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Ex-ORF-Chef und Justizveteran Otto Oberhammer wird 90

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Oberhammer war "graue Eminenz" des Justizministeriums (Bild aus 1999)
©APA/APA/Archiv/SCHLAGER Roland
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Kennern der österreichischen Justiz gilt er als "graue Eminenz" des Justizministeriums, der Medienbranche ist er als ehemaliger ORF-Generalintendant ein Begriff: Otto Oberhammer, langjähriger Chef der Präsidialsektion im Justizministerium, wird am Mittwoch, den 25. September, 90 Jahre alt. Beiden Bereichen ist er auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1999 treugeblieben, im ORF leitete er zuletzt im Jahr 2015 ein internes Schiedsgericht.

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Dieses drehte sich um eine Personalentscheidung des damaligen ORF-Chefs Alexander Wrabetz, die dem Redaktionsrat sauer aufstieß. Das Schiedsgericht entschied schließlich, dass die Anhörungsrechte der ORF-Redaktionsvertreter bei Personalentscheidungen präzisiert werden müssten. Generell war Oberhammer stets bereit, dem ORF hilfreich zur Hand zu gehen, war er doch etwa 2001 und 2005 bei der Direktwahl des Publikumsrats Vorsitzender der Wahlkommission und leitete er 2006 ein weiteres Schiedsgericht.

"Ich reiß mich ja nicht drum", sagte er einst zu seinen wiederkehrenden Engagements für den ORF. Aber da ist eben die Sache mit der "Loyalität", und "zweitens traue ich mir das zu". Zum Zustand des öffentlich-rechtlichen Senders äußerte sich Oberhammer nach seiner Pensionierung nur ungern. Zu den immer wiederkehrenden Empfindlichkeiten und Versuchen der Einflussnahme zwischen Politik und der ORF-Chefetage betonte er aber, dass es mittlerweile "ein Kinderspiel ist, im Vergleich zu dem, was wir damals erlebt haben".

Oberhammer wurde am 25. September 1934 in Innsbruck geboren und schlug nach dem Jusstudium in seiner Heimatstadt die Richterlaufbahn ein. Schon 1963 wurde er ins Justizministerium berufen. Obwohl zunächst nur für ein halbes Jahr geplant, blieb er schließlich (mit der vierjährigen Unterbrechung als ORF-Generalintendant) ganz im Ministerium. In der Verwaltungs- und Personalsektion wurde er im April 1970 einer der jüngsten Abteilungsleiter.

Öffentliche Bekanntheit erlangte Oberhammer, als er im Herbst 1974 im Zuge des von Bruno Kreisky forcierten neuen Rundfunkgesetzes als Nachfolger von Gerd Bacher zum Generalintendanten des öffentlich-rechtlichen ORF gewählt wurde. Die Entscheidung für seine Bewerbung fiel recht kurzfristig, teilte ihm Kreisky bei einem Treffen doch mit, dass die Bewerbungsfrist noch drei Tage laufe und er sich eine Bewerbung überlegen solle. "Dann habe ich mich beworben", so Oberhammer, der als parteilos, aber von der SPÖ favorisiert, galt.

Während seiner Amtszeit wurden u.a. die "Zeit im Bild 2" und der "Club 2" eingeführt. Auch wurden die ORF-Landesstudios ausgebaut und lief erstmals "Kottan ermittelt" im TV. Kritiker monierten, dass er zwar ein kompetenter Beamter, aber mit Medien zu wenig vertraut gewesen sei. 1978 wurde er nicht wiederbestellt - Gerd Bacher löste ihn ab.

Im Justizministerium freute man sich über Oberhammers Rückkehr. Sein Aufstieg setze sich fort, indem er mit 1. Jänner 1980 vom damaligen Minister Christian Broda zum Leiter der neuen Präsidialsektion bestellt wurde. Unter dem Motto "Besserer Zugang zum Recht" prägte Oberhammer dort in 20 Jahren ganz wesentlich das heutige Bild einer "modernen Justiz" - mit zahlreichen Neuerungen u.a. im Personalauswahlverfahren, in Aus- und Fortbildung, der Personalsenatsreform, der Entwicklung von Leistungskennzahlen, einer modernen Innenrevision bis hin zum Einsatz moderner Informationstechnik. Auch in der Gesetzesarbeit hat Oberhammer vielen Reformen seinen Stempel aufgedrückt.

ZU APA II - TEXT Der scheidende Leiter der Präsidialsektion im Justizministerium, Otto Oberhammer, während eines Interviews mit der APA am 23.12.1999 in Wien. APA-Photo: Roland Schlager

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