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Teileinsturz von Brücke in Dresden: Katastrophe vermieden

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Menschen wurden nicht verletzt
©APA/APA/dpa/Robert Michael
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Nur knapp ist Dresden beim teilweisen Einsturz der Carolabrücke einer Katastrophe entgangen. Ein etwa 100 Meter langes Stück, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, stürzte mitten in der Nacht auf Mittwoch in die Elbe. Ein weiterer Abschnitt ist einsturzgefährdet. Zum Glück wurde niemand verletzt oder gar getötet. Die Polizei sah zunächst keine Anhaltspunkte für eine Fremdeinwirkung - sie geht von einem Unglück aus.

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Als Holger Kalbe, Verantwortlicher für die Sicherheit aller Brücken in Dresden, in der Früh vor die Presse trat, wirkte er sichtlich erschüttert. "Glauben Sie mir, das ist ein Morgen, den wollen Sie nie erleben", sagte der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden. Die Carolabrücke in Dresden gilt als eine der wichtigsten Verkehrsadern in der Stadt, in der Innenstadt überspannt sie die Elbe. Der Einsturz ist ein Unheil, das noch schlimmer hätte enden können: Nur 18 Minuten vor dem Teileinsturz hat die letzte Straßenbahn die Brücke passiert. Die Straßenbahn sei um 2.50 Uhr über die Brücke gefahren, die Brücke sei um 3.08 eingestürzt, teilten die Verkehrsbetriebe mit.

Die ersten Informationen zum Brückeneinsturz bei der Polizei kamen in der Nacht von den eigenen Kollegen: "Bei uns ging heute kurz nach 03.00 Uhr die erste Meldung ein. Das waren unsere eigenen Kollegen, die 50 Meter entfernt an der jüdischen Synagoge Objektschutzmaßnahmen durchführen", berichtete Polizeisprecher Thomas Geithner. "Sie haben es beschrieben als großes, schweres Geräusch. Der Boden hat gewackelt."

Die Carolabrücke ist eine Spannbetonbrücke aus dem Jahr 1971. Zwei ihrer Brückenzüge, die Teile A und B, wurden in den vergangenen Jahren bereits saniert. Eingestürzt ist nun der Teil C, der im nächsten Jahr saniert werden sollte. "Das ist ein Risiko, mit dem wir uns seit vielen Jahren auseinandersetzen", sagte Abteilungsleiter Kalbe. "Dass der Zustand im Zug C so schlimm ist, dass es zum Einbruch gekommen ist, das war nicht voraussehbar."

Die Ermittlungen zur genauen Unglücksursache laufen noch, aber Holger Kalbe äußerte zumindest eine Vermutung: Korrosion könnte verantwortlich sein - eine Folge von mangelhafter Wartung in der Vergangenheit. "Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt", sagte Kalbe. An der Stelle, wo das Brückenteil einbrach, sei ein Mast der Verkehrsbetriebe gestanden. Es sei denkbar, "dass an der Stelle massiv die Chloride eingedrungen sind und dort im Inneren der Brücke zu einer Korrosion der Bewehrung geführt haben."

Der deutsche Brückenbauexperte Steffen Marx hat den Einsturz eines Teils der Carolabrücke als Desaster bezeichnet. "Es ist insbesondere auch deswegen ein Desaster, weil es niemand vorhergesagt hat", sagte Marx, der Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden ist. "Das Bauwerk muss man heute unter komplett einsturzgefährdet verbuchen."

Laut Feuerwehr hat sich am Brückenkopf auf der Seite der Altstadt ein etwa ein Meter langer Spalt gebildet. Als der Einsatzleiter Michael Klahre in der Nacht die Lage sondierte, habe es plötzlich einen lauten Knall gegeben, berichtete er. Zwei Fernwärme-Leitungen barsten. Das ausströmende Wasser setzte Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser. Zunächst fiel im gesamten Stadtgebiet die Fernwärme aus. Nach und nach versuchte der zuständige Energieversorger, die einzelnen Stadtteile wieder ans Netz zu bringen.

Die Polizei sperrte den Einsturzort großräumig ab. Der Autoverkehr und Straßenbahnen wurden umgeleitet. Menschen sollten sich möglichst fernhalten. Trotzdem versammelten sich Hunderte Schaulustige an der Elbe, um einen Blick auf die eingestürzte Brücke zu erhaschen. Die noch stehenden Brückenteile können bis auf weiteres nicht genutzt werden. Es werde keine kurzfristige Freigabe der beiden übrigen Brückenzüge geben, sagte Kalbe. Der eingestürzte Brückenteil sei an einer Stelle mit den anderen Brückenzügen verbunden gewesen. Auch dort habe es einen Schaden gegeben. Die gesamte Konstruktion müsse nun überprüft werden.

Der eingestürzte Brückenzug der Carolabrücke in Dresden sollte im nächsten Jahr saniert werden. Zudem sollte noch bis Ende des Jahres ein Verkehrsversuch auf der Brücke laufen, mit dem Ziel, die Brücke für Fahrradfahrer und Fußgänger sicherer zu machen. Der Versuch und das Vorhaben wurden kontrovers diskutiert.

Die Polizei geht bei dem Teileinsturz bisher von einem Unglück aus. "Es gibt null Anhaltspunkte für irgendein strafbares Verhalten. Es gibt kein Ermittlungsverfahren", sagte Polizeisprecher Geithner. Es gehe nun darum, die genaue Ursache zu klären. Sollte sich dabei herausstellen, dass Fehler gemacht worden seien, dann würde auch ein Strafverfahren eingeleitet, sagte Geithner. "Aber diese Anhaltspunkte fehlen im Moment."

Die Dresdner Einsatzkräfte plagt aber eine weitere Sorge: Hochwassergefahr. Die Feuerwehr sieht sich zwar auf ein mögliches Hochwasser der Elbe vorbereitet. Dieses könnte die Aufräumarbeiten nach dem teilweisen Einsturz der Carolabrücke erschweren. Es gebe Kenntnis über eine mögliche Unwetterlage im Osten, so Michael Klahre von der Feuerwehr Dresden. "Wir haben das Ereignis auf jeden Fall auf dem Zettel." Konkrete Maßnahmen würden sich daraus zunächst nicht ableiten, hieß es. Noch sei völlig unklar, wie konkret sich eine solche Wetterlage einstellen werde. Es gebe einen Abwehrplan, der im Fall eines Hochwassers greife. "Wir sind sensibilisiert und vorbereitet", so Klahre.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet für Sachsen selbst zwar keine Unwetterlage, allerdings werde es wahrscheinlich in Zentral-Tschechien, im Isar- und Riesengebirge sowie in großen Teilen Österreichs extrem viel regnen. Diese werde Auswirkungen auf die Flüsse in Sachsen haben. Ein DWD-Meteorologe in Leipzig sagte, dass sich von Freitag bis Sonntag östlich der Elbe und vor allem im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien durchaus Dauerregen abzeichne. Der Niederschlag werde sich auf 40 bis 50 Liter pro Quadratmeter summieren. Sehr viel mehr Regen werde jedoch in Tschechien und großen Teilen Österreichs mit 150 bis 200 Litern pro Quadratmeter erwartet.

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