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Israel bereitet Bodenoffensive im Libanon vor

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Nach dem erstmaligen Abschuss einer Hisbollah-Rakete auf Tel Aviv bereitet die israelische Armee eine Bodenoffensive im Libanon vor. Dafür solle zunächst die Infrastruktur der radikal-islamischen Miliz zerstört werden, sagte Generalstabschef Herzi Halevi am Mittwoch. Die Armee hatte zuvor "großflächige" Angriffe gegen die Schiitenmiliz geflogen. Dem libanesischen Gesundheitsministerium zufolge starben dabei am Mittwoch 51 Menschen, 223 wurden verletzt.

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"Es ist das allererste Mal, dass eine Hisbollah-Rakete den Raum Tel Aviv erreicht hat", sagte ein israelischer Militärsprecher. Die Hisbollah versuche "eindeutig, die Situation zu eskalieren". Die pro-iranische Miliz hatte zuvor erklärt, sie habe eine Rakete vom Typ Kader 1 abgefeuert, "die das Mossad-Hauptquartier am Stadtrand von Tel Aviv zum Ziel hatte". Das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes sei "verantwortlich für die Ermordung von Führungskräften und die Explosion von Pagern und drahtlosen Geräten". Durch diese Explosionen waren Anfang vergangener Woche 39 Menschen getötet und fast 3.000 weitere verletzt worden.

Die israelische Armee erklärte, sie habe den Raketenwerfer, von dem die Rakete abgefeuert worden sei, bei Nafahiyeh im Südlibanon attackiert. Kampfflugzeuge hätten zudem "großflächige" Angriffe auf Hisbollah-Einrichtungen im Libanon geflogen. Die Luftwaffe habe "Terroristen getroffen, die an terroristischer Infrastruktur tätig waren, Einrichtungen zur Lagerung von Waffen, Raketenwerfer und andere terroristische Hisbollah-Ziele", hieß es. Armeesprecher Daniel Hagari sagte am Mittwochabend, dass seit Montag mehr als 2.000 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen worden seien.

Die USA und Frankreich verstärkten indes ihre Bemühungen, eine Eskalation abzuwenden. Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte bei der UNO-Generaldebatte in New York, dass er noch diese Woche seinen Außenminister für eine Friedensmission nach Beirut schicken werde. "Es kann und darf keinen Krieg im Libanon geben", sagte Macron. "Wir fordern Israel auf, die Eskalation im Libanon zu beenden und die Hisbollah, den Beschuss Israels einzustellen."

US-Präsident Joe Biden sagte in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC, dass ein "umfassender Krieg" im Nahen Osten möglich sei. Es gebe aber auch die Möglichkeit einer Lösung, fügte er hinzu. Insidern zufolge wollen die USA eine neue Friedensinitiative starten, um die Kämpfe im Libanon und dem Gazastreifen zu beenden. Dabei soll erstmals versucht werden, eine gemeinsame Lösung für beide Konflikte zu finden, sagten mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die Details würden während der derzeitigen UNO-Vollversammlung ausgehandelt. "Die Gefahr einer Eskalation in der Region ist akut", sagte Außenminister Antony Blinken. Die USA und ihre Verbündeten täten alles, um einen ausgewachsenen Krieg zu verhindern.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz forderte in einem Telefonat mit dem libanesischen Premier Najib Mikati eine diplomatische Lösung. Scholz äußerte große Sorge über die Eskalation und unterstrich die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Abend mitteilte.

Angesichts der andauernden Gefechte mit der Hisbollah beorderte das israelische Militär zwei Reservebrigaden in den Norden des Landes. "Die IDF ruft zwei Reservebrigaden für operative Einsätze in die nördliche Region", teilten die Streitkräfte am Mittwoch mit. "Dies wird es ermöglichen, den Kampf gegen die Terrororganisation Hisbollah fortzusetzen, den Staat Israel zu verteidigen und die Voraussetzungen für die Rückkehr der Bewohner Nordisraels in ihre Heimat zu schaffen", hieß es weiter.

Die anhaltenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hisbollah hatten sich zuletzt verschärft. Am Montag hatte das israelische Militär den bisher größten Einsatz gegen die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon seit Beginn des Gazakrieges ausgeführt. Nach Angaben der libanesischen Regierung wurden dabei schon mehr als 600 Menschen getötet. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) teilte am Mittwoch mit, dass die aktuellen Kämpfe bereits 90.000 Menschen im Libanon in die Flucht getrieben hätten. Fast 40.000 Personen seien in 283 Notunterkünften untergekommen.

Unterdessen gingen zwei Drohnen auf die südisraelische Hafenstadt Eilat nieder. Eine Rakete wurde von einem Marineschiff abgewehrt, die zweite schlug nahe Eilat ein. Zwei Menschen wurden nach Angaben der Rettungskräfte leicht verletzt. Zu dem Angriff bekannte sich der "Islamische Widerstand" im Irak, der wie die Hisbollah und die jemenitischen Houthi mit dem Iran verbündet ist.

Seit dem beispiellosen Angriff der islamistischen, mit der Hisbollah verbündeten Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 auf Israel und dem dadurch ausgelösten Krieg im Gazastreifen haben sich die regionalen Spannungen verschärft. Israels Norden steht seitdem unter Dauerbeschuss durch die Hisbollah. Die israelische Armee reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon.

Am Mittwoch wollte sich der UNO-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung mit der Lage im Libanon befassen. An der Sitzung um 18.00 Uhr Ortszeit (Donnerstag 00.00 Uhr MESZ) wollte auch UNO-Generalsekretär António Guterres teilnehmen. Er hatte am Dienstag zum Auftakt der Generaldebatte der UNO-Vollversammlung in New York gewarnt, es müsse alles getan werden, "um zu verhindern, dass der Libanon zu einem weiteren Gaza wird".

Smoke rises from the site of an Israeli airstrike that targeted the southern Lebanese village of Khiam on September 25, 2024. Lebanon said 23 people were killed and dozens injured in Israeli strikes across Lebanon September 25, the third day of major Israeli raids in the country as fighting with Hezbollah has intensified. (Photo by Rabih DAHER / AFP)

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