News Logo
ABO

Thomas Stipsits beschwört in "Kopftuchmafia" Stinatzer Magie

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
8 min
Der Schauspieler ermittelt als schrullig-sympathischer Sifkovits
©APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH
  1. home
  2. Aktuell
  3. Schlagzeilen
Mit seinen Stinatz-Krimis gehört Thomas Stipsits zum fixen Bestandteil der heimischen Bestsellerlisten. Nun schlüpft der Kabarettist und Schauspieler selbst in die Rolle seines schrullig-sympathischen Ermittlers Sifkovits, wenn am 28. Oktober mit "Kopftuchmafia" die Verfilmung des ersten Romans auf ORF 1 (20.15 Uhr) zu sehen ist. Mit der APA sprach Stipsits aus diesem Anlass über seinen burgenländischen Columbo, die Magie von Stinatz und unerwartete Romanerfolge.

von

APA: War es von Anfang an klar, dass Sie selbst bei einer Verfilmung in die Rolle von Sifkovits schlüpfen müssen?

Thomas Stipsits: Ja, ich wollte das gerne selber spielen. Es ist so viel aus meiner eigenen Kindheit und meinen Sommerferien in Stinatz drin. Was uns nicht klar war, dass es so schnell zu einer Verfilmung kommt. Und es war genauso wenig absehbar, dass diese Bücher derart erfolgreich sein werden. Umso schöner, wenn es passiert. (lacht) Warum auch immer, finden sich darin viele Leute wieder. Ich hätte mir nicht gedacht, was aus dieser kleinen Idee in so kurzer Zeit werden kann.

APA: Was ist das Besondere an Stinatz, dass es zu dieser Identifikation kommen kann?

Stipsits: Zuallererst hat der Ort eine Magie, die man nicht erklären kann. Das hat schon Lukas Resetarits gesagt, der ja auch von dort ist. Da muss eine Wasserader oder so sein. Der Ort unterscheidet sich ja optisch nicht von anderen Dörfern im Burgenland. Aber vielleicht hat es mit der ursprünglichen Herkunft der Menschen zu tun. Sie waren jahrelang recht arm, aber andererseits sehr offen und freigiebig. Die Lebenseinstellung dort hat fast etwas Mediterranes.

Es ist immer ein Ort gewesen, wo geflüchtete Menschen waren. Da hat es nie Probleme gegeben. Die Volkskultur und Traditionen, die dort vorhanden sind, werden sehr gepflegt, aber ohne den nationalistischen Beigeschmack. Viele Leute kennen letztlich diese dörflichen Strukturen und verbinden das mit etwas Positivem, mit einer gewissen Art von Freiheit. Vielleicht sehnt man sich nach diesem Einfachen, nach dieser Reduktion.

APA: Mit Regisseur Daniel Prochaska haben Sie bereits zuvor zusammengearbeitet, etwa bei der Komödie "Geschenkt". Hat das ein Vertrauen gebracht, um gemeinsam diese Geschichte zu entwickeln?

Stipsits: Da haben Sie etwas ganz Wichtiges gesagt, und zwar Vertrauen. Wenn das auf Gegenseitigkeit beruht, ist das eine wunderbare Basis, dass etwas Gutes entstehen kann. Weil Daniel von Anfang gesagt hat: Ich habe keine Ahnung, wie der Ort Stinatz funktioniert oder wie die Menschen dort ticken. Das war meine Aufgabe. Und ich habe keine Ahnung von einer Auflösung oder wie das daher kommen soll. Das macht er. So sind wir uns positiv gesagt nie in die Quere gekommen. Wir haben uns viel ausgetauscht, es gab immer 100 Prozent Vertrauen. Die Story hatte ja den Vorteil, dass sie als Buch schon einmal funktioniert hat.

APA: Die Assoziationen zu Columbo sind vielfältig, in Buch wie Film. Wie war es letztlich, diese Figur des Sifkovits für die Kamera zum Leben zu erwecken?

