs Wirtschaft schrumpft heuer bereits das zweite Jahr in Folge. Die Rezession in der Industrie und am Bau hat sich fortgesetzt. Der private Konsum, die Exporte und die Bruttoanlageinvestitionen der Unternehmen sind seit zwei Jahren rückläufig. Im Jahr 2023 ging die reale Wirtschaftsleistung hierzulande um 1 Prozent zurück, 2024 soll der Rückgang 0,9 Prozent betragen. Im Oktober prognostizierten Wifo und IHS noch ein etwas geringeres BIP-Minus von 0,6 Prozent für das laufende Jahr. "Die heimische Wirtschaft hat strukturelle Probleme, und es gibt bisher keine Signale für einen starken Aufschwung", schreiben die Ökonomen des Instituts für Höhere Studien (IHS).
Nach den Rekord-Inflationsjahren 2022 und 2023 mit 8,6 Prozent und 7,8 Prozent soll die Teuerung heuer hierzulande mit 3,0 bzw. 2,9 Prozent deutlicher niedriger ausfallen. Anfang 2025 ist aber mit einem deutlichen Anstieg der Energiepreise zu rechnen, weil die Strompreisbremse ausläuft, die Energieabgaben für Strom und Erdgas wieder auf ihr Normalniveau zurückgeführt werden, und die Ökostromförderbeiträge wieder in Kraft treten. Außerdem steigen die Netzentgelte und der CO2-Preis. Das Wifo rechnet deswegen zu Jahresbeginn mit einer Zunahme der Teuerung auf 2,5 Prozent.
Für das Gesamtjahr 2025 gehen Wifo und IHS von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 bzw. 2,6 Prozent aus. Für 2026 rechnen die Wirtschaftsforscher mit einer Inflationsrate von 2,0 bzw. 2,1 Prozent.
Zwei Jahre Rezession machen sich auch bei den Arbeitslosenzahlen bemerkbar. Wifo und IHS gehen von einem gleich hohen Anstieg aus. Die Arbeitslosenrate soll sich von 6,4 Prozent im Jahr 2023 auf heuer 7,0 Prozent und 7,4 Prozent im kommenden Jahr erhöhen.