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Österreichischer Judokämpfer Fara wird Wrestler in den USA

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Fara freut sich schon auf den ersten Sessel, der im Gesicht landet
©APA/APA/JUDO AUSTRIA/MANUEL RAMPL
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Anders als Judo ist Wrestling kein sanfter Weg. Anders als der olympische Sport mit echten Gefühlen bei Sieg und Niederlage ist "World Wrestling Entertainment" (WWE) eine milliardenschwere Riesenshow. Aaron Fara, Teilnehmer an den Olympischen Spielen in Paris, hat einen Dreijahresvertrag zum Showman unterschrieben. Der 27-jährige Niederösterreicher wird sich im nächsten Jahr in Orlando für die NXT, die Liga für die Neuankömmlinge, ausbilden lassen.

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Ihn fasziniere, wie groß WWE sei. Wenn bei WrestleMania 75.000 Leute zuschauen, müsse das ein gewaltiges Gefühl sein. "Du hast ein Gefühl wie ein Fußballer. Das als Randsportler zu erleben, ist etwas ganz Großes", erzählte Fara am Dienstag in einem Mediengespräch in Wien. Er sei ein Showmann, liebe das Herumstolzieren. "Was im Judo in mancher Hinsicht verboten ist, ist dort halt sehr erwünscht. Ich freue mich auf das Extra-Möbeltraining und wenn ich den ersten Sessel ins Gesicht kriege."

Arbeitsvisum bekommen, eine Wohnung suchen, die Versicherung abschließen sind die nötigsten weiteren zu erledigenden Punkte, mit Februar könnte es in Florida mit der Ausbildung losgehen. Denn er müsse ja auch die Moves lernen, sagte Fara. Wobei: "Ich werde meine eigenen Sachen dort ein bisschen durchprügeln. Sicher muss ich mit denen zusammenarbeiten, aber ich werde meinem Stil sehr treu bleiben."

Beim Casting in Florida habe er auch dank der Muskelmasse "geisteskrank" ausgeschaut, mit viel Zirkel- und Krafttraining, Eiweißaufnahme und Essen ("Da hab ich einen Haufen Geld ausgegeben") habe er auf 110 Kilogramm zugenommen. "Mein Englisch war traurig, da war ich ein bisschen niedergeschlagen", gab Fara zu. Aber am letzten Tag habe er bei der Laienschauspielerei überzeugt. "Sie haben gesagt, poah, das war so krank, wir haben dir jedes Wort geglaubt. Den bösen Mann spielen kann ich gut."

Er wurde nicht genommen, weil er der Breiteste oder am definiertesten gewesen sei, da gäbe es "richtige Kanister". Ohnehin sei "jede Sorte Mensch zu finden, den es gibt. Die haben einen kleinen Fettsack, einen kleinen Breiten, einen Großen mit 300 Kilo. Es gibt keine Linie, die schauen, hat der irgendwas, das gut ist. Dann kommt er rein." Bei ihm - übrigens gelernter Masseur und streng gläubig - überzeugte "das finstere Gesicht wie auf einem Verbrecherfoto, wenn ich ernst schaue", aber auch "das nette Lächeln". So wurde ihm gesagt. Da sei eine gesunde Dynamik dahinter.

Freilich gibt der Vertrag (am Anfang ein Fixum) die Rahmenbedingungen vor, u.a. half ihm auch Judo-Cheftrainerin Yvonne Snir-Bönisch, das "wirklich große Englisch" zu verstehen. "Es ist ein absoluter Standardvertrag, willst du das, oder willst du das nicht. Wenn man schon seine eigene Marke aufgebaut hat, hat man eine bessere Verhandlungsbasis. Aber meine Verhandlungsbasis ist relativ gering, ich bin kein Olympiasieger, ich bin hier kein Promi, ich habe 3.000 Follower auf Instagram."

Gemeinsam mit den Kreativdirektoren soll auch der Ringname gefunden und die Figur erschaffen werden. Die Bundesheer-Uniform wird dann in jedem Fall ausgedient haben. Wahrscheinlich werde er der "böse Österreicher und die Amerikaner werden mich verprügeln" sein. Gern auch wie beim Try-Out in Lederhose. "Ich hätte lieber die Lederhose an als diesen kleinen Tanga. Das wäre saucool." Die Rolle werde jedenfalls gemeinsam ausgearbeitet und im Laufe der Zeit angepasst. Dafür sei die NXT da." Er habe im Laufe der Jahre gelernt, dass es Leute gäbe, die ihm was beibringen können.

Als Kind habe er sich Wrestling angeschaut, aber das habe dann irgendwann aufgehört, so mit 13, als er gemerkt habe, dass es nicht echt sei. "Es kam dann jetzt aus heiterem Himmel. Da dachte ich mir, das ist besser, als mir die Papp'n einschlagen lassen beim MMA." Die Gewalt bei Mixed Martial Arts ist kein Fake, bei WWE indes schon. Bei der großen Show ist mit Walter Hahn (Ringname Gunther) ein Österreicher bereits ein Champion.

Die Sportart an sich sei es vielleicht nicht, die ihn interessiere, aber es sei eine weitere Lebenserfahrung, erklärte Fara. "Ich habe Fallen gelernt, seit zwanzig Jahren lasse ich mich auf irgendwelche Matten bretteln. Dort ist es eh gut gefedert. Ich werde sicher ein paar harte Schläge einstecken, aber ich glaube, dass ich durch das jahrelange Judo gut vorbereitet bin. Aber schmerzhaft wird es sicher werden."

Der Österreichische Judoverband verfolgt den Fara-Abschied aus dem olympischen Sport laut Präsident Martin Poiger mit einem "weinenden Auge". Dass der ehemalige Junioren-Europameister und spätere Grand-Slam-Gewinner ein "cooler Typ" sei, habe er von Beginn an gesehen. "Er hat viel für uns geleistet. Er wäre einer gewesen, der für Los Angeles ein richtiger Kandidat ist. Daher ist es bedauerlich, aber ich freue mich für ihn persönlich und gratuliere zu diesem Angebot."

Fara lässt seinen "besten Freund, meinen Papa" in Bad Erlach zurück. "Die Mama ist ein bissl fertig, aber sie freut sich auch. Es wird auch Zeit, dass ich rauskomme." Eine Rückkehr zum Judo schließt er nicht aus. Sollte ihm Wrestling überhaupt nicht taugen, werde er wieder ins Verbandsbüro kriechen und um einen Kimono bitten. "Aber ich gehe davon aus, dass ich in Amerika Erfolg haben werde." Er sei dankbar für die Chance. Er habe lange "hart verloren, aber viel gelernt", das sollte nun helfen.

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