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Israels Armee meldet heftige Kämpfe mit Hisbollah im Libanon

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Feuer nach Beschuss durch Israel im Südlibanon
©APA/APA/AFP/JALAA MAREY
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Das israelische Militär liefert sich nach eigenen Angaben im Süden des Libanon heftige Kämpfe mit der Hisbollah-Miliz. Das teilte ein Sprecher über den Kurznachrichtendienst X mit. In der Nacht auf Dienstag hatte Israel den Beginn einer begrenzten Bodenoffensive im Libanon vermeldet. Die Hisbollah reagierte offenbar mit Raketenbeschuss: Im Zentrum Israels wurde am Dienstag Luftalarm ausgelöst, auch in der Wirtschaftsmetropole Tel Aviv gab es Explosionen.

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Die israelische Luftwaffe griff nach Militärangaben mehrere Waffenfabriken und Infrastruktur der libanesischen Hisbollah-Miliz in einem südlichen Vorort von Beirut an. Die Angriffe seien mithilfe von Geheimdiensthinweisen erfolgt, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Es seien Schritte unternommen worden, um möglichen Schaden an Zivilisten zu verringern. Augenzeugen berichteten von massiven Schäden in dem betroffenen Wohngebiet Haret Hreik. Mehrere Gebäude seien dem Erdboden gleich gemacht worden. Straßen seien unter Schutt begraben worden. In der Früh habe es Aufräumarbeiten gegeben, um die Straßen freizuräumen. Libanesische Behörden berichteten zudem von einem israelischen Luftangriff auf ein palästinensisches Flüchtlingscamp nahe der Küstenstadt Sidon, bei dem sechs Menschen getötet wurden.

Die israelische Armee rief zur Evakuierung von 20 Orten im Südlibanon auf. Zudem veröffentlichte sie eine "dringende Warnung" an die Bewohner, sich nicht südlich des Litani-Flusses aufzuhalten, der etwa 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt liegt. Es komme im südlichen Abschnitt des Landes "zu intensiven Kämpfen, bei denen Hisbollah-Mitglieder das zivile Umfeld und die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde für Angriffe ausnutzen", so ein Armeesprecher.

Die erste israelische Bodenoffensive seit dem letzten Libanon-Krieg 2006 hat den Codenamen "Pfeile des Nordens". Die israelische Armee sprach von "begrenzten" Angriffen auf Ziele in Grenznähe und nannte diese eine unmittelbare Bedrohung für Gemeinden in Nordisrael. Israels Ziel ist es, die Hisbollah aus dem Grenzgebiet zu verdrängen, um eine Rückkehr von rund 60.000 Bürgern in ihre Wohngebiete in Grenznähe zu ermöglichen. Ein Hisbollah-Sprecher bestritt jedoch, dass Israel auf libanesisches Staatsgebiet vorgerückt sei. Die Hisbollah habe sich keine "direkten Bodenkämpfe" mit israelischen Soldaten geliefert, sagte Mohammad Afif. Sie sei aber darauf vorbereitet.

Im Großraum Tel Aviv gab es am Dienstag Raketenalarm. Es war eine dumpfe Explosion im Stadtzentrum zu hören, wie Einwohnerinnen berichteten. Die israelische Armee teilte mit, Auslöser des Alarms seien Geschoße aus dem Libanon gewesen. Die Details würden noch untersucht. Die Nachrichtenseite ynet berichtete, es seien mindestens drei Raketen abgefeuert worden. Wie die Armee weiter bestätigte, schlugen Raketenteile auf einer Autobahn nahe Tel Aviv ein. Ein Busfahrer wurde mittelschwer, ein Autofahrer leicht verletzt, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Auch in den Vorstädten Herzliya und Ramat Gan habe es Luftalarm gegeben. Es gab zunächst keine Berichte zu Verletzten. Die Hisbollah teilte mit, dass die Zentrale des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad sowie eine Stellung des Militärgeheimdienstes bei Tel Aviv ins Visier genommen worden seien.

Zuvor hatte es Berichte über Raketenangriffe auf die Grenzstadt Metula und den Ort Avvim gegeben. Einige Raketen seien von der Raketenabwehr abgefangen, andere eingeschlagen, teilweise auf offenem Gebiet. Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete von insgesamt 15 Geschossen. Die Hisbollah selbst reklamierte die Angriffe auf Metula für sich. Ziel seien Ansammlungen von Soldaten gewesen. Die Armee hatte das Gebiet vor Beginn des Bodeneinsatzes im Süden des Libanons zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Nach Angaben des Militärs waren die Bodentruppen, die in den Libanon vorgedrungen sind, vorher im Gaza-Krieg im Einsatz.

Die UNO-Beobachtermission im Libanon (UNIFIL) kritisierte die israelische Offensive als illegal. Der Vorstoß sei "eine Verletzung der libanesischen Souveränität und territorialen Integrität sowie einen Verstoß gegen die Resolution 1701 (des UN-Sicherheitsrats)", teilte die UNIFIL am Dienstag mit. Der Beschluss 1701 wurde wegen des einmonatigen Kriegs zwischen Israel und der Hisbollah im Jahr 2006 verabschiedet. Darin wird unter anderem ein vollständiger Rückzug aller israelischen Truppen aus dem Süden des Libanon gefordert und dass sich in dem Gebiet außer der libanesischen Armee und der UNO-Friedenstruppe keine anderen bewaffneten Gruppen aufhalten dürfen.

Die Blauhelme, darunter rund 160 Österreich, werden aber trotz der jüngsten Entwicklungen in Stellung bleiben, hieß es von der Mission. Entsprechend hatte sich zuvor bereits Bundesheersprecher Michael Bauer geäußert. "Es ist überhaupt nicht daran gedacht, die Mission zu beenden", sagte Bauer der APA. Er schloss einen Alleingang Österreichs aus. Für eine mögliche Evakuierung gebe es Szenarien der UNIFIL, so Bauer.

Die AUA stellte indes ihre Israel-Flüge bis Ende Oktober ein. Über eine mögliche Wiederaufnahme der bis 14. Oktober gestrichenen Flüge nach Teheran werde kurzfristig entschieden, teilte die Lufthansa-Tochter am Dienstag mit. Die Muttergesellschaft strich alle Verbindungen in die libanesische Hauptstadt Beirut bis Ende November.

Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon hatte sich zuletzt auf dramatische Weise verschärft. Seit Tagen greift das israelische Militär massiv Ziele in dem Nachbarland an, nach eigener Darstellung unter anderem Waffenlager der Hisbollah. Der Libanon meldete Hunderte Tote und Verletzte. Am Freitag waren bei einem gezielten israelischen Luftangriff der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und weitere Hisbollah-Kämpfer in Beirut getötet worden.

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