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UEFA leitet nach Wolfsgruß-Jubel Untersuchung ein

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Wolfsgruß von Demiral
©APA/APA/dpa/Hendrik Schmidt
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Die UEFA hat gegen Türkeis Nationalspieler Merih Demiral nach dessen Torjubel mit dem sogenannten Wolfsgruß eine Untersuchung eingeleitet. Wie die Europäische Fußball-Union mitteilte, geht es dabei um "mutmaßlich unangemessenen Verhalten" des Abwehrspielers, der beim 2:1-Sieg der Türkei gegen Österreich im EM-Achtelfinale am Dienstag zweimal getroffen hatte. Das zweite Tor feierte er mit dem Handzeichen der "Grauen Wölfe", die als nationalistisch und faschistisch gelten.

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Die deutsche Innenministerin zeigte sich am Mittwoch empört über den Vorfall. "Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel", teilte die SPD-Politikerin mit. Der Vorfall hat auch diplomatische Nachwirkungen. Wie eine türkische diplomatische Quelle mitteilte, hat das türkische Außenministerium in Ankara den deutschen Botschafter einbestellt.

Demiral selbst hatte noch in der Nacht in Leipzig zu der Geste, gesagt: "Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun." Er behauptete, dass er keine versteckte Botschaft gesendet habe, sondern lediglich seinen Stolz als Türke ausdrücken wollte. Die Geste ist in Österreich verboten.

Als "Graue Wölfe" werden die Anhänger der rechtsextremistischen "Ülkücü-Bewegung" bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. In der Türkei ist die ultranationalistische MHP ihre politische Vertretung und Bündnispartnerin der islamisch-konservativen AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan. MHP-Chef Devlet Bahceli bezeichnete die Einleitung des Verfahrens der UEFA als "Provokation". Der Schritt sei "äußerst voreingenommen und falsch". Die UEFA springe damit auf "den Zug des Übels" derer auf, "die den Türken und der Türkei offensichtlich feindlich gesinnt sind".

Die deutsche Gesellschaft für bedrohte Völker rief die UEFA auf, das Zeigen des Wolfsgrußes nicht zu dulden. "Am Jahrestag des Sivas-Massakers so prominent den Wolfsgruß zu zeigen, ist ein absoluter Skandal", sagte der GfbV-Nahostreferent Kamal Sido. "Die türkische Nationalmannschaft muss sich öffentlich vom Zeigen des rechtsextremen Symbols distanzieren."

Vor 30 Jahren hatte ein von religiösen Extremisten aufgehetzter islamistischer Mob ein Hotel im Stadtzentrum von Sivas in Brand gesteckt, in dem sich alevitische Schriftsteller, Sänger und Intellektuelle aufhielten. In den Flammen kamen 37 Menschen ums Leben, die meisten Opfer waren alevitischen Glaubens. Aleviten sind eine religiöse Minderheit in der mehrheitlich sunnitischen Türkei.

Demiral traf in Leipzig bereits nach 57 Sekunden zum schnellsten Tor in der K.-o.-Runde einer EM sowie in der 59. Minute. Um den Einzug ins Halbfinale spielt die Türkei am Samstag in Berlin gegen die Niederlande. Via X verbreitete Demiral noch vor der Pressekonferenz ein Foto des Wolfsgruß-Jubels und schrieb dazu: "Glücklich derjenige, der sich als Türke bezeichnet" - ein berühmtes Zitat des Begründers der Republik Türkei, Kemal Atatürk. "Das zeigt, dass er ein politisches Statement setzen will und den Fußball dafür missbraucht", sagte der Autor Burak Yilmaz der ARD-"Sportschau".

Demiral stand schon einmal im Fokus einer politischen Debatte. Bei einem Spiel in Frankreich 2019 hatten viele türkische Nationalspieler mit dem Militärgruß salutiert, um damit die türkischen Streitkräfte zu unterstützen, die am Militäreinsatz gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien beteiligt sind. Damals gab es einen kurzen Disput zwischen Demiral und Kaan Ayhan. Demiral soll seinen Mitspieler dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren.

Die UEFA gab an, dass weitere Informationen zu der anstehenden Untersuchung zu gegebener Zeit bekanntgegeben würden. Sollte Demiral bestraft werden, hätte das wohl Folgen, was seine Verfügbarkeit für das Spiel gegen die Niederländer betrifft. Der albanische Nationalspieler Mirlind Daku war während der EM für zwei Spiele gesperrt worden, nachdem er die Fans zu beleidigenden Gesängen angestiftet hatte. Gegen den englischen Nationalspieler Jude Bellingham wird wegen einer Geste, bei der er sich in den Schritt gefasst hat, ermittelt.

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