Stipsits: Diese Columbo-Anleihen sind ja ganz bewusst gemacht, das war die Grundidee von mir. Daniel hat relativ früh gesagt: Wenn wir diese Zitate setzen, dann so, dass man sie auch als solche erkennt. Insofern musste ich nicht viel darüber nachdenken. Im Gegenteil habe ich eher aufpassen müssen, nicht zu sehr in diese Gestik und Mimik zu verfallen. Peter Falk als Columbo spricht sehr viel mit Händen, was im Film gar nicht so gern gesehen wird. Aber selbst dafür haben wir eine relativ angenehme Temperatur gefunden. Es nimmt dir dann wahnsinnig viel Druck weg.

APA: Was können Sie im Film stärker ausreizen als im Buch?

Stipsits: Teilweise die Emotionen. Tränen in einem Film sind etwas anderes als geschriebene. Damit du die Tränen im Buch spürst, musst du literarisch sehr, sehr gut sein. Da weiß ich nicht, wie das bei mir ist. Die Bücher wollen das, was sie wollen. Es war immer klar, dass diese Krimis die Literaturwelt nicht in Atem halten oder sie in Frankreich auf der Buchmesse sagen: Was ist denn das? (lacht) Das ist aber auch befreiend. Im Medium Film hast du einfach andere Möglichkeiten. Beides hat Vor- und Nachteile. Schreibe ich im Buch noch 15 Personen dazu, kosten die kein Geld. Oder wenn ich einen Hubschrauber explodieren lasse. (lacht)

APA: Das heißt, Sie schreiben an den nächsten Geschichten schon mit einer entsprechenden Schere im Kopf?

Stipsits: Ich versuche es weitestgehend auszublenden. Es sind einfach zwei unterschiedliche Medien. Aber das Schreiben vom vierten Buch ("Allerheiligen-Fiasko", Anm.) war wirklich sehr angenehm, weil ich mich schon so heimisch fühle in diesem Kosmos. Das erste Buch war sicher am schwierigsten. Auch für dessen Drehbuch haben wir uns finden müssen. Das war für den zweiten Film "Uhudler-Verschwörung", der schon abgedreht ist, anders. Wichtig ist einfach, dass es nie nach Papier klingt.

APA: Wie wichtig ist es Ihnen, für Abwechslung zu sorgen und aus Ihrem Stinatz wegzukommen?

Stipsits: Es brodeln schon andere Ideen. Aber man muss sagen: Dass die Bücher weitergehen, das war ja nicht geplant. Diese Möglichkeiten haben sich in meinem Leben einfach aufgetan, weil es - Gott sei Dank - Leuten gefällt. Also wartet man mit anderen Projekten vielleicht ein wenig. Ganz wichtig sind für mich die Pausen dazwischen. Ich versuche nicht mehr acht Dinge gleichzeitig. Dann kannst du auch nicht das liefern, was du gerne liefern möchtest.

APA: Wie stark befruchten sich Ihre verschiedenen Tätigkeiten als Kabarettist, Schauspieler, Musiker und Autor?

Stipsits: Schon sehr. Es war ein großer Traum von mir, der ich mit "Indien" oder "Muttertag" sozialisiert wurde, so etwas zu machen. Was mich wirklich freut, und das meine ich ganz ehrlich: dass ich so viele Sachen machen darf. Ich habe lange gebraucht, mir zuzugestehen, dass es etwas mit mir zu tun hat. Da habe ich wirklich gehadert mit mir. Aber dass es ein Publikum gibt, das diese Dinge konsumiert und mag, ist für mich ein großer, großer Luxus. Und dann befruchtet sich das natürlich. Ich komme von der Bühne, live ist einfach live. Aber das Schreiben hat den Vorteil, dass man es überall machen kann - auch wenn man in Griechenland sitzt. (lacht)

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - "Kopftuchmafia" am 28. Oktober um 20.15 Uhr auf ORF 1; Thomas Stipsits: "Allerheiligen-Fiasko. Ein Stinatz-Krimi", Ueberreuter Verlag, 180 Seiten, 15,99 Euro)

Über die Autoren

Logo
Monatsabo ab 20,63€
Ähnliche Artikel
2048ALMAITVEUNZZNSWI314112341311241241412414124141241TIER