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In Linz hebt ein kunterbuntes "Wonderland" ab

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Bunt, bunter, das Linzer "Wonderland"
©APA/APA/Landestheater Linz/Herwig Prammer
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Kunterbunt ist das Linzer Musiktheater am Sonntag in die neue Spielsaison gestartet. Das Broadway-Musical "Wonderland" von Frank Wildhorn entführte in eine fantastische Welt, die schön anzuschauen und anzuhören ist. Das hauseigene Musicalensemble zeigte mit der europäischen und deutschsprachigen Erstaufführung, was es drauf hat, und bekam dafür Standing Ovations vom Publikum.

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Frei nach, aber inspiriert vom Original "Alice im Wunderland" - 1865 als Kinderbuch des britischen Autors Lewis Carroll erschienen - wurde die Protagonistin ins Heute und ins Erwachsenenalter geholt. So fällt kein Mädchen in einen Kaninchenbau, sondern eine alleinerziehende 30-Jährige, die als Spieleentwicklerin in einer Gamingfirma vor einem Karrieresprung steht, in ein emotionales Loch.

Auf ihrer Selbstfindungsreise begegnet sie freilich wie das Kind Alice in der Vorlage auch den wundersamen Figuren wie der Grinsekatze, dem verrückten Hutmacher oder der Herzkönigin. Die junge Frau muss sich jedoch wie in einem Computerspiel Level für Level aus ihrer Sinnkrise heraus in ein Leben zurückarbeiten, in dem ein Happy End auf sie, ihre Tochter und den getrennt vor ihr lebenden Mann als wiedervereinte Familie wartet. Wildhorns Musical-Adaption von der Suche nach dem verloren gegangenen Ich fand in den USA wenig Anklang und wurde bereits einen Monat nach der Premiere im April 2011 wieder eingestellt. In Linz ist es vor allem die Freude am Spiel der Darsteller und die schwungvolle Inszenierung von Christoph Drewitz, die einen vergnüglichen Abend bescherten.

So wie Kindergeschichten eben sind, geht auch "Wonderland" gut aus, muss dafür nicht logisch sein und lässt der Fantasie freien Lauf. Vor allem Letzteres hat Adam Nee bei den Kostümen für die Fabelwesen umgesetzt. Dagegen erinnert der weiße Ritter umso mehr an eine Figur aus einem Computerspiel. Diese hervorstechenden Kostüme verleihen zugleich dem zurückgenommenen Bühnenbild Farbe. Dafür zeigt sich dieses umso beweglicher. Zur verrückten Teeparty wird der Orchestergraben mit den Musikern hoch gefahren und auch zum Spielfeld für die Darsteller. Das Videodesign von Leo Flint lässt einen wiederum in die Gamingwelt eintauchen.

Gesanglich und schauspielerisch passen die Rollen wie angegossen zu den jeweiligen Darstellern. Daniela Dett gibt exzentrisch und leicht naiv zugleich die Herzkönigin. Mit mächtiger Gesangstimme und beschwörend zeigt sich Sanne Mieloo als verrückter Hutmacher. Karsten Kenzel als soulig-funkige Raupe oder Lukas Sandmann als Grinsekatze im Latin-Sound sind "schön für's Ohr", wie Dirigent Leiter Tom Bitterlich die Musik an sich beschreibt. Poppig-rockig schmeicheln die Songs den Stimmen der Darsteller.

Valerie Luksch als erwachsene Alice überzeugt mit klarem Gesang und Spiel, etwa wenn sie die tanzenden Schuhe anzieht, die mit ihr machen, was sie wollen. Und auch der schmalzige Helden-Song des weißen Ritters kommt von Max Niemeyer gut an. Bewundernswert Rosa Gruber als Mädchen Alice, die anscheinend ohne Lampenfieber auf der Bühne im Großen Saal des Musiktheaters auftritt.

"Wonderland" in Linz besticht vor allem durch fröhliche Ausgelassenheit, was am wohl letzten lauen Abend in diesem Sommer einfach passend war.

(Von Kerstin Scheller/APA)

(S E R V I C E - "Wonderland", Musical von Frank Wildhorn (Musik) und Jack Murphy (Gesangstexte). Regie: Christoph Drewitz, Choreografie: David Hartland, Bühnenbild: Andrew D. Edwards, Kostüme: Adam Nee, Musikalische Leitung: Tom Bitterlich. Mit u.a. Valerie Luksch/Alexandra-Yoana Alexandrova (Alice), Daniela Dett (Herzkönigin), Sanne Mieloo (Verrückter Hutmacher), Max Niemeyer (Weißer Ritter), Christian Fröhlich (Kaninchen), Karsten Kenzel (Raupe), Lukas Sandmann (Grineskatze El Gato). Europäische Erstaufführung, Musiktheater Linz, Großer Saal. Weitere Vorstellungen: 11., 13., 14., 17., 20., 26. und 27. September, 2., 5., 11., 19., 23., 27., und 31. Oktober jeweils 19.30 Uhr, http://www.landestheater-linz.at)

LINZ - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Landestheater Linz/Herwig Prammer

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