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Iran warnt vor noch umfassenderem Nahost-Krieg

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Im Libanon herrscht Staatstrauer nach der Tötung Nasrallahs
©APA/APA/AFP/MAHMOUD ZAYYAT
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Nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sind nach Einschätzung der iranischen Führung alle Optionen denkbar - auch ein noch umfassenderer Nahost-Krieg. "Alle sollten sich bewusst sein, dass die Lage äußerst explosiv und jederzeit alles möglich ist (...) auch ein Krieg", warnte Außenminister Abbas Araqchi am Sonntag. Währenddessen hat Israel ein weiteres ranghohes Hisbollah-Mitglied getötet: Nabil Kaouk.

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Eine offizielle Bestätigung der Gegenseite für die Tötung Kaouks gab es zunächst nicht. Allerdings veröffentlichen Unterstützer bereits seit Samstag Trauerbekundungen. Den Angaben Israels zufolge wurde Kaouk bei einem gezielten Luftangriff am Samstag getötet.

Kaouk war der Kommandant der Sicherheitsabteilung der Hisbollah. Kaouk habe der Miliz seit den 1980er Jahren angehört, er sei Mitglied des Zentralrats der Organisation gewesen. Das israelische Militär werde auch weiterhin gegen Kommandanten der Hisbollah vorgehen und sie "eliminieren", so die Armee-Mitteilung.

Israel hat laut dem iranischen Außenminister Araqchi für eine internationale Krise gesorgt und die gesamte Welt in Alarmbereitschaft versetzt. Daher habe der Iran auch eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats gefordert, so der Chefdiplomat im Gespräch mit iranischen Reportern in New York. Araqchi sagte weiter, Nasrallahs Blut sei nicht umsonst geflossen und Israel werde die Tat bereuen.

Laut Beobachtern war die iranische Reaktion auf die Tötung Nasrallahs bisher eher zurückhaltend. Von einem eigenen Vergeltungsschlag war bisher nicht die Rede. Teheran scheint es demnach derzeit vorzuziehen, Israel auf internationaler Bühne diplomatisch zu diskreditieren.

Nach der Tötung des vom Iran unterstützten Nasrallah am Freitag bei einem Luftangriff Israels in einem Vorort von Beirut, wird Israel weiterhin aus dem Libanon angegriffen. Laut der israelischen Armee sind am Sonntag in der Früh etwa acht aus dem Libanon abgefeuerte Raketen auf dem Gebiet der Stadt Tiberias im Norden Israels eingeschlagen. Die Projektile seien in "offenem Gelände" gelandet, hieß es. Verletzte habe es nicht gegeben. Auch Israel greift weiterhin im Libanon an.

Außerdem fing ein israelisches Raketenschiff nach Militärangaben eine Drohne ab, die vom Roten Meer aus in Richtung der Hafenstadt Eilat unterwegs war. Zuvor hatte es in der Stadt an Israels Südspitze Luftalarm gegeben. Der sogenannte Islamische Widerstand im Irak erklärte, ihre Kämpfer hätten ein "wichtiges Ziel" in Eilat mit Drohnen angegriffen.

Bei der Gruppe handelt es sich um einen Zusammenschluss Iran-treuer Milizen in dem Land, die seit Beginn des Gaza-Kriegs vor einem Jahr gemeinsam unter diesem Namen auftreten. Das Tempo der Angriffe auf Israel und dessen Verbündete würde noch erhöht, teilten die Milizen mit. Sie veröffentlichte ein Video vom angeblichen Start der Drohne, bei dem jemand ein Foto des getöteten Hisbollah-Chefs Nasrallah in die Kamera hält.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es immer wieder zu Angriffen der Hisbollah und anderer Kräfte der sogenannten Achse des Widerstands von Verbündeten des Iran auf Israel. Dazu gehören auch Milizen im Irak sowie die Houthi-Rebellen im Jemen.

Damit wollen die Beteiligten nach eigenen Angaben der militanten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen. Israel schoss lange jeweils in ähnlichem Umfang zurück. Das Land hat seine Luftangriffe im Libanon jedoch diese Woche massiv verstärkt. Hunderte Menschen wurden getötet.

In den frühen Morgenstunden des Sonntag griff auch das israelische Militär wieder Dutzende Ziele der Hisbollah im Libanon an. Zu den Zielen gehörten unter anderem Abschussvorrichtungen, die auf Israel gerichtet waren, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Wie die staatliche, libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete, wurden bei den Angriffen im Süden und Osten des Landes Lagerhäuser, Agrarflächen und Wohngebiete getroffen. Im Osten des Libanon wurden nach dortigen Angaben demnach mindestens 17 Angehörige einer Familie getötet. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar berichtete von 15 Todesopfern, darunter Frauen und Kinder, bei dem Angriff im Norden der Bekaa-Ebene, in der die Hisbollah ähnlich wie im Süden sehr aktiv ist. Ferner zogen in der Bekaa-Ebene Retter mindestens sechs Tote aus den Trümmern. Im Süden wurden mindestens vier Tote gemeldet.

Seit Beginn der zunehmenden Konfrontationen zwischen Israels Militär und der Hisbollah-Miliz vor bald einem Jahr wurden im Libanon nach offiziellen Angaben mehr als 1.600 Menschen getötet, darunter mehr als 100 Kinder und fast 200 Frauen, und weitere 8.400 verletzt. Das libanesische Gesundheitsministerium unterscheidet bei diesen Zahlen nicht zwischen Zivilisten und Hisbollah-Mitgliedern.

Nach israelischen Medienberichten soll die israelische Luftwaffe bei der Tötung Nasrallahs Bomben mit einem Gewicht von mehr als 80 Tonnen eingesetzt haben. Diese seien von einer Formation von mindestens zehn Kampfjets über dem unterirdischen Hauptquartier der Schiitenmiliz im Süden von Beirut abgeworfen worden. Unter den Geschossen seien auch sogenannte bunkerbrechende Bomben gewesen, die die dicken Wände des Hauptquartiers durchdrungen hätten, hieß es in den Berichten mehrerer Medien. Für diese Angaben gibt es keine offizielle Bestätigung.

Der Iran will nach den Worten von Parlamentssprecher Mohammad Baqer Qalibaf weiterhin die Gegner Israels unterstützen. Mit der Hilfe des Iran würden sich weiterhin "Widerstandsgruppen" gegen Israel stellen, sagte Qalibaf Staatsmedien zufolge.

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