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Ex-ORF-Chefin Monika Lindner wird 80

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Um Lindner ist es ruhig geworden
©APA/APA/Roland Schlager/ROLAND SCHLAGER
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Sie entwarf das populäre ORF-Vorabendmagazin "Willkommen Österreich", stieg zur ORF-Chefin auf, ging nach einer knappen Wahlniederlage gegen den späteren Langzeit-ORF-Chef Alexander Wrabetz zum Außenwerbeunternehmen Epamedia und sorgte mit einem kurzen Ausflug ins Parlament als freie Abgeordnete für Aufregung: Platz für Langeweile war in Monika Lindners Leben kaum. Erst in den vergangenen Jahren kehrte etwas Ruhe ein. Am Mittwoch, 25. September, wird sie 80 Jahre alt.

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Geboren 1944 in Gleiwitz in Oberschlesien wuchs Lindner in Innsbruck auf. Für das Studium kam sie nach Wien, wo sie - nach einem misslungenen Vorsprechen am Reinhardt-Seminar - Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie studierte und mit einer Arbeit über "Die Pantomime im Alt-Wiener Volkstheater" dissertierte. Mitte der 70er-Jahre ging sie als freie Mitarbeiterin zum ORF, wo sie die längste Zeit ihres Berufslebens bleiben sollte.

Ab 1979 leitete sie die ORF-Pressestelle, ab 1991 das Vorabendmagazin "WIR". Wenig später entwarf sie das Vorabendmagazin "Willkommen Österreich" - nicht zu verwechseln mit der Late-Night-Satiresendung - und wurde dafür mit einer Romy für die "Beste Programmidee" ausgezeichnet. 1998 wechselte sie auf Wunsch des damaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Weis nach Niederösterreich, wo sie für vier Jahre als Intendantin des ORF-Landesstudios arbeitete und ein gutes Verhältnis zum damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) aufgebaut haben soll. 2002 ging es für sie noch höher hinaus - konkret an die Spitze des öffentlich-rechtlichen Medientankers. Bei der Wahl zur ORF-Chefin sicherten ihr Stimmen von ÖVP- und FPÖ-nahen Stiftungsräten das Amt.

Unter Lindner sanken zwar die Marktanteile für den ORF, aber das Medienhaus bilanzierte trotz eines neuen ORF-Gesetzes, das u.a. Einschränkungen im Werbebereich brachte, ausgeglichen. Auch setzte sie einen neuen ORF-Kollektivvertrag um. Für ihren Führungsstil geriet sie immer wieder in Kritik, ebenso der unter ihr agierende damalige TV-Chefredakteur Werner Mück. Ihm wurde vorgeworfen, im Sinne von Parteien - speziell der ÖVP - zu agieren. "Kein Mensch kann das beweisen. Man kann Hundert Mal sagen, er habe ein Moltofon (Anm.: direkter Draht zum ÖVP-Klubchef Wilhelm Molterer) in seinem Büro gehabt, aber wer war dabei? Ich nicht", meinte Lindner einst in einem "Presse"-Interview und attestierte ihm "einen sehr harten Kurs", aber eine "ausgewogene politische Meinung". Zu Interventionen gefragt, sagte sie, dass diese "grundsätzlich nichts Verbotenes" seien, "man muss sie ja nicht erfüllen". Als "ZiB2"-Anchorman Armin Wolf mit einer Brandrede bei der Robert-Hochner-Preisverleihung 2006 das Fehlen redaktioneller Meinungsvielfalt anprangerte und Kritik an politischen Einflussnahmen im ORF übte, blieb Lindner fern. Zeit für eine ÖVP-Parteiveranstaltung wenige Tage zuvor fand sie dagegen.

2006 strebte sie eine weitere Amtszeit als ORF-Generaldirektorin an und galt bei der Wahl im ORF-Stiftungsrat aufgrund einer Mehrheit von ÖVP- und BZÖ-nahen Mitgliedern als Favoritin. Doch dem damaligen kaufmännischen ORF-Direktor Alexander Wrabetz gelang es noch, genügend Stimmen hinter sich zu versammeln. "Rückblickend kann ich nicht sagen, dass ich etwas bedaure oder dass ich etwas anders machen hätte sollen", sagte Lindner zu ihrer Zeit im ORF gefragt.

Kurz nach dem Ausscheiden aus dem ORF wurde sie Konsulentin bei Raiffeisen, anschließend Geschäftsführerin der Außenwerbefirma Epamedia. Auch betätigte sie sich als Vizepräsidentin des Österreichischen Roten Kreuzes, als Präsidentin des Hilfswerks Austria International und im Vorstand der St. Anna Kinderkrebsforschung. Letztere Tätigkeit endete, nachdem Vorwürfe bekannt wurden, wonach sie ihren Freund bzw. dessen Werbeagentur mit lukrativen PR-Jobs versorgt haben soll. Auch ihre Vergabepraxis an der ORF-Spitze wurde im Nachgang unter die Lupe genommen, wobei keine Verfehlungen nachgewiesen wurden.

Großes Aufsehen erregte sie mit einem Ausflug in die Politik. Sie kandidierte für das Team Stronach bei der Nationalratswahl 2013. Wenige Tage nach Bekanntwerden zog sie die Kandidatur aber zurück, weil Klubobmann Robert Lugar meinte, sie sei die "Speerspitze" der Partei gegen "das System ORF, Raiffeisen und Pröll". Da sie aber nicht mehr aus der Bundesliste gestrichen werden konnte, landete sie als freie Abgeordnete im Parlament - obwohl sie angekündigt hatte, das Mandat nicht annehmen zu wollen.

Später sprach sie von einem "unnötigen politischen Abenteuer", das sie sich "schenken" hätte sollen. "Ich habe das mit vor allem humanitären Vorsätzen gemacht, aber es hat mir keine Freunde eingetragen, sogar meine Familie hat streckenweise mit mir gebrochen", erinnerte sie sich gegenüber der "Presse". Die Medien schonten sie damals nicht und schossen sich wegen Lindners hoher Einkünfte als Mandatarin zusätzlich zur hohen ORF-Pension auf sie ein - Stichwort "Moneyka". Lindner sprach später von einer "gezielt gegen mich geführten Kampagne" und legte ihr Mandat im November 2013 zurück.

Seitdem wurde es ruhiger um die Hobbyjägerin, die 2006 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt wurde. Einzig ein Einbruch in ihr Haus am Wiener Stadtrand schaffte es in jüngeren Jahren in die Medien. Die Beute: Schmuck im Wert von 40.000 Euro. Die Täterin: Mittlerweile gefasst.

APARSC19 - 17082006 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA TEXT II - ORF-GD Monika Lindner am Weg zu ihrem Hearing am Donnerstag, 17. August 2006, im Rahmen der Sondersitzug des ORF Stiftungsrates zur Wahl des Generaldirektors in Wien. APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER

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