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Erneut schwere israelische Angriffe auf Beirut

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Israel setzt sich vehement zur Wehr
©APA/APA/AFP/ETIENNE TORBEY
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Die libanesische Hauptstadt Beirut ist in der Nacht auf Freitag erneut Ziel massiver Bombardierungen des israelischen Militärs geworden. Unbestätigten Berichten zufolge galt der Luftangriff Hashim Safi al-Din, Chef des Exekutivrats der Hisbollah-Miliz. Unterdessen wurde der bei einem israelischen Luftangriff vor einer Woche getötete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah an einem geheimen Ort "vorläufig" beigesetzt. Irans Außenminister Abbas Araghchi kam am Freitag nach Beirut.

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Safi al-Din wird als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des kürzlich bei einem israelischen Luftangriff in Beirut getöteten Hisbollah-Anführers Nasrallah gehandelt. Israel habe gegen Mitternacht ein Treffen der Hisbollah-Führung, bei dem auch Safi al-Din dabei gewesen sei, in einem unterirdischen Bunker bombardiert, meldete die "New York Times" unter Berufung auf drei israelische Beamte. Ob Safi al-Din zu der Zeit tatsächlich in dem Bunker war, sei noch unklar. Von Israels Armee gab es zu dem nächtlichen Luftangriff zunächst keine Angaben.

Die Angriffe ereigneten sich, während Israels Truppen und Panzer zugleich gegen die Hisbollah im Südlibanon kämpfen. Erklärtes Ziel Israels ist es, die proiranische Schiitenmiliz von der Grenze zu vertreiben, damit rund 60.000 evakuierte Israelis in ihre Häuser zurückkehren können. Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude in den südlichen Vororten in arabischer Sprache zur Evakuierung aufgefordert.

Der wichtigste Grenzübergang zwischen dem Libanon und Syrien wurde am Freitag durch Beschuss abgeriegelt. Der libanesische Verkehrsminister Ali Hamieh sagte, bei dem israelischen Angriff auf die syrisch-libanesische Grenze seien Gebiete im Libanon getroffen worden. Es sei ein vier Meter breiter Krater entstanden. Israelische Kampfflugzeuge hätten einen dreieinhalb Kilometer langen Tunnel unter der syrisch-libanesischen Grenze in der Nähe des Grenzübergangs Masnaa zerstört, teilte die Armee am Freitag mit. Der Tunnel sei so geräumig gewesen, dass große Mengen von Waffen hindurchgeschleust werden konnten. Er habe auch als Lagerraum für Kriegsmaterial gedient, betonte die Armee.

Städte und Ortschaften im Norden Israels wurden am Freitag erneut mit Raketen aus dem Libanon angegriffen. Im Großraum der Hafenstadt Haifa seien 20 anfliegende Geschosse registriert worden. Auch weiter nördlich und östlich in Galiläa habe es in zahlreichen Orten Luftalarm gegeben. Ein Teil der Raketen sei abgefangen worden, der Rest sei in offenem Gelände eingeschlagen. Über Opfer oder größere Schäden teilte die Armee zunächst nichts mit.

Unterdessen wurde der bei einem israelischen Luftangriff vor einer Woche getötete Hisbollah-Chef Nasrallah an einem geheimen Ort "vorläufig" beigesetzt. Sein Leichnam solle so lange in dem vorläufigen Grab bleiben, bis eine öffentliche Trauerfeier möglich sei, hieß es am Freitag in Kreisen der Hisbollah. Grund dafür seien Befürchtungen, dass Israel während seiner Beisetzung angreifen könne.

Irans Außenminister Abbas Araghchi weilt indes zu Gesprächen im Libanon. Beobachter vermuten, dass es in den Gesprächen vor allem um die Nachfolge Nasrallahs geht. Der Iran ist engster Verbündeter der Hisbollah-Miliz, die nach dem Tod ihres Anführers enorm geschwächt ist. Vor Journalisten bekräftigte der Minister Drohungen gegen den Erzfeind Israel. "Wir haben nicht die Absicht, weiterzumachen", sagte Araghchi. "Sollte Israel weitere Aktionen gegen den Iran unternehmen, wird unsere Antwort härter ausfallen", drohte Irans Außenminister. "Unsere Reaktion wird angemessen und gut durchdacht sein", fügte er hinzu. Begleitet wurde er unter hohen Sicherheitsvorkehrungen durch die libanesischen Streitkräfte.

Der Minister wird von zwei Abgeordneten sowie dem Chef des iranischen Roten Halbmonds, einer Schwestergesellschaft des Roten Kreuzes begleitet. Laut Außenamtssprecher Baghai erhält der Libanon bei dem Besuch eine Hilfslieferung mit zehn Tonnen Nahrungsmitteln und Medikamenten überreicht. Auch eine Hilfslieferung der Vereinten Nationen erreichte am Freitag den Libanon. Sie umfasse 30 Tonnen medizinische Hilfsgüter, mit denen zehntausende Menschen behandelt werden könnten, teilte der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Hanan Balkhy, am Freitag im Onlinedienst X mit.

Der Widerstand gegen Israel wird nach den Worten des geistlichen und politischen Oberhauptes des Irans, Ajatollah Ali Khamenei, nicht nachlassen. Das gelte für die gesamte Region, sagte Khamenei am Freitag in Teheran. Israel werde niemals über die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon siegen. Beide radikale Organisationen gehören - wie auch die Houthi-Rebellen im Jemen und militante Gruppen im Irak sowie in Syrien - zur sogenannten Achse des Widerstandes, die vom Iran geführt wird.

Israel geht seit Tagen mit massiven Luftangriffen gegen die Hisbollah im Libanon vor. Die Hisbollah hatte unmittelbar nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres mit regelmäßigen Raketenangriffen aus dem Libanon eine zweite Front gegen Israel eröffnet. In den vergangenen Tagen nahm der Hisbollah-Beschuss weiter zu, insbesondere nach der Tötung von Nasrallah. In der Nacht auf Dienstag startete Israel zudem einen nach eigenen Worten "begrenzten" Bodeneinsatz im Süden des Libanon.

In Israel wird am Freitag der zweite Tag des jüdischen Neujahrsfestes begangen. Nach Irans Raketenangriffen im April waren fünf Tage bis zum israelischen Gegenschlag vergangen. Derweil hat die islamistische Hamas zu weltweiten Solidaritätsdemonstrationen von heute an bis zum ersten Jahrestag des Beginns des Gazakrieges am 7. Oktober aufgerufen.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten an jenem 7. Oktober 2023 mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den Gazakrieg. Seither greift die Hisbollah-Miliz im Libanon nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas Israel an. Auch in der Nacht heulten im Norden Israels wieder Warnsirenen, wie die Armee bekannt gab. Ein Flugobjekt, das von Osten in Israels Gebiet eingedrungen sei, sei abgefangen worden.

Smoke rises after an Israeli airstrike targeting an area in Beirut’s southern suburb late on October 3, 2024. (Photo by ETIENNE TORBEY / AFP)

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