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Küche von Margarete Schütte-Lihotzky in Wien rekonstruiert

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Blick in die rekonstruierte Küche der Architekturpionierin
©APA/APA/EVA MANHART/EVA MANHART
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Architektur-Pionierin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) hat mit der Ausarbeitung der Frankfurter Küche den Urtyp der modernen Einbauküche geschaffen. 1970 war die Wienerin in eine 55 Quadratmeter große Wohnung nach eigenen Entwürfen in Wien-Margareten gezogen, die dortige Küche konzipierte sie vom Frankfurter Modell beeinflusst. Zwei Jahre nach Zugänglichmachung der Räumlichkeiten in der Franzensgasse 16 ist nun auch die detailgenau rekonstruierte Küche zu besichtigen.

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Kunsthistorikerin Ulrike Jeni, die laut testamentarischer Verfügung Schütte-Lihotzkys die Wohnung übernehmen durfte, hatte einige Umbauten vorgenommen und eine neue Küche einbauen lassen. Diese wurde jetzt entfernt und in aufwendiger und mitunter mühsamer detektivischer Arbeit durch eine exakte Reproduktion des Originals ersetzt. "Es war uns ein Anliegen, auch das Herzstück der Wohnung zu zeigen", sagte Architektin Renate Allmayer-Beck, die nach Jenis Tod auch schon die Wiederherstellung der übrigen Räume betreute.

Schütte-Lihotzky habe sich "genau überlegt, wo sie spart", betonte Allmayer-Beck, die Raumproportionen in der Küche hätten sich nach der Rekonstruktion komplett verändert. Diese wurde akribisch anhand von Fotos, Erinnerungen und Originalplänen durchgeführt. "Ihr geliebtes aufklappbares Bügelbrett, ein Detail aus der Frankfurter Küche, haben wir natürlich auch angebracht." Allmayer-Beck wies außerdem u.a. auf die Schütten hin und auf die Fliesen, die man in Altbeständen in Deutschland finden konnte.

"Hauswirtschaft, Wohnen und Küchen haben einen wesentlichen Anteil an einem gesunden Leben", sagte Christine Zwingl, ebenso wie Allmayer-Beck ehemalige Mitarbeiterin Schütte-Lihotzkys. "Sie hat das als gleichwertig angesehen und in ihrer Arbeit umgesetzt." Für die Rekonstruktion der Küche seien auch eine Reihe an Bewilligungen notwendig gewesen. Denn auch ein Schiebefenster - ein Original aus den 60er-Jahren - zwischen Küche und Terrasse wurde wieder eingesetzt, was eine Veränderung der Fassade bedeutete.

Eine zweite Durchreiche, zwischen Küche und Esstisch, mit Holzverkleidung und Schiebetür wurde ebenfalls wieder hergestellt. "Wir haben einen Tischler gefunden, der solche Fenster für Harry Glück angefertigt hat", erzählte Allmayer-Beck. Dieser setzte die Vorgaben in Mahagoni um. Um die Durchreiche wurden Nussholz-Regale wie einst angebracht, die Wand mit Leimfarben neu gestrichen.

Was die Küche betrifft, habe sich Schütte-Lihotzky "nichts nehmen lassen", schmunzelte Allmayer-Beck. Die Rückwände der - für die Rekonstruktion neu gezimmerten - Möbel sind weiß, das restliche Innenleben rot, außen grün. Es gibt viele spezielle Details zu entdecken: etwa Drehelemente oder eine vergrößerbare Arbeitsplatte. Über Internetsuche konnten die Armaturen und die Spüle mit glattem Rand von anno dazumal gefunden werden. Auch einen AG-Herd Deluxe von 1969 trieb man auf.

Margarete Schütte-Lihotzky hatte die Küche auf ihre Bedürfnisse im Alter angepasst. Zum Beispiel erleichtern ergonomische Arbeitshöhen und Auszüge das Arbeiten im Sitzen, die Oberschränke sind in die Wand eingebaut, um Schmutzablagerungen zu vermeiden. Die wohl überlegten Ausführungen sind umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass die Architektin selbst "nie gekocht" (Zwingl) hat.

(S E R V I C E - Margarete Schütte-Lihotzky Zentrum, Wien 5, Franzensgasse 16/40, www.schuette-lihotzky.at)

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