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Die Marktforscher rechnen vor: "Das letzte Jahr mit einem Zuwachs an Verkaufsflächen liegt bereits über ein Jahrzehnt zurück. Seit 2014 betrug der durchschnittliche Rückgang der Handelsflächen etwa 1,5 Prozent pro Jahr." Allerdings sei die Verkaufsfläche im Lebensmittelhandel seit drei Jahren stabil. "Den oft kommunizierten Neueröffnungen steht eine ähnlich hohe Zahl an Schließungen gegenüber", folgert RegioData.
Weiters stagniere die Konsumfreudigkeit im stationären Einzelhandels weitgehend, wohingegen sich die Ausgaben in der Gastronomie nahezu verdoppelt hätten.
RegioData sieht den Hauptgrund im beschleunigten Flächenrückgang des Handels nicht bei der hohen Inflation, sondern im veränderten Konsumverhalten. "Der Trend zum Online-Shopping sowie die Verlagerung der Ausgaben auf Gastronomie, Urlaub und Freizeit spielen dabei eine zentrale Rolle. In den letzten 10 Jahren ist die Verkaufsfläche um etwa 18 Prozent geschrumpft, während der Online-Anteil im gleichen Maß zugenommen hat", so die Argumentation.
Ein Blick auf die Gewinner und Verlierer im stationären Einzelhandel zeigt: Die mit Abstand größten Zuwachsraten entfielen auf die Non-Food-Diskonter wie Action, Tedi, Kik und NKD, mit einem Anstieg von 237 Prozent. Den stärksten Flächenrückgang musste der Elektrohandel mit einem Minus von 30 Prozent verzeichnen. Im Schuhhandel waren es 20 Prozent. "Mit Rückgängen von jeweils sieben bis acht Prozent fällt der Verlust im Bekleidungs-, Möbel- und Sportartikelhandel moderat aus", so die Marktforscher.
Nicht im Detail erhoben wurden Einzelhandelsbranchen wie Spielwaren, Uhren/Schmuck, Lederwaren, Accessoires, Geschirr, Hausrat, Geschenke, etc. Hier könnten aber die Verkaufsflächenverluste mit mehr als 40 Prozent angenommen werden.
Derzeit seien keinerlei Anzeichen erkennbar, dass der Rückgang der Verkaufsflächen eingebremst oder gar gestoppt werde. "Ausgehend von der Umsatz- und Ertragsentwicklung in den einzelnen Branchen und dem anzunehmenden künftigen Kundenverhalten ist in den nächsten Jahren mit jährlichen Flächenrückgängen von etwa 2,5 bis 3,0 Prozent zu rechnen", so der pessimistische Ausblick.
Erst vor einer Woche hatte der Kreditschutzverband KSV1870 auf eine deutliche Zunahme der Insolvenzen hingewiesen, wovon insbesondere der Handel betroffen war. 853 Unternehmen aus der Handelsbranche sind heuer in die Pleite geschlittert. Es folgten der Bau mit 814 und die Gastronomie mit 596. Die Flaute schlägt sich auch in den Arbeitslosenzahlen nieder. Im September gab es im Handel einen Anstieg bei den Jobsuchenden von 11,9 Prozent.
Die Schwierigkeiten im Handel überschatten die bevorstehende Lohnrunde für die knapp 450.000 Beschäftigten der Branche. Das Feilschen um den Kollektivvertrag für das kommende Jahr startet am 23. Oktober.
ARCHIV - 15.11.2019, Sachsen, Leipzig: Verschiedene Sorten Schweinefleisch und Rindfleisch liegen in einer Fleischtheke in einem Supermarkt. (zu dpa: ÇVerbraucherzentrale kritisiert Handelswerbung - ÇungesundÈÈ) Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++.