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Weiterhin ernste Hochwasserlage im Osten Österreichs

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Kontrollierter Abfluss bei der Staumauer in Ottenstein
©APA/APA/CHRISTOPHER ECKL/CHRISTOPHER ECKL
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Besonders im Osten Österreichs hat es bei der Hochwasser-Situation am Montag keine Entwarnung gegeben. Aufgrund der starken Regenfälle bleibe die Lage "weiterhin ernst", betonte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montag vor Journalisten. Monetäre Hilfe kündigte er durch den Katastrophenfonds an: 300 Millionen Euro würden bereitstehen. In Wien entspannte sich die Situation zwar leicht, doch war hier die Sorge vor einer "zweiten Welle" groß.

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Vor allem in Niederösterreich, das zum Katastrophengebiet erklärt wurde, waren die Einsatzkräfte im Dauereinsatz. Hier forderte das Hochwasser am Montag drei weitere Tote und somit bereits vier Opfer. Nach Angaben von Polizeisprecher Johann Baumschlager vom Abend wurde in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) ein vorerst Unbekannter geborgen. Ein 70- und ein 80-Jähriger waren in ihren Wohnhäusern gestorben und dort gefunden worden. Bereits am Sonntag war der Tod eines Feuerwehrmannes im Einsatz in Rust im Tullnerfeld in der Gemeinde Michelhausen (Bezirk Tulln) bekannt geworden.

Der Tote in Klosterneuburg wurde laut Baumschlager am späten Montagnachmittag beim Strandbad in Bauchlage im Wasser treibend entdeckt. Es handelte sich um einen 40 bis 50 Jahre alten Mann. Die Todesursache war noch unklar, sagte der Sprecher. Eine Leichenbeschau werde am Mittwoch stattfinden. Die Landespolizeidirektion Niederösterreich ermittelt.

Als Hotspots bezeichnete der LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am frühen Abend das Tullnerfeld, wo Zivilschutzalarm ausgelöst wurde und mehrere Ortschaften evakuiert werden, das Pielachtal sowie das gesamte östliche Mostviertel. Auch am Kamp stiegen die Pegel wieder. Im südlichen Tullnerfeld wurden Evakuierungen vorsorglich in Rust und auch in Asparn, Langenschönbichl, Neusiedl, Pischelsdorf sowie Kronau vorgenommen.

Niederösterreich sei "weiter im Krisenmodus", sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Montagvormittag nach einer weiteren Lagebesprechung in Tulln. Sie wies darauf hin, dass neuerlich starke Regenfälle prognostiziert seien. Die Situation sei "sehr angespannt, sehr kritisch". An die Bevölkerung richtete die Landeshauptfrau den Aufruf, von nicht notwendigen Fahrten Abstand zu nehmen, um sich einerseits nicht selbst zu gefährden und andererseits die Sicherheitskräfte nicht zu behindern. "Es bleibt kritisch, es bleibt dramatisch." Die Landespolizeidirektion Niederösterreich wies explizit darauf hin, "dass die hochwasserführenden Flüsse nach wie vor lebensgefährliche Bereiche darstellen".

Am Abend besuchte Bundeskanzler Nehammer das niederösterreichische Kamptal - einen Hotspot der Überschwemmungskatastrophe -, wie oe24.at zunächst berichtete. Im Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) dankte er den Einsatzkräften in den Unwetterregionen und lobte die Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, Gemeinden, Feuerwehren und Bundesheer. "Der Respekt und Dank des ganzen Landes ist euch sicher", so Nehammer.

Aus dem Stausee Ottenstein, wo am Sonntagnachmittag die Hochwasserklappen der Staumauer abgesenkt worden waren, gab es in den Nachmittagsstunden einen kontrollierten Ablauf von 230 Kubikmetern Wasser pro Sekunde. Der Zulauf betrug 240 Kubikmeter pro Sekunde. "Wir puffern immer noch geringe Mengen an Wasser zwischen", sagte EVN-Sprecher Stefan Zach. Zwischenzeitlich sei bei weniger Zulauf erneut Kapazität geschaffen worden, in den Nachmittagsstunden gab es so weiterhin sechs Millionen Kubikmeter freies Volumen. Für die Abendstunden wurde mit einem Zulauf von etwa 320 Kubikmetern in der Sekunde gerechnet.

In Wien entspannte sich die Hochwassersituation leicht. Die Pegel sind zurückgegangen, in den stark betroffenen Gebieten entlang des Wienflusses im Bezirk Penzing gab es erste Aufräumarbeiten. Zuversichtlich zeigte sich auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Nachmittag: Der Hochwasserschutz im Bereich der Donau oder am zum Teil wieder renaturierten Liesingbach habe funktioniert. "Wien kann Hochwasser", versicherte der Bürgermeister. Ludwig warnte angesichts der unklaren Wetterlage aber auch vor einer "zweiten Welle".

Als Folge des Unwettergeschehens wurden zudem die Wiener Parks gesperrt. Dies sei nötig, da der Boden aufgeweicht sei und Bäume umstürzen könnten, führte Ludwig aus. Die Lage dort werde nun geprüft. Erst nach den Kontrollen würden sie wieder geöffnet, führten die Wiener Stadtgärten bzw. die städtischen Forstbetriebe dazu in einer Aussendung aus. Auch der Wiener Donauturm ist seit Sonntagnachmittag geschlossen. Der Dauerregen habe zu Wassereintritt an einzelnen Stellen in den oberen Etagen des Wahrzeichens geführt, hieß es am Montag.

Die Einschränkungen bei den Öffis werden in Wien wohl noch bis Mittwoch dauern, wurde nach einem am Montagnachmittag Krisenstab-Treffen bekräftigt. Betroffen sind weiterhin die U-Bahn-Linien U2, U3, U4 und U6. An neuralgischen Punkten wurden dort Schutzmaßnahmen mit Dammbalken oder Sandsäcken errichtet.

