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Prozess gegen Depardieu: Anwalt kündigt Entlastungszeugen an

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Der Schauspieler wird vor Gericht erwartet
©APA/APA/dpa/Jens Kalaene
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Der Prozess gegen Gérard Depardieu wird mit viel Spannung erwartet - noch mehr als beim letzten Mal. Da wurde er aus gesundheitlichen Gründen verschoben. Nun soll der 76-Jährige verhandlungsfähig sein. Der Schauspieler wird am 24. und 25. März vor dem Pariser Strafgericht erwartet. Sein Anwalt will mit neuen Zeugenaussagen beweisen, dass alles auf einer Lüge basiere. Es geht um den Vorwurf von Übergriffen gegen Frauen.

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Depardieus mutmaßliche Taten sollen sich 2021 während der Dreharbeiten zum Film "Les volets verts" (Die grünen Fensterläden) von Regisseur Jean Becker ereignet haben. Eine der Klägerinnen, eine über 50-jährige Dekorateurin, gibt an, Depardieu habe sie in einem Korridor an sich gezogen, mit seinen Beinen fixiert und dabei über der Kleidung an Brust, Gesäß und Intimbereich berührt – begleitet von obszönen Bemerkungen. Im Februar 2024 erstattete sie Anzeige wegen sexueller Übergriffe, Belästigung und sexistischer Beleidigungen.

Die zweite Klägerin, eine Regieassistentin, wirft dem Schauspieler vor, sie am Filmset unsittlich an Brust und Gesäß berührt zu haben. Bereits zuvor soll er ihr auf der Straße nachgestellt haben. Sie zeigte ihn im März 2024 an. Depardieu könnten bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug und zusätzlich 75.000 Euro Geldstrafe drohen.

Mit Jérémie Assous hat sich Depardieu einen der prominentesten Anwälte Frankreichs genommen. Der 48-Jährige erlangte durch aufsehenerregende Fälle in Politik und Medien Aufmerksamkeit. Er gilt als einer der schillerndsten und streitlustigsten Strafverteidiger Frankreichs.

Eine Kostprobe lieferte er im vergangenen Herbst, als er mit Nachdruck die Verschiebung des Prozesses gegen Depardieu durchsetzte. Er sprach von völlig erfundenen Anschuldigungen und betonte, dass es keinen einzigen direkten Zeugen gebe – trotz der vielen Menschen und Kameras am Drehort, einem kleinen Appartement in Paris.

Assous kritisierte die Methoden der Ermittler und den bewussten Ausschluss zahlreicher entlastender Zeugen durch Polizei und Staatsanwaltschaft. Zudem stellte er infrage, ob es den Anklägerinnen tatsächlich um Gerechtigkeit gehe oder nur um Geld. Ihm zufolge sollen die Klägerinnen Forderungen von 6.000 bis 30.000 Euro gestellt haben.

Er versicherte, dass nicht weniger als 18 Zeugen den Schauspieler entlasten könnten. Mehrere von ihnen wolle er in den Zeugenstand bringen. Die Anhörung verspricht brisant zu werden.

Im vergangenen Oktober wurde der Prozess gegen Depardieu aus gesundheitlichen Gründen verschoben. Nach Informationen des Fernsehsenders BFMTV soll nun eine Anhörung möglich sein, an der er teilnehmen kann. Diese sei jedoch auf sechs Stunden festgelegt worden, die zwingend durch eine 15-minütige Pause unterbrochen werden müsse.

Das Gericht verzichtete auf ein psychiatrisches Gutachten, ordnete jedoch ein medizinisches an, das vor dem 4. März 2025 vorgelegt werden musste. Depardieu leidet seit über 25 Jahren an Diabetes und erhielt einen vierfachen Bypass.

Seit Jahren schon melden sich immer mehr Frauen zu Wort, die dem preisgekrönten Darsteller sexuelle Übergriffe vorwerfen. So hat ihn 2018 die Schauspielerin Charlotte Arnould geklagt. Seit 2020 wird in diesem Fall ermittelt. An Arnould soll er sich in seiner Wohnung zweimal vergangen haben. In dem Fall könnte Depardieu der nächste Prozess drohen.

Die Online-Zeitung "Mediapart", die regelmäßig mit Enthüllungsgeschichten für Aufsehen sorgt, veröffentlichte im April 2023 einen Artikel, in dem 13 Frauen ihn sexueller Übergriffe oder unangemessener sexueller Äußerungen beschuldigten. Sie prangern Vorfälle an, die sich hauptsächlich bei Dreharbeiten von Filmen zwischen 2004 und 2022 ereignet haben sollen.

Der Schauspieler bestreitet alle Vorwürfe gegen ihn. In einem in der Zeitung "Le Figaro" Anfang Oktober 2023 veröffentlichten Brief bezeichnet er sich als Opfer einer "medialen Lynchjustiz". Er sei sein ganzes Leben lang provokativ, anmaßend und manchmal unhöflich gewesen. "Aber ich bin weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier", schrieb er darin.

Depardieu hat in über 200 Filmen gespielt, viele sind zu Klassikern des Kinos geworden, wie "Die Ausgebufften" (1974), "Die letzte Metro" (1980) und "Cyrano von Bergerac" (1990). In mehreren Asterix-Filmen spielte er den Obelix. Seit den sich häufenden Anschuldigungen nehmen jedoch immer mehr Menschen Abstand zu ihm.

BERLIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Jens Kalaene

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