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Franzobels "Trilogie der Sommerfrische" in Linz uraufgeführt

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Tristesse in der Sommerfrische
©APA/APA/Landestheater Linz/ALFRED MORINA
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Franzobel hat sich in einem Auftragswerk des Linzer Landestheaters des im Kulturhauptstadtjahr so beliebten Themas Sommerfrische angenommen und Carlo Goldonis Komödie "Trilogie der Sommerfrische" überschrieben. Die Premiere am Samstag im Schauspielhaus war kurzweilig, das Ensemble unter der Regie von Matthias Rippert packte seine humoristische Seite aus - allerdings fremdelten Text und Bühnengeschehen etwas miteinander, der Abend blieb streckenweise verhalten.

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Goldonis Stück aus dem 18. Jahrhundert dreht sich um die amourösen und finanziellen Verwicklungen des dekadenten, aber verarmten italienischen Adels. Bei Franzobel tragen die Figuren Namen wie aus einem Italien-Reiseführer, die Handlung wurde zeitlich etwas verlegt, was der frustrierten Dienerschaft ein Liebäugeln mit der Französischen Revolution ermöglicht. Die Örtlichkeit ist unklar, es könnte Österreich sein, vielleicht auch nicht. Wenig überraschend persifliert der Autor nicht nur die hochwohlgeborenen Insolvenzen, sondern legt auch eine Reihe von heimisch-gesellschaftskritischen Easter Eggs in den Text, Stichwort "normal".

Fettucine plagen Geldsorgen. Er will deshalb seine Tochter Cittadella unter die Haube bringen, sie soll den vermeintlich wohlhabenden, aber sterbenslangweiligen Orgoglio heiraten. Dieser ist allerdings ebenfalls pleite und trägt sich seinerseits mit der Absicht, Cittadella einen Antrag zu machen, in der Hoffnung auf eine satte Mitgift. Wie praktisch, dass der jährliche gemeinsame Urlaub bevorsteht, wo man die Heiratspläne festzurren könnte. Die Vorbereitungen auf die Sommerfrische sind ein ewiges Hin und Her. Orgoglio und seine Schwester Stanza scheuchen ihren Diener Speck herum, Koffer packen, Wein und Pralinen kaufen - eine Frechheit, dass die Händler tatsächlich auf die Bezahlung der Rechnungen pochen! - und das neue Kleid holen.

Dass Stanzas Sommerfrische-Fummel nicht rechtzeitig fertig zu werden droht, ist ein Drama, das sich durch den gesamten ersten Teil zieht. Wo käme man hin, wenn man sich in den Vorjahresklamotten zeigen muss, was würden da die anderen Sommerfrischler denken und erst die "rurale Bevölkerung"? Außerdem muss das neue Kleid, das das Publikum übrigens nie zu sehen bekommt, schöner sein als jenes ihrer "besten Freundin" Cittadella. Diese wiederum will nur mitfahren, wenn auch der mit multiplen Ängsten und blonder Wallemähne ausgestattete Fifone mitkommt, als Abwechslung zum öden Herrn Gemahl in spe. Apropos fahren: Wer sitzt neben wem in der Kutsche und wer nimmt welche Günstlinge mit? Wer macht mit wem rum? Die schrille Tante Saltimbocca ist auch mit von der Partie, der tratschsüchtige Cozzevongole bleibt zu Hause.

Die Figuren sind allesamt Karikaturen ihrer Charaktere - während Jan Nikolaus Cerha die Fadesse Orgoglios auf die Spitze treibt, indem er seinen Text einfach aufsagt, changiert Lorena Emmi Mayer mit ausgeprägter Mimik zwischen süßlichem Bussi-Bussi und tiefgelber egozentrischer Missgunst, Cecilia Pérez gibt der zwischen Familienräson und Leidenschaft schwankenden Cittadella etwas mehr Tiefe, ebenso Alexander Julian Meile seinem Gossip-affinen Cozzevongole, optisch zwischen Karl Lagerfeld und Pfaffe angesiedelt. Da die alte Miesmuschel ja nicht mitkommt in den Urlaub, fällt Meile die Aufgabe zu, im zweiten Teil wenig schmeichelhaft die "Landbevölkerung" zu skizzieren. Komischer Höhepunkt ist Klaus Müller-Beck als Tante - früher Onkel - Saltimbocca, die sich als Sugar-Mommy an den selbstverliebten, dauergrinsenden Schmarotzer Trampolino (Jakob Kajetan Hofbauer) heranmacht und als einzige die Sommerfrische zu genießen scheint.

Auch wenn Orgoglio Cittadella eine Spinne aus dem Dekolleté holt, sich Cittadella und Fifone leidenschaftlich-ungeschickt ineinander verkeilen und die schrille Tante den schnuckeligen Trampolino abschleppt, so bleibt es doch bei wenig Interaktion. Das Stück ist schon nahe an einer szenischen Lesung, die Figuren fahren im ersten Teil wie auf einem Wetterhäuschen durch den stilisierten Palazzo, um für einen Monolog oder ein Zwiegespräch kurz zu stoppen. In der Sommerfrische sitzen alle aufgefädelt an einer Bar, die Szene erinnert an das letzte Abendmahl an einer fäkalbraunen 1970er-Jahre-Bar. Bei einer Uraufführung steht naturgemäß der Text im Zentrum und die Regie nimmt sich zurück - in diesem Fall hätte ein wenig mehr Durchgriff aber nicht geschadet. Dennoch, das Stück zu sehen lohnt allemal.

(Von Verena Leiss/APA)

(S E R V I C E - "Trilogie der Sommerfrische" von Franzobel, frei nach Carlo Goldoni. Inszenierung: Matthias Rippert, Bühne: Fabian Liszt, Kostüme: Johanna Lakner, Musik: Robert Schwarz. Mit Alexander Hetterle (Fettuccine), Cecilia Pérez (Cittadella), Klaus Müller-Beck (Saltimbocca), Jan Nikolaus Cerha (Orgoglio), Lorena Emmi Mayer (Stanza), Jakob Kajetan Hofbauer (Trampolino), Markus Ransmayr (Fifone), Alexander Julian Meile (Cozzevongole), Eva-Maria Aichner (Zizza), Sebastian Hufschmidt (Speck). Weitere Vorstellungstermine: 9., 18., 24., 31. Oktober, 8., 15., 23., 29. November, Schauspielhaus Linz, https://www.landestheater-linz.at)

LINZ - ÖSTERREICH: FOTO: APA/APA/Landestheater Linz/ALFRED MORINA

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