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Idylle und Kriegskritik: Rudolf Wacker im Leopold Museum

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Lebensfreude sieht anders aus: "Schäfchen und Puppe" aus 1934
©APA/APA/Sammlung ÖNB
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Mit ihrer Ausstellung zum Werk Rudolf Wackers setzt das Wiener Leopold Museum ab dem morgigen Mittwoch seinen heurigen Schwerpunkt zur Neuen Sachlichkeit fort. Darin würdigt man den Vorarlberger Künstler, der zu den bedeutendsten hiesigen Vertretern der Stilrichtung zählt, die sich durch die Rückkehr zu klaren Bildmotiven nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und eine Hinwendung zur Sozialkritik auszeichnet.

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249 Exponate verfolgen grob chronologisch geordnet den Wandel eines frühen Expressionisten hin zu einer spezifisch österreichischen Neuen Sachlichkeit, mit Fokus auf die 1920er- und 30er Jahren. "Wacker hat diese Besonderheit, dass er sowohl in einem spät-expressiven Stil (...) als auch in der neusachlichen Manier wirkliche Meisterwerke schafft und jeweils eine ganz eigene Position entwickelt", so Kuratorin Laura Feurle am Dienstag vor Journalisten.

Wackers Werk umfasst dabei überwiegend Porträts, idyllisch wirkende Abbildungen seines Begrenzer Umfelds sowie Stillleben mit unscheinbaren Objekten. Allerdings würden die Genres bei ihm verschmelzen. "Jedes Stillleben ist wie ein Porträt, jedes Porträt und jede Landschaft ist letztlich auch ein Stillleben", sagt Marianne Hussl-Hörmann, Co-Kuratorin der Ausstellung.

Bildmotive wie Selbstdarstellungen, Frauenakte und Malereien von Puppen und Haushaltsgegenständen ziehen sich wie ein Faden durch die ausgewählten Werke. Zeigen sich die Porträts und Landschaften zu Beginn noch überzeichnet, mit verzerrten Formen und kräftigen Farben, wird Wackers Stil über die Jahre immer realistischer - und sind die Werke häufig symbolisch aufgeladen.

Wacker, einst an der Ostfront und in Kriegsgefangenschaft, habe mit dem Erstarken des Nationalsozialismus zunehmend politisch gemalt. Er sei kein Widerstandskämpfer gewesen, aber durchaus ein Dissident. Wackers Beitritt zur Vaterländischen Front könne man wiederum als opportunistisch bewerten. "Seine Bilder, denke ich, sprechen eine sehr klare gesellschaftskritische Sprache", so Feurle.

Sinnbildlich dafür stehen die zunehmend unheimlichen Stillleben: Ramponierte Puppen, einsame Pflanzen, Kindergekritzel oder Spielzeug in oft geordneten, aber trotzdem kargen Innenräumen prägen viele späte Gemälde Wackers. So seien besonders die "erschütterten Puppenbildnisse immer auch Gradmesser für den Zustand der Gesellschaft". Nicht nur am Nationalsozialismus habe sich Wacker gerieben, Darstellungen versehrter christlicher Skulpturen würden auch auf Kritik am Klerus hinweisen.

Referenzwerke anderer Künstler, etwa ein Gemälde vom Berliner Kurfürstendamm von Albert Birkle, sollen darüber hinaus den Kontrast zur Neuen Sachlichkeit der Weimarer Republik herstellen. Bei Wacker sei es die Stille der Idylle, nicht der urbane Lärm, der auf eine chaotische Situation in den Städten hinweise.

(S E R V I C E - "Rudolf Wacker. Magie und Abgründe der Wirklichkeit" im Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien bis 16. Februar 2025. Begleitend dazu ist im Museum ein Katalog in deutscher und englischer Sprache erhältlich.)

WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Sammlung ÖNB

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