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Israel verstärkt Offensive im Gazastreifen

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Israelische Truppen im Einsatz
©APA/AFP/ZAIN JAAFAR
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Nach dem massivsten Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen seit Monaten hat die israelische Armee ihre Offensive in dem Palästinensergebiet verstärkt. Am Montag war nach Armeeangaben eine Raketensalve auf Israel abgefeuert worden, zu der sich der mit der radikalislamischen Hamas verbündete Islamische Jihad bekannte. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach von einem "schwierigen Kampf" im Gazastreifen.

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Unterdessen setzte Israel den Leiter der Al-Shifa-Klinik in Gaza sowie weitere palästinensische Gefangene auf freien Fuß. In Israels Öffentlichkeit löste sie einen Sturm der Entrüstung aus, weil Muhammad Abu Salamiyah mit terroristischen Aktivitäten der islamistischen Hamas in Zusammenhang gebracht wird.

"Es wurden ungefähr 20 Geschosse identifiziert, die aus dem Gebiet Khan Younis kamen", erklärte die Armee. Die meisten Raketen seien abgefangen worden, einige von ihnen "schlugen im Süden Israels ein". Opfer gab es demnach keine. Die Abschussorte der Raketen seien von der israelischen Artillerie getroffen worden, erklärte die Armee.

Die Al-Quds-Brigaden, der bewaffnete Arm der militanten Palästinensergruppe Islamischer Jihad, erklärte, die Raketensalve abgefeuert zu haben. Der Islamische Jihad ist mit der Hamas verbündet. Hunderte Kämpfer beider islamistischer Palästinensergruppen hatten am 7. Oktober einen beispiellosen Überfall auf Israel verübt, der den Krieg im Gazastreifen auslöste.

Bei dem Großangriff wurden nach israelischen Angaben 1.195 Menschen brutal getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter Frauen und Kinder. 116 befinden sich nach wie vor in der Gewalt der Islamisten, 42 von ihnen sind laut der israelischen Armee bereits tot.

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher 37.900 Menschen getötet.

In den ersten Monaten nach Kriegsbeginn griff die Hamas Israel mit tausenden Raketen an und nahm dabei auch Ziele im Zentrum des Landes ins Visier, darunter Tel Aviv und Jerusalem. Mittlerweile sind die Angriffe seltener geworden - zuletzt wurde im Jänner in Tel Aviv und im Zentrum des Landes Sirenenalarm ausgelöst, als die Hamas mindestens acht Raketen aus Rafah auf Israel abfeuerte.

Nach dem erneuten Raketenbeschuss am Montag verstärkte die israelische Armee ihre Offensive in Shujaya, einem Vorort der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets. Die Truppen hätten bei Angriffen in Shujaya "zahlreiche Terroristen ausgeschaltet", erklärte die Armee. Auch bei Luftangriffen seien "etwa 20" Kämpfer getötet worden. Die israelischen Streitkräfte seien zudem in Rafah und im Zentrum des Gazastreifens im Einsatz, hieß es weiter. Zeugen und die Hamas-Zivilschutzbehörde berichteten am Montag von israelischen Luftangriffen rund um Rafah im Süden und in der Flüchtlingssiedlung Nuseirat im Zentrum.

Unterdessen wurden der Leiter des Al-Shifa-Krankenhauses und Dutzende weitere von Israel festgenommene Palästinenser aus dem Gazastreifen auf freien Fuß gesetzt. Klinikleiter Salamiyah gab an, in der israelischen Haft "schwerer Folter" ausgesetzt worden zu sein und einen Daumenbruch erlitten zu haben. Auch würden die Gefangenen körperlichen und psychischen Demütigungen ausgesetzt. Die israelische Armee gab auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP an, diese "Informationen zu überprüfen".

Die Entscheidung zur Freilassung beruhe auf Empfehlungen des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet und der Militäraufklärung, berichteten israelische Medien unter Berufung auf Sicherheitskreise. Israelische Politiker zeigten sich entrüstet. Oppositionschef Jair Lapid sagte: "Das ist eine direkte Folge der Hemmungslosigkeit und Funktionsunfähigkeit einer Regierung, die der Sicherheit der Bürger Israels schadet." Benny Gantz, bis vor kurzem Mitglied des inzwischen aufgelösten Kriegskabinetts, schrieb auf X: "Wer auch immer diese Entscheidung traf, muss gefeuert werden."

Netanyahu und Verteidigungsminister Joav Galant distanzierten sich von dem Vorgang, in den sie nicht eingebunden gewesen seien. Netanyahu kündigte eine Untersuchung an.

Salamiyah war bei einem israelischen Einsatz in der Al-Shifa-Klinik festgenommen worden. Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu missbrauchen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager - darunter auch das Al-Shifa-Krankenhaus. Die Hamas streitet dies ab.

Unterdessen eskaliert in Israel der Konflikt um die Einführung der Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. In der Nacht auf Montag protestierten Tausende strengreligiöse Demonstranten in Jerusalem gegen die Anordnung des Obersten Gerichts zu ihrer Armee-Einberufung. Dabei kam es im religiösen Jerusalemer Stadtteil Mea Shearim auch zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Israeli forces' armoured vehicles enter the Nur Shams camp for Palestinian refugees, east of Tulkarm in the occupied West Bank, on July 1, 2024. The Palestinian health ministry said an Israeli strike on June 30 left a man killed and five others wounded in the camp, the latest reported raid in months of soaring violence. (Photo by Zain JAAFAR / AFP)

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