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Israel meldet acht tote Soldaten bei Kämpfen im Libanon

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Zerstörungen durch Luftangriffe - die Kämpfe gehen nun am Boden weiter
©APA/APA/AFP/-
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Bei den Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Südlibanon sind nach Angaben Israels am Mittwoch acht Soldaten getötet worden. Die Armee gab zunächst die Tötung eines ersten Soldaten seit Beginn der Gefechte im Nachbarland bekannt, später meldete sie dann, dass "sieben weitere Soldaten gefallen" seien. Die schiitische Hisbollah-Miliz hatte zuvor erstmals direkte Kämpfe mit der israelischen Armee auf libanesischem Territorium vermeldet.

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In dem Grenzort Yaroun zündeten Kämpfer der Miliz nach Hisbollah-Angaben zudem eine Bombe, als israelische Soldaten sich dem Dorf näherten. Dabei seien "alle Mitglieder" der Einheit getroffen worden. "Dies ist erst der Anfang der Konfrontation", sagte Hisbollah-Sprecher Mohammad Afif in der libanesischen Hauptstadt Beirut. "Der Widerstand im Süden ist in höchster Bereitschaft." Die libanesische Armee erklärte, israelische Soldaten hätten kurzzeitig die Demarkationslinie zwischen den beiden Ländern überschritten. Die Armee sei an zwei Orten etwa 400 Meter weit über die "Blaue Linie" auf libanesisches Gebiet vorgerückt und habe sich kurze Zeit später wieder zurückgezogen.

Die israelischen Soldaten hätten auch versucht, in den libanesischen Ort Odaisseh direkt an der Grenze einzudringen, erklärte die Hisbollah. Deren Mitglieder hätten im Morgengrauen mit den Kräften der israelischen Infanterie "gekämpft" und sie zum Rückzug gezwungen. Auf israelischer Seite habe es Opfer gegeben. Zudem hätten Hisbollah-Kämpfer eine "große Infanterieeinheit" im israelischen Misgav Am "mit Raketen und Artillerie" angegriffen, erklärte die Miliz weiter. An drei weiteren Standorten seien weitere Truppenansammlungen beschossen worden, unter anderem mit Raketen vom Typ Burkan, die eine enorme Sprengkraft haben können. Auch in dem südlibanesischen Grenzort Maroun Al-Ras lieferten sich Kämpfer der Hisbollah nach Angaben der Miliz Gefechte mit israelischen Streitkräften.

Die Vereinten Nationen hatten den Verlauf der sogenannten Blauen Linie im Jahr 2000 festgelegt, um seinerzeit den Abzug der israelischen Truppen aus dem Libanon zu überwachen. Es handelt sich um eine vorläufige Grenze, weil Israel und der Libanon ihre gemeinsame Grenze bisher nicht abschließend verhandelt haben. Laut einer UNO-Resolution von 2006 müssen Israels Truppen sich hinter diese Linie zurückziehen. Die Einhaltung der UNO-Resolution wird von einer Blauhelmtruppe überwacht, der auch rund 160 österreichische Soldaten angehören. Bundesheersprecher Michael Bauer erklärte am Dienstag auf APA-Anfrage, dass nicht an ein Ende der Mission gedacht sei. Über eine Evakuierung werde im Rahmen der UNIFIL-Truppe entschieden, schloss Bauer einen Alleingang Österreichs aus.

Die israelische Luftwaffe griff weiterhin Ziele im Libanon an, darunter erneut südlich der Hauptstadt Beirut. Im Ort Shuwayfat (Choueifat), etwa 15 Autominuten vom Flughafen entfernt, gab es Anrainern zufolge einen lauten Knall und Rauchwolken über dem Gebiet, wie die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete.

Auch in mehreren Orten im Süden, im Zentrum sowie im Nordosten des Landes setzte Israels Militär seine Angriffe demnach fort, darunter nahe der Küstenstadt Tyros und mit schweren Angriffen im Ort Nabiteyeh. Allein dort habe es innerhalb von 24 Stunden 22 Tote und 47 Verletzte gegeben. Im Verlauf eines Tages zählte das Gesundheitsministerium insgesamt 55 Tote und mehr als 150 Verletzte. Die Hisbollah wiederum beschoss eigenen Angaben zufolge Gebiete nördlich der israelischen Hafenstadt Haifa. Die Gruppe habe die Gegend mit einer großen Raketensalve ins Visier genommen, teilte die militante Organisation mit.