Auch im Burgenland war die Hochwasserwarnung bei Leitha im Burgenland weiter aufrecht, teilte das Landesmedienservice mit. Weiterhin gelte daher für die Bevölkerung, man solle sich vom Ufergebiet sowie tiefer gelegenen Räumlichkeiten wie Keller oder Garagen fernhalten. Die Pegelstände wurden weiterhin kontrolliert und Vorsorgemaßnahmen getroffen, da Überschwemmungen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden können.

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) konnten die von schweren Unwettern betroffenen Bahnstrecken zum Teil wieder für den Zugverkehr zu öffnen, bei weiteren Verbindungen ist der Zugverkehr voraussichtlich ab Dienstag wieder möglich. So ist etwa die Tauernstrecke (Bad Hofgastein - Bad Gastein) und die Südstrecke im Nahverkehr - Wien Hbf - Payerbach-Reichenau - wieder vollständig befahrbar, der Nah- und Fernverkehr zwischen Wien Hbf - Mürzzuschlag soll voraussichtlich ab 4.00 Uhr wieder möglich sein. Ab diesem Zeitpunkt soll auch die Pottendorfer Linie (Wien Hbf - Wiener Neustadt Hbf) wieder befahrbar sein. Die Reisewarnung bleibt jedoch weiterhin bis Donnerstag aufrecht. Der Bahnverkehr war am Montag in weiten Teilen Niederösterreichs wegen rund 40 Streckenunterbrechungen massiv eingeschränkt. Unterbrechungen gab es auch bei der Westbahn.

In der Obersteiermark sind die aufgrund der Hochwassersituation befürchteten Evakuierungen im Raum St. Barbara im Mürztal (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) am Sonntagabend unterblieben. Das Bezirksrettungskommando sei jedoch weiterhin in Alarmbereitschaft, weil im Laufe des Tages noch Niederschläge erwartet wurden.

"Wir sind in der Nacht auf heute ohne Evakuierung ausgekommen. Es war alles aufgebaut, um den erwarteten 100 Bewohnern eine sichere Übernachtung zu bieten, aber der Betreuungseinsatz war dann doch nicht notwendig", sagte Christoph Strahlhofer vom Bezirksrettungskommando Bruck-Mürzzuschlag.

Nach einer relativ ruhigen Nacht waren die Feuerwehren am Montag auch in Oberösterreich wieder in Alarmbereitschaft. Neuerlich intensive Niederschläge ließen die Pegel wieder ansteigen. "Aktuell beobachten wir die Lage und warten auf eine mögliche zweite Welle", sagte der Sprecher des Landes-Feuerwehrkommandos, Markus Voglhuber. Kleinere Einsätze und auch schon Aufräumarbeiten werden natürlich durchgeführt. Die wieder intensiver werdenden Niederschläge könnten die kleineren und mittleren Gewässer in Oberösterreich am Montag im Laufe des Nachmittags bzw. der Nacht ansteigen lassen. Dabei seien die Gewässer im unteren Mühlviertel wie Aist und Naarn derzeit auch noch hoch, sagte Peter Kickinger vom Hydrografischen Dienst des Landes Oberösterreich. Das lasse bis zu 30-jährliche Hochwässer und erneut Überflutungen erwarten.

Die Unwetterlage ist auch in Tirol weiter großteils ruhig und stabil geblieben. Trotz prognostizierter Niederschläge bis Dienstag werde "keine kritische Hochwassersituation" erwartet, hieß es vom Land. Es habe auch am Wochenende keine "außerordentlichen Ereignisse" gegeben, sagte der Sprecher des Landesfeuerwehrverbandes, Anton Wegscheider, zur APA. Montagmittag machten sich daher 110 Feuerwehrleute aus Tirol auf den Weg nach Niederösterreich.

Auch die Salzburger Einsatzkräfte ließen ihren niederösterreichischen Kollegen Hilfe zukommen. Das Landesfeuerwehrkommando hat Montagfrüh drei Katastrophenzüge nach Niederösterreich abkommandiert, um dort beim Hochwassereinsatz zu helfen. "Die Züge sind um 6.00 Uhr aufgebrochen", sagte ein Sprecher zur APA. Im Bundesland Salzburg selbst stehen die Zeichen auf Entspannung. Seit Sonntagnachmittag mussten die Hilfskräfte nur mehr zu rund einem Dutzend Einsätzen ausrücken.

Von Kärntner Seite wurden 260 Einsatzkräfte der Feuerwehren zum Hilfseinsatz nach Niederösterreich geschickt, teilte Walter Egger vom Kärntner Landesfeuerwehrverband mit. "Die Kollegen des KAT 5 sind bereits im Bereich Tulln vor Ort", so Egger und: "Der KAT 2 wird um 9.30 Uhr im zugewiesenen Einsatzgebiet eintreffen". Hilfe nach Niederösterreich kommt auch aus Vorarlberg. Noch am Montag brachen Vorarlberger Feuerwehren mit Schwerpunkt Hochwasserausrüstung ins Katastrophengebiet nach Niederösterreich auf, so Landesfeuerwehrinspektor Herbert Österle am Vormittag.

( S E R V I C E - Fahrgäste werden gebeten, sich vor Fahrtantritt auf ÖBB SCOTTY, oebb.at oder beim ÖBB Kund:innenservice unter 05-17 17 über Einschränkungen zu informieren. Das Kund:innenservice wird im Zeitraum der Reisewarnung für Fahrgäste von 6.00 bis 24.00 Uhr telefonisch zur Verfügung stehen. )

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