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Die wilden 60er: Theater an der Wien in neuem, alten Glanz

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Ein Haus mit Terrasse ist in der Großstadt Goldes wert
©APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH
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"Es summt und brummt wie in einem Bienenstock", freute sich Stefan Herheim als Intendant des MusikTheaters an der Wien am Mittwoch bei der Präsentation seines frisch sanierten Opernhauses. Das ist allerdings nicht nur ein gutes Zeichen, hält der ursprünglich avisierte Eröffnungsreigen auf der Programmseite bekanntlich nicht. Zum offiziellen Festakt am Samstag präsentiert sich der Traditionsbau aber dennoch im neuen Stil, der in gewissem Sinne der alte ist.

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Schließlich haben die Architekten bei der ersten Generalsanierung des in Teilen denkmalgeschützten Hauses seit 1962 die Formensprache der damaligen Zeit aufpoliert, wieder ins Bewusstsein gehoben respektive neu interpretiert. Die Mosaikböden, die markanten Leuchten, der verwendete Stein - alles wirkt wie cool ins Heute gemorphte 60er-Jahre. Eine Garderobe wurde versetzt und damit der Raum verbreitert. Die Foyers sind nun größer, heller, haben den ambivalenten Charme des Abgeranzten verloren.

Eine neue, zentrale Treppe führt in den 1. Stock, wo sich der größte Hingucker des MusikTheaters an der Wien 2024 findet: die Terrasse über dem Haupteingang. Diese erlaubt einerseits Gästen im 1. Stock den Austritt ins Freie und soll möglicherweise auch untertags Gastrobesuchern offenstehen. Andererseits dient sie anlassbezogen als Regenschutz für in die heiligen Hallen Eintretende. Und die Fassade weist nun in strahlendem Weiß den Weg an den Wienfluss.

Auch im Zuschauerraum, der seine Anmutung aus dem frühen 19. Jahrhundert behalten hat, wurden Adaptionen getätigt, die aber moderater ausfallen. Im Parkett liegt nun Parkett, die Bestuhlung wurde zwar aufgemotzt, ist im Kern aber dieselbe geblieben, was auch für die oberen Ränge mit ihren legendär engen Sitzabständen gilt. So hat man die Zahl der rund 1.050 Sitzplätze im Haus halten können.

Dafür kann man den Orchestergraben nun verhältnismäßig leicht auf drei verschiedene Größen modulieren, während mittels eines elektronischen Systems namens Amadeus der Nachhall bei größeren Orchesterbesetzungen optimiert wird. Um eine Verstärkung des Orchesters oder der Sänger handle es sich dabei allerdings nicht, unterstrich Herheim. Vieles beim rund 81 Mio. Euro teuren Umbau passierte hinter den Kulissen. Dies betrifft etwa den Brandschutz, die Elektrotechnik, eine neue Heizungsanlage respektive eine neue Lüftung, die in den oberen Rängen nun auch von unten erfolgt. Und das Haus ist dank Aufzugs barrierefrei.

So eröffnet man nun am Samstag (12. Oktober) das Haus offiziell mit einem Festakt, der live in ORF III übertragen wird - ironischerweise direkt im Anschluss an die Dokumentation "Der Wienfluss". Schließlich war doch nicht zuletzt ein Wassereintritt des namensgebenden Gewässers während eines Sommergewitters mitverantwortlich dafür, dass zwar der formale Termin der Eröffnung hält, das Eröffnungsprogramm jedoch massiv aufgeweicht wurde. Mittlerweile wurde aber ein ungenutzter Kanal vom Wienfluss endgültig stillgelegt, weshalb die jüngsten Hochwasser kein Problem mehr darstellten.

Nun gibt es am Samstagabend den ursprünglich szenisch vorgesehenen Mozart-"Idomeneo" nur in einmaliger konzertanter Fassung als Kompromisstaufe. Auch die zweite einst szenisch geplante Premiere, die Schumann-Oper "Das Paradies und die Peri", wird nur an einem Abend konzertant gegeben (15. November). Die Kinderoper "Der kleine Prinz" am 13. Dezember wurde gestrichen und durch vier semiszenische Aufführungen von Elena Kats-Chernins "Der herzlose Riese" am 15. und 16. Dezember ersetzt.

Den beschwingten Start in eine neue Ära des MusikTheaters an der Wien überlässt man nach jetzigem Stand dem kommenden Jahresjubilar Johann Strauss. Dessen Operette "Das Spitzentuch der Königin" soll am 18. Jänner die erste Inszenierung im neuen-alten Haus darstellen.

(S E R V I C E - www.theater-wien.at)

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