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Er habe sich früher besser auf Englisch ausdrücken können, betonte der Künstler beim Gespräch in einem Wiener Kaffeehaus. "Ich bin mit englischsprachiger Musik groß geworden und war auf einer amerikanischen Schule. Da lag es nahe, auf Englisch zu singen. Meine Lieblingsbands kamen auch alle aus England oder den USA. Damals habe ich Indie-Pop-Punk gemacht und wollte der große Weltstar werden."
Mit der 2015 gegründeten Alternative-Rock-Pop-Band Hunger feierte Fendrich "recht coole internationale Erfolge", wie er sagt. Deren zweite Single "Amused" ist Teil des Soundtracks der von Selena Gomez produzierten Netflix-Serie "Tote Mädchen lügen nicht". Taylor Swift führte das Lied in ihrer persönlichen Spotify-Playlist an. Covid machte den Plänen des Trios aber ein jähes Ende: "Mit Corona ist unsere geplante US-Tour flöten gegangen", erzählt Fendrich. "Wir sind mit der letzten AUA-Maschine von New York zurück nach Wien geflogen."
Dann sei die Luft draußen gewesen. "Ich brauchte Abstand, habe ein bisschen Musik mit meinem Bruder gemacht - dann kam die Anfrage von 'Dancing Stars'." Ein solches Angebot habe er davor mehrmals abgelehnt. "Aber plötzlich hatte ich Zeit", schmunzelte Fendrich. Außerdem sah er eine Teilnahme als probates Mittel gegen seine Panikattacken: "Ich dachte, wenn ich das schaffe, kann ich alles andere auch bewältigen. Ich konnte ja null tanzen. Das war echt hart. Mit der TV-Show habe ich mir in dem Land zum ersten Mal selbst einen Namen gemacht. Und ich war stolz darauf, dass ich es geschafft habe, auf der Bühne nicht zu kollabieren."
Anschließend wollte Fendrich "etwas Neues" machen. "Mein Manager fragte, ob ich nicht mal etwas auf Deutsch schreiben wolle. Das habe ich noch nie gemacht, aber warum nicht? Ich stellte mir ein cooles Songwriterteam zusammen und rief Produzenten an, die ich über die Jahre kennengelernt habe. Sie waren alle Feuer und Flamme. Wir haben über ein Jahr so um die 80 Songs geschrieben und dann an Sony geschickt. Die fanden das großartig. Ich hatte vorher noch nie einen Major-Deal, geiler Scheiß."
Nun wartet "Rezeptfrei" auf Publikum: "Das Album ist breit gefächert, was den Soundstil betrifft", rührt Fendrich die Werbetrommeln. "Die Plattenfirma meinte zuerst, es gehe schon sehr weit in alle Richtungen. Da standen noch 20 Songs zur Auswahl, da war die Bandbreite noch viel größer. Ich habe eben alles ausprobiert, was mir gefiel. Mit den zwölf am Ende ausgewählten Songs hat sich eh alles zusammengefügt. Ich finde trotzdem, dass dieses Album sehr facettenreich geworden und trotzdem authentisch ist."
Mit Vergleichen mit seinem Vater Rainhard Fendrich hat Lucas Fendrich zu leben gelernt: "Ich habe das nie an mich herangelassen. Was bringt es, mir darüber Gedanken zu machen? Es würde mich nur einschränken in der kreativen Arbeit. Ich bin der, der ich bin. Mein Vater ist der, der er ist. Wenn man sich selbst treu ist, passt das schon. Wenn man seinen Weg geht, kann dir auch niemand was. Ich habe übrigens nie Hilfe von meinem Dad angenommen, immer alles selbst gemacht. Ich bin mit mir voll im Reinen."
(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(S E R V I C E - Lucas Fendrich präsentiert sein Album am 13. März live mit Band im Wiener Club B72. www.instagram.com/lucforlove/?hl=de)
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Helmut Fohringer/HELMUT FOHRINGER