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Lobrede auf fossile Energien bei UNO-Klimagipfel

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"Final Countdown": Guterres sieht die Zeit davon laufen
©APA/APA/AFP/ALEXANDER NEMENOV
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Mit dem Gipfelsegment, also den Reden der Staats- und Regierungschefs, ist die UNO-Weltklimakonferenz in Aserbaidschan am Dienstag in den zweiten Tag gestartet. Während UNO-Chef António Guterres die Staaten dazu aufrief, aus den klimaschädlichen fossilen Energien auszusteigen, lobte der Präsident des Gastgeberlandes, Ilham Aliyev, diese gar als "Geschenk Gottes". Von einem Ausstieg kann jedenfalls keine Rede sein, wie aus der "Global Oil & Gas Exit List" hervorgeht.

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Konzerne fördern Öl und Gas demnach in einem historischem Ausmaß. Für Aliyev ist das kein Problem und es sollte keinem Land vorgeworfen werden, Öl und Gas zu haben und es auf den Markt zu bringen, betonte er vor der Weltgemeinschaft. "Uns anzuklagen, dass wir Öl haben ist so, als wenn man uns anklagt, dass Baku mehr als 250 Sonnentage im Jahr hat."

In der Wissenschaft gibt es einen klaren Konsens: Sollen die katastrophalsten Folgen der Erderwärmung verhindert werden, dürfen keine neuen Projekte zur Förderung von Kohle, Öl und Gas mehr entstehen. Auf der letztjährigen UNO-Klimakonferenz in Dubai hatten sich alle Staaten erstmals grundsätzlich auf eine Abkehr von diesen klimaschädlichen Energieträgern verpflichtet. Die Realität ist von diesem Ziel weit entfernt: Die Öl- und Gasproduktion der großen Förderunternehmen weltweit hat einer Analyse von Umweltorganisationen zufolge 2023 einen Höchststand erreicht. Das geht aus der "Global Oil & Gas Exit List" hervor, die die Organisation Urgewald gemeinsam mit mehr als 30 Partnern jährlich aktualisiert.

Demnach förderten die erfassten Unternehmen - die 95 Prozent der weltweiten Öl- und Gasproduktion ausmachen - im vergangenen Jahr 55,5 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent. Dies lag den Angaben zufolge über den bisherigen Höchstwerten, die vor der Corona-Pandemie erreicht wurden. 2019 entsprach dieser Wert 55,01 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent. Mit der Einheit werden Energieträger vergleichbar gemacht: Es geht um die Energiemenge, die beim Verbrennen von einem Barrel Erdöl freigesetzt wird.

Gestärkt wurde die Öl- und Gasindustrie auch durch einen Sieg vor Gericht, den der britische Konzern Shell gegen Klimaschützer erzielte: Der Konzern muss nach der Entscheidung der Richter doch nicht seinen CO2-Ausstoß drastisch reduzieren. Ein Zivilgericht in Den Haag hob ein Urteil der ersten Instanz auf und wies die Klage von Umweltschützern ab. Das Verfahren in Den Haag hatte nach dem historischen Sieg der Klimaschützer in erster Instanz weltweit Aufmerksamkeit erregt. Eine neue Verurteilung von Shell hätte Folgen auch für andere Unternehmen haben können.

UNO-Generalsekretär António Guterres nannte es parallel in Baku "absurd", noch auf fossile Energie zu setzen. "Die Reichen verursachen das Problem, die Ärmsten zahlen den höchsten Preis." Der UNO-Chef rief die Staaten der Welt dazu auf, ihre Versprechen einzulösen und aus den klimaschädlichen fossilen Energien auszusteigen. Besonders die Industriestaaten der G20-Gruppe sieht er dabei in der Verantwortung.

Aus diesen Staaten fehlten gleich mehrere Staats- und Regierungschefs auf der Bühne in Baku, wie etwa der deutsche Kanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen konnte- nach seiner krankheitsbedingten Absage im Vorjahr - heuer nach seiner Bandscheiben-Operation erneut nicht zur Klimakonferenz reisen.

Dafür äußerten sich vor dem Plenum in Baku Politikerinnen und Politiker aus Staaten, die die Klimakrise besonders heftig zu spüren bekommen: Die Präsidentin der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshallinseln, Hilda Heine, fragte etwa, ob und wann Staaten und Firmen zur Rechenschaft gezogen würden, die immer noch auf die Förderung von Kohle, Öl und Gas setzen. "Die Geschichte wird über diejenigen urteilen, die bei dem Übergang versagen." Manche dächten offenbar, sie seien selbst immun gegen die Zerstörungen vor ihrer Haustür.

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