Die israelischen Angriffe folgten auf Raketenangriffe des Iran auf Israel. Es war der zweite direkte Raketenangriff Teherans auf Israel nach April. Die iranischen Angriffe waren laut Revolutionsgarden eine Reaktion auf die Tötung von Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah bei einem israelischen Luftangriff vom Freitag. Zudem wirft der Iran Israel vor, den Chef der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas, Ismail Haniyeh, Ende Juli in Teheran getötet zu haben.

Die Hisbollah setzte ihren Raketenbeschuss Israels auch am Mittwoch fort. So wurde die Gegend um die nordisraelische Stadt Safed von rund 40 Raketen angegriffen. Über Opfer oder Schäden wurde zunächst nichts mitgeteilt. Auch in zahlreichen anderen israelischen Ortschaften in der Nähe der faktischen Grenze zum Libanon gab es immer wieder Luftalarm. Die Hisbollah berichtete, sie habe Raketen auf Orte nördlich der israelischen Küstenstadt Haifa abgefeuert.

Das israelische Militär stockt unterdessen seine Bodeneinheiten im Libanon auf. Zum Einsatz kommen nun Infanterie- und Panzertruppen der 36. Division, zu der die Golani-Brigade, die 188. Panzerbrigade und die 6. Infanteriebrigade gehören, wie die Armee mitteilte. Deren Aktivitäten würden jedoch begrenzt und lokal bleiben. Zuvor hatte Israel erklärt, Kommando- und Fallschirmjägereinheiten seien im Rahmen der Bodenoffensive im Libanon eine kurze Distanz über die Grenze vorgedrungen.

Des weiteren weitete die israelische Armee ihre Evakuierungsaufforderung für Gebiete im Süden des Libanon aus. Der Sprecher der israelischen Armee für die arabischsprachige Bevölkerung, Avichay Adraee, veröffentlichte am Mittwochvormittag auf Telegram einen Aufruf an Zivilisten, "für ihre Sicherheit" mehr als 20 Ortschaften zu verlassen. Dies betraf auch palästinensische Flüchtlingssiedlungen insbesondere nahe der Stadt Tyros. "Verlassen Sie Ihre Häuser sofort", schrieb Armeesprecher Adraee. "Seien Sie vorsichtig, Sie dürfen nicht nach Süden gehen. Jede Bewegung nach Süden kann Sie in Gefahr bringen." Die israelische Armee hatte bereits am Dienstag zu Evakuierungen aufgerufen.

Im Libanon sind nach Einschätzung der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. "Die Bedarfe sind jetzt schon enorm", sagte Lara Dovifat, Leiterin der Politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, in einem Interview mit dem Sender WDR. Das libanesische Gesundheitssystem sei auch schon vorher an seine Grenzen gestoßen. "Es ist einfach eine schwache Gesundheitsinfrastruktur vorhanden", erläuterte Dovifat. Wegen der prekären Lage werde die Hilfsorganisation ihre Arbeit an Ort und Stelle wahrscheinlich weiter ausbauen. Besonders stark nachgefragt seien grundlegende Artikel wie Matratzen, Decken, Trinkwasser und Hygienekits.

Israel war bereits während des libanesischen Bürgerkriegs 1982 im Libanon einmarschiert. Die Truppen zogen sich im Jahr 2000 zurück. 2006 folgte ein weiterer Krieg gegen die Hisbollah, die immer wieder israelisches Grenzgebiet mit Raketen beschoss. Seitdem wird die "Blaue Linie" genannte Grenze von den Vereinten Nationen überwacht. Kanzler Scholz verwies auf die nötige Umsetzung der UNO-Sicherheitsresolution 1701, die klar vorschreibe, dass sich die schiitische Hisbollah-Miliz aus dem Grenzgebiet zu Israel zurückziehen müsse. "Dies würde den Weg ebnen für eine Rückkehr der Menschen in den Norden Israels und gleichzeitig eine Perspektive eröffnen, die Staatlichkeit Libanons zu konsolidieren", sagte er.

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