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Österreicher sparen mehr und fahren Kredite zurück

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OeNB weist auf fallende Kredite und steigende Sparquote hin
©APA/APA/THEMENBILD/HARALD SCHNEIDER
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Die österreichischen Haushalte legen mehr Geld auf die hohe Kante - nach Berücksichtigung der Inflation wird das Ersparte aber seit 2022 jedes Jahr weniger wert. Das Geldvermögen erreichte zwar im Juni 2024 mit 872,1 Mrd. Euro nominell einen Rekordwert. Inflationsbereinigt war das Geld aber um fast 1 Prozent weniger Wert als im Jahr davor. Auch 2023 (minus 5,1 Prozent) und 2022 (minus 10 Prozent) hat das Geldvermögen real an Wert verloren, zeigen Daten der Nationalbank.

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"Wir werden jedenfalls nicht reicher", kommentierte das Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB, am Mittwoch vor Journalisten. Auffällig sei auch, dass in Österreich im Vergleich zum Euroraum relativ viel Geld in Einlagen fließe, aber wenig in die Altersvorsorge. In Vorsorgeprodukten liegen hierzulande nur 15 Prozent des Geldvermögens, im Euroraum hingegen 29 Prozent. Altersvorsorgeprodukte - außer der betrieblichen Altersvorsorge - hätten in den vergangenen Jahren außerdem noch etwas an Bedeutung verloren. Das habe auch mit den unterschiedlichen Pensionssystemen zu tun, so Turner.

Während der Konsum der Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr noch gleich stark gestiegen ist wie ihr nominelles Einkommen (je 7,8 Prozent), legte er im ersten Halbjahr 2024 nur um 3,4 Prozent zu, obwohl die Einkommen um 6,5 Prozent höher waren. Inflationsbereinigt bedeutet das, dass der Konsum praktisch unverändert blieb, obwohl die realen Einkommen um 3,2 Prozent stiegen. Das dürfte sich heuer in einer deutlich höheren Sparquote von 11,4 Prozent niederschlagen. "Wir sehen, dass die Menschen mehr sparen", sagte Turner. 2023 wurden 8,7 Prozent der Einkommen beiseitegelegt. Ob die Ausgaben künftig nachgeholt werden, sei fraglich, da die aktuelle hohe Sparquote immer noch in einem in Österreich üblichen Bereich liege, sagte Turner.

Inzwischen fließen im Schnitt 23,4 Prozent der Konsumausgaben ins Wohnen, vor Corona waren es 21,8 Prozent. Für Verkehr wird im Gegenzug deutlich weniger ausgegeben, die Ausgaben für Lebensmittel und für Freizeit gemessen als Anteil des Einkommens liegen wieder auf dem Niveau von 2019.

Die gestiegenen Zinsen hätten auch die Verwendung der verfügbaren Finanzmittel verändert, erläuterte Turner. Die heimischen Haushalte haben ihre Kredite deutlich zurückgefahren, verzinst sind die Schulden, auch Wohnungskredite, inzwischen mehrheitlich mit einem fixen Zinssatz. Aus Turners Sicht ist es weniger überraschend, dass jetzt mehr Fixverzinsungen gefragt sind. Vielmehr müsse man sich fragen, warum früher variable Zinsen in Österreich so gefragt waren. Das müsse auch nicht unbedingt auf eine hohe Risikobereitschaft hindeuten, es könnte auch sein, dass sich viele Menschen des Risikos variabler Zinsen nicht bewusst waren.

Im Gegenzug wurde mehr gespart und dabei Geld von täglich verfügbaren auf länger gebundene Einlagen umgeschichtet. "Nur" mehr 61 Prozent des Gesparten waren im Juni täglich verfügbar, Anfang 2022, vor der Anhebung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB), waren es noch 70 Prozent.

Dem Staat vertrauen die Österreicherinnen und Österreicher ihr Geld offenbar weiter besonders gerne an: Die wiederbelebte Möglichkeit, Geld zu fixen Zinsen und mit sehr wenig Aufwand in Bundesschatzscheine zu investieren, wird sehr gut aufgenommen. Zwei Mrd. Euro sind seit dem Neustart des Instruments Ende April bis jetzt in Bundesschätze geflossen. Das macht die Menschen formal, manchmal wohl ohne es zu wissen, da das Instrument oft als "Sparbuch" wahrgenommen wird, zu Wertpapierkäuferinnen und -käufern.

In Bundesschätze floss im zweiten Quartal 2024 mehr als die Hälfte der Mittel für inländische Wertpapiere, angesichts von weit über 300 Mrd. Euro, die Haushalte in Österreich bei Banken liegen haben, "glaube ich nicht, dass das bei Banken sehr viel Panik auslöst", so Turner.

Insgesamt haben die heimischen Haushalte im ersten Halbjahr 2024 bereits 11,7 Mrd. Euro in Finanzprodukte investiert - mehr als im gesamten Jahr 2023 (10,2 Mrd. Euro). Geldvermögen von 872,1 Mrd. Euro standen Schulden von 214,2 Mrd. Euro gegenüber. Die Verschuldungsquote von knapp 25 Prozent liegt unter dem Schnitt der Euroländer (rund 29 Prozent).

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