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Diskurs und Experiment: Kunsthalle Wien startet neu durch

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Neue Kunsthalle-Direktorin Michelle Cotton hat viel vor
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"Nachhaltig, beständig, stabil und kohärent": Michelle Cotton, die neue Direktorin der Kunsthalle Wien, setzt mit ihrem im Herbst startenden Programm auf die Mission, das Haus zu einer "zentralen Institution für zeitgenössische Kunst" für die Stadt zu machen. Das am Mittwoch vorgestellte Programm sei der Beginn eines Transformationsprozesses und umfasst etwa eine große monografische Ausstellung von Aleksandra Domanović und eine Schau des Filmemachers Diego Marcon.

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In den kommenden Monaten will die Britin die Kunsthalle Wien "für neue Zielgruppen öffnen" und eine "Plattform für Diskurs, Experiment und Austausch" etablieren. "Unsere Aufgabe ist nicht nur kuratorisch, sondern wir müssen auch an der Art etwas verändern, wie wir kommunizieren", so Cotton. Das umfasst eine neue Corporate Identity genauso wie die Errichtung eines Vermittlungsraums in der bisherigen Kassenhalle und die Bespielung der Fassade auf der Rückseite der Kunsthalle im Museumsquartier. Die Zweigstelle am Karlsplatz wird ab Herbst umfassend umgestaltet und erhält mehr Ausstellungsfläche. Ab 23. Jänner 2025 werden dort zwei junge Positionen im Rahmen des Preises der Kunsthalle Wien präsentiert.

Den Anfang macht mit Domanović ab 5. September eine Künstlerin, die Wien aus ihrer Studienzeit an der Angewandten verbunden ist. Die Übersichtsausstellung im ersten Stock versammelt Skulpturen, Videos, Druck, Fotografie und digitale Medien aus fast zwei Jahrzehnten, wobei sich die Fragestellungen der gebürtigen Serbin häufig auf die Schnittstellen von Technologie, Geschichte und Kultur konzentrieren. Ab 4. Oktober präsentiert der italienische Filmemacher Diego Marcon in der Ausstellungshalle im Erdgeschoß seinen neuen Film "La Gola", der in Zusammenarbeit mit dem Centre d'Art Contemporain Genève und dem Kunstverein in Hamburg entstanden ist. Der Streifen besteht aus einer Reihe von Briefen zwischen Gianni und Rosanna, "die beide in ihre eigene Erzählung vertieft sind", wie es in der Ankündigung heißt.

Neu ist künftig die Beauftragung eines temporären, ortsspezifischen Kunstwerks für den Außenbereich des Museumsquartiers: Den Anfang macht die in Zagreb geborene Künstlerin Nora Turato, deren primäres Arbeitsmaterial "die Sprache und die Machtstrukturen sind, die mit gesprochenen und geschriebenen Formen verbunden sind". Ihr 62 Meter langes, textbasiertes Werk wird sich um die südwestliche Wand des Gebäudes erstrecken.

Die erste große Gruppenausstellung mit dem Titel "Radical Software: Women, Art & Computing 1960-1991" eröffnet schließlich am 28. Februar und versammelt Werke von rund 50 Künstlerinnen, wobei Malerei ebenso vertreten ist wie Bildhauerei, Installation, Fotografie oder Film. "Die Ausstellung betrachtet die Geschichte der künstlerischen Experimente in der Vor-Internet-Ära der Informatik aus einer feministischen Perspektive", erläuterte Cotton. Die Schau wird gemeinsam mit dem Luxemburger MUDAM (Musée d'Art Moderne) - Cottons früherer Arbeitsstätte - produziert. Die Ausstellung zum "Preis der Kunsthalle Wien" startet am 23. Jänner in der Kunsthalle am Karlsplatz. Einen Ausblick gab Cotton schon auf 2026, wo es eine große neue Ausstellung über die zeitgenössische Kunstproduktion in Wien geben werde.

Als große Neuerung präsentierte Cotton ein neues Atelier für Bildungs- und Vermittlungsprogramme, das im ehemaligen Kassenraum eröffnet. Neben Kunstgesprächen, Workshops, Vorträgen und Aktivitäten der Kunsthalle für Kinder, Jugendliche, Familien und Schulen sollen dort auch neue Inklusionsprogramme verstärkt in den Fokus gerückt werden. Darüber hinaus sei die Kunsthalle "eine der ersten Institutionen für zeitgenössische Kunst in der Stadt", die Ausstellungsinformationen in Leichter Sprache einführt.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte sich am Mittwoch begeistert von Cottons Zugang und verwies auch auf den Umstand, dass die neue Direktorin selbst aus einem nicht kulturaffinen Milieu stammt und über die Vermittlungsarbeit von Institutionen zur Kunst gefunden habe. Ein Weg, den Cotton künftig - etwa durch Kooperationen mit sozialen Institutionen - in Wien einschlagen will. "Wenn man neues Publikum finden will, muss man die Leute dort treffen, wo sie sind: physisch und intellektuell."

(S E R V I C E - )